Schlesische Nachrichten - Oberschlesien eine Region in Europa

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Schlesische Nachrichten - Oberschlesien eine Region in Europa
G 9638
Schlesische Nachrichten
Zeitung für Schlesien
Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien
Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0
Nummer 8/2006
Einzelpreis 2,00 Euro
15. April 2006
Wohin steuert Polen?
Nationalismus und Intoleranz auf dem Vormarsch
Rudi Pawelka – Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien
D
ie Übernahme der Regierungsgewalt
durch die Partei „Recht und Gerechtigkeit (PiS)“ in Polen verstärkte teilweise verdeckte Differenzen zu Deutschland, aber
auch zu Europa. Zwar blieb der ausgeprägte
Nationalismus in unserem Nachbarland
auch vorher nicht verborgen, jetzt allerdings
tritt er auch für wohlmeinende Polenfreunde
offen zu Tage. Extrem nationalistisch geprägte Kräfte können sich nunmehr durch
die Staatsführung gut vertreten sehen.
Schon während der Wahlkämpfe zum
Sejm im Frühherbst galt es für die Brüder
Kaczynski, einer jetzt mit dem Amt des
mächtigen Präsidenten der Republik ausgestattet, der andere Parteivorsitzender der
PiS, die antideutsche und antirussische Karte zu spielen sowie fundamentale Vorbehalte
gegen Europa zu artikulieren, um in der
Wählergunst zu steigen. Mit diesem Trumpf
wurde die PiS gegen alle Erwartungen stärkste Partei und überholte die in Umfragen führende liberalkonservative Bürgerplattform
(PO). Das gleiche Muster stach bei der Präsidentenwahl zwei Wochen später, auch bei
dieser Wahl zog der Kandidat der PiS, Lech
Mit dem Sterben fertig werden bedeutet noch
nicht mit dem Tod fertig werden.
Die Überwindung des Sterbens ist im Bereich
menschlicher Möglichkeiten, die Überwindung
des Todes heißt Auferstehung.
Nicht von der Kunst des Sterbens, sondern von
der Auferstehung Christi her kann ein neuer,
reinigender Wind in die gegenwärtige Welt
wehen. Wenn ein paar Menschen dies wirklich
glauben und sich in ihrem irdischen Handeln
davon bewegen ließen, würde vieles anders
werden. Von der Auferstehung leben – das
heißt doch Ostern.
Dietrich Bonhoeffer,
* 4. Februar 1906 in Breslau,
† 9. April 1945 in Flossenbürg (hingerichtet)
Auferstehender, Plastik von Herbert Volwahsen,
* 11. Oktober 1906 in Schellendorf, Krs. Goldberg
Herzliche heimatliche
Ostergrüße
Die Bundesleitung der Landsmannschaft Schlesien, Nieder- und Oberschlesien sowie die Redaktion der „Schlesischen Nachrichten“ wünschen
Ihnen ein frohes und gesegnetes Osterfest, schöne Feiertage im Kreise der
Familie und viel Freude sowie frühlingshaftes Wetter.
Kaczynski, an dem lange in Umfragen führenden Vorsitzenden der PO, Donald Tusk,
vorbei.
Deutschland und Russland sind die natürlichen Feinde Polens, so tönte Kaczynski im Wahlkampf. Von der Europäischen
Union hält man nicht viel, will allerdings
die Vorteile aus der Mitgliedschaft in Anspruch nehmen. „Die Polen interessieren
sich nicht für die Zukunft der EU, sondern
für das, was aus Polen wird,“ mit dieser Aussage schockte Kaczynski die Europäer vor
seinem Besuch im Februar in Frankreich. Offene Märkte und Sicherheit vor Russland bis
hin zur Gründung einer Energie-Nato, die
ein Beistandspakt der Europäer gegen eine
Abhängigkeit Polens von russischem Gas
werden soll; sind dabei wichtige Forderungen. Über allem steht für Polen die Selbständigkeit der Nation gegenüber Europa,
deshalb auch die Warnung vor einer Quasi-Staatlichkeit der EU, was konkret bedeutet,
keine zu engen Bindungen an Europa, auch
um die Option, sich den USA anschließen
zu können, zu erhalten. Die durch Volksentscheid in den Niederlanden und in Frankreich gescheiterte EU-Verfassung sieht die
polnische Regierung als endgültig, sie sei
nicht wiederzubeleben. Polen will dagegen
die im Vertrag von Nizza zugestandene Bevorzugung bei der Stimmengewichtung im
Europäischen Rat erhalten. „Nizza oder der
Tod“, zu diesem nationalistischen Ausspruch
ließ sich selbst der Fraktionsvorsitzende der
liberalkonservativen Bürgerplattform, Jan Rokita, in der Diskussion um die Europäische
Verfassung hinreißen.
Polnische Forderungen werden bewusst
hochgeschraubt, in der Absicht sich jedes
Nachgeben teuer abkaufen zu lassen,
warnten verschiedene deutsche Zeitungen.
Mit mancherlei derben Sprüchen wurden die Europäer in der letzten Zeit konfrontiert und so fragt man sich, wie ist dem
zu begegnen? „Wenn Vertrauen da ist, werden wir vielleicht mehr Kraft haben, das
Gute in den Beziehungen zu sehen“, bil-
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anzierte Kanzlerin Merkel nach ihrem Besuch Anfang Dezember in Warschau. Finanzielle Leistungen Deutschlands folgten
danach auf dem Fuße: Durch eine deutsche
Dauersonderzahlung von jährlich zwei
Milliarden Euro an die EU profitieren die neuen Beitrittsländer, insbesondere das größte
Land Polen, denn es gibt dadurch an die Nehmerländer mehr zu verteilen als geplant. Der
Verzicht auf weitere 100 Millionen Euro für
strukturschwache Gebiete Deutschlands zugunsten Polens war sicher ein weiterer Versuch, dieses Vertrauen zu fördern. Nach aller Erfahrung wird dies aber wieder ein vergeblicher Versuch sein. Nicht nur der tschechische Politikwissenschaftler Dolezal sieht
deutsche Entschuldigungen und Zahlungen
als kontraproduktiv an, sondern durchaus
auch deutsche Medien. „Deutsche Hilfestellungen auf dem Weg in die EU sind
schnell vergessen, ist Polen doch mit neuem Selbstbewusstsein dabei, sich neben und
auch gegen Deutschland zu profilieren“, war
das Fazit des „Kölner Stadtanzeiger“ nach
dem Besuch Kaczynskis in Berlin.
Innenpolitisch ist Polen unter der neuen Regierung inzwischen auf einem Kurs,
den wir nur mit Schrecken verfolgen können. Im Wahlkampf punktete die PiS mit einer scharfen Frontstellung gegen Kommunismus und Korruption. Nun soll eine Abrechnung mit den alten Machthabern und
mit den von ihnen in ihre Stellungen gebrachten Gefolgsleute erfolgen. Als erstes
wurde der Geheimdienst gleichgeschaltet,
jetzt folgen die Säuberungen in den staatlichen Medien, Betrieben und Verwaltungen, so dass angesehene deutsche Zeitungen von einer sich abzeichnenden „Vierten
Republik“ sprachen, die nicht mehr das Land
sein wird, das der EU vor zwei Jahren willkommen war. Wie weit das Großreinemachen reicht, zeigt der Versuch, die von der
polnischen Verfassung geschützte Unabhängigkeit der Nationalbank auszuhöhlen,
indem ein Ausschuss eingesetzt wurde, der
die Rechtmäßigkeit und Folgen aller Handlungen des Gouverneurs dieser Bank untersuchen soll. Der PiS geht es hier im Wesentlichen um die Frage, wieso große Teile des Bankwesens in ausländischer Hand
sind, was zwar westlichen Vorbildern entspricht, nationaler polnischer Denkungsart
aber zuwiderläuft.
Lange war von einer Koalition der PiS mit
der liberal-konservativen Bürgerplattform
ausgegangen worden, die sich bei der Wahl
mit 24,1 % als zweitstärkste Kraft behauptet hatte (PiS 27,8 %). Wie rigoros und unverfroren die Brüder Kaczynski trotz aller
Versprechen aber vorgehen, wenn es um die
Durchsetzung ihrer Ziele geht, zeigte sich
schon kurz nach dem Wahlgang. Entgegen
der vorherigen Zusage wählte man nicht den
Kandidaten der PO zum Parlamentspräsidenten und wollte auch von einer Koalition
nichts mehr wissen. Man suchte statt dessen das Zweckbündnis mit Parteien der extremen Rechten, mit der Liga Polnischer Familien (LPR) und der populistischen Samoobrona (Selbstverteidigung) des mehrfach
vorbestraften Bauernführers Lepper. Die polnische Regierung, aufgestellt mit drei extrem
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nationalistischen Parteien, der auch in der
Innenpolitik das Wort Toleranz ein Fremdwort zu sein scheint, wird sicher ein ständiger Unruheherd bleiben.
Ob deutsche Polenpolitik weitergeführt
werden kann wie bisher, darf bezweifelt werden. Für verständigungsbereite Deutsche haben sich die Zeiten wohl entscheidend geändert. Offene Fragen aus der Vertreibung
jetzt anzusprechen, wird noch schwerer. Ein
Zentrum gegen Vertreibungen ist Präsident
Kaczynski ein Greuel, denn für ihn wird damit die deutsche Schuld relativiert und verschleiert, wer Opfer und wer Täter war. In
diesem Punkt gehen im Übrigen polnische
Medien davon aus, dass sein Besuch in
Deutschland erfolgreich war, denn die deutsche Kanzlerin soll die Zusage gegeben haben, das Zentrum gegen Vertreibungen in
der geplanten Form nicht zu unterstützen.
Hart ist auch die Ablehnung in der Frage
der Entschädigung für das Eigentum der Vertriebenen. Für fragwürdige Ansprüche von
polnischer Seite streitet Kaczynski dagegen
mit Härte. So machte er als Stadtpräsident
von Warschau eine Forderung von 45 Milliarden EURO für deutsche Kriegszerstörungen geltend, die er jetzt bis zum Vorliegen
von Klagen deutscher Vertriebener zunächst
auf Eis legte. Als die sogenannte „Polnische
Treuhand“ unlängst mit einem antideutschen
Propaganda-Plakat aus dem Zweiten Weltkrieg um Unterstützung warb, zitierte die
größte polnische Zeitung, die „Gazeta Wyborza“, den Präsidenten mit den Worten:
„Ich identifiziere mich voll mit dieser Organisation.“ Es störte ihn auch nicht, dass
auf dem Plakat eine Hand mit einem Hakenkreuz zu sehen ist, die nach einer Industrieanlage greift und als Untertitel die
Aussage „Finger weg 1939-2005“ trägt. Die
Vorsitzende der „Polnischen Treuhand“, die
Senatorin Arciszewska-Mielewczyk von
der PiS erläuterte hierzu in einem Interview,
dass der Kampf mit den Deutschen noch andauere und das Problem aktuell sei. Die Organisation war auch schon früher als Initiator spektakulärer Aktionen in Erscheinung
getreten (z. B. Verbrennung einer Strohpuppe
in Danzig, die die BdV-Präsidentin Steinbach darstellte).
Auch ihre Forderungen muten obskur an.
Es geht ihr um Entschädigungen für von
Deutschen vertriebene Polen, die zwar seit
1945 keine Vertriebenen mehr sind, die aber
für die Entbehrungen davor Ansprüche stellen. Dass die dubiose „Polnische Treuhand“,
die u. a. gegründet wurde, um der Preußischen Treuhand entgegenzuwirken, sich
staatlicher Anerkennung erfreut, ist eine Paradoxie, die ein weiteres fragwürdiges Licht
auf Polen wirft. Für die Vertriebenen, insbesondere für die Preußische Treuhand bei
uns, die sich auf seriöse Weise nach
rechtsstaatlichen Prinzipien um eine gemeinwohlverträgliche Lösung berechtigter
Anliegen aus der Vertreibung bemühen, ist
dies ein offener Affront und beleidigend zugleich.
Es fällt schwer, mit Zuversicht in die
deutsch-polnische, ja in die polnisch-europäische Zukunft zu blicken. Was not tut,
ist, nicht mit weiteren Wohltaten Polen versöhnlich zu stimmen, denn das ist nach aller Erfahrung kein probates Mittel. Nötig ist
ein Schulterschluss, der Polen klarmacht,
dass die EU nicht allein der Erfüllung nationaler Begierden dient. Es darf auch keinen Rabatt geben von den Kriterien, die bei
der Aufnahme des Landes in die EU zugrunde gelegt wurden. Solange in Deutschland allerdings die Tendenz besteht, alle Provokationen einfach hinzunehmen, werden
Verhaltensänderungen der anderen Seite
nicht zu erwarten sein, die Spannungen zwischen den Völkern eher wachsen.
Schlesische Notizen
„Fest an der Seite der Heimatvertriebenen, deutschen Spätaussiedler und deutschen Minderheiten“; eine Verlautbarung
der Arbeitsgruppe Vertriebene und Flüchtlinge der CDU/CSU-Bundestagsfraktion,
durch deren Vorsitzenden Jochen Konrad
Fromme, MdB. Unter dem Titel „Förderung
der Erhaltung und Auswertung deutscher
Kultur und Geschichte“ ist der Etatentwurf
für das Jahr 2006 um eine Million Euro erhöht worden. „In den vergangenen sieben
Jahren“, wie Fromme ausdrücklich feststellt,
„war der Haushalt des § 96 BVFG zum ‚Steinbruch’ geworden. Standen im Bundeshaushalt 1998 noch 23,5 Millionen Euro für
die Förderung der Kulturarbeit zur Verfügung,
so wurde dieser Bereich auf 12,9 Millionen
Euro im Haushalt 2005 und damit um 45 Prozent gekürzt“. Das Kürzungsmarathon ist
jetzt endlich für beendet erklärt worden. „Die
Träger der Kulturarbeit nach § 96 BVFG erhalten durch die Entscheidung für eine Erhöhung der finanziellen Mittel wieder eine
Perspektive und neuen Schwung“, wie es
in der Erklärung heißt.
Ein deutscher Schriftsteller aus Oberschlesien, der gerne ein Pole sein möchte. Er heißt Horst Eckert, geboren am 11.
März 1931 in Hindenburg OS. Zu seinem
75. Geburtstag ließ er die Medien nach seiner Auskunft berichten: „in dem polnischen
Ort Zabrze geboren. Mit 15 Jahren flüchtete er mit seinen Eltern nach Deutschland“. In dem von Horst Eckert in „Kürchners–Literatur-Kalender“, dem öffentlich
über die Schriftsteller Auskunft gebenden
Buch, heißt es, dass Horst Eckert in Hindenburg OS geboren ist. 1927, so ist es
bekannt, wurde Zaborze, in diesem Ortsteil Hindenburgs wurde er geboren, als
Stadtteil in die Großstadt Hindenburg eingemeindet. Noch während des Ersten
Weltkrieges wurde der Gemeinde Zabrze
der Name des siegreichen Generalfeldmarschalls Paul von Hindenburg verliehen.
Kein Zweifel: Zaborze und Zabrze sind slawische, d.h. polnische Namen, aber die
Einwohner stimmten am 20. März 1921 mit
überzeugender Mehrheit für Deutschland
und nicht für Polen. Das Pseudonym Ja-
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nosch, unter dem der Schriftsteller bekannt
und auch als Kinderbuchautor berühmt geworden ist, soll polnisch klingend eine polnische Herkunft des Horst Eckert signalisieren.
●
„Die Bilder von einem europäischen
Strom“, dies die Ankündigung einer Ausstellung über die Oder vom 27. April bis
11. Juli 2006 in der ehemaligen Reithalle
auf dem Campus der Europa-Universität
Viadrina in Frankfurt an der Oder. Europäischer Strom, ein schöner, der Oder geziemender Name. Aber gleichzeitig ist zu
lesen, dass es nicht mehr stimme, die
Oder einen deutschen Strom zu nennen.
Warum eigentlich nicht? Der Rhein ist nach
wie vor ein deutscher Strom, obwohl der
Rhein in der Schweiz entspringt und in den
Niederlanden in die Nordsee mündet. Die
Oder durchfließt Schlesien, die Mark
Brandenburg und Pommern. Die Polen
nennen die Oder Odra und einen polnischen Strom. Warum sollen wir die Oder
nicht einen deutschen Strom nennen dürfen? Heute ist die Oder zusammen mit der
Görlitzer Neiße als deutscher Strom zur
Grenze erklärt ein deutscher Schicksalsstrom geworden.
●
Kaugummi aus dem Kreise Brieg.
Standort einer Produktionsstätte für Kaugummi soll das frühere Flugplatzgelände
Hermsdorf, polnisch jetzt Skarbimierz,
werden. Der Londoner Konzern Cadbury
Schweppes ist der Bauherr des Projektes.
Weltweit ist der Konzern in 35 Ländern vertreten, zählt im ganzen 50 000 Beschäftigte und einen Marktanteil von 11,5 Milliarden Pfund, wie das „Schlesische Wochenblatt“ – jüngst berichtet hat. Es sollen Arbeitsplätze in Hermsdorf für 300 bis
500 Menschen gewonnen werden. Sowohl
die Wojewodschaft in Oppeln als auch die
Kreisverwaltung von Brieg, haben dringend
notwendige Verbesserungen der Infrastruktur zugesagt. Vor zwölf Jahren hatte sich der Londoner Konzern bereits in
der Nähe von Breslau angesiedelt. Jetzt
wurde der Investorenvertrag im Brieger
Schloss unterzeichnet.
●
Breslaus bekanntestes Hotel in der
Hand der nationalen Hotelkette „Orbis“
soll verkauft werden. Dringlich ist jedoch
eine überfällige Renovation. Es gibt bequemere und luxuriösere Hotels in Breslau, aber die geradezu berühmte einstige
Tradition des „Monopol“ zählt immer
noch. Zur Zeit wird das Hotel „Monopol“
an der Schweidnitzer Straße nahe der Oper
von Franzosen betrieben. Man sucht einen Käufer, weil „Orbis“, das bereits über
mehrere Hotels in Breslau verfügt, dieses
alt gewordene Hotel abstoßen will. Für jeden mit „Gruß Brassel“ verbundenen
Schlesier ist das „Monopol“ ein fester und
geschätzter Begriff.
SN
Polnisches
Wird deutsch-polnischer Brückenbau
abgebrochen? Zuerst kam die Nachricht
aus Lubowitz, dass die weitere Existenz der
kulturellen Begegnungsstätte in Frage gestellt sei. Mit der Folge, dass die Position
des sehr gut arbeitenden Geschäftführers,
des doppelsprachigen Adrian Sobek gekündigt werden müsse. Jedenfalls steht leider schon fest, dass die Etatmittel um die
Hälfte gekürzt werden, so dass aus der
Ganztagskraft eine Halbtagskraft geworden ist. Nun sorgt man sich um die Existenz des Hauses für deutsch-polnische Zusammenarbeit in Gleiwitz. Diese erfolgreiche Institution ist von einer Schließung bedroht. Gewiss, es darf nicht verschwiegen
werden, dass sich eine in die Hunderttausend gehende Summe an Schulden angehäuft hat. Diese seien durch zu weitgesteckte Planungen, zum Beispiel eine
Nebenstelle in Oppeln, ausgelöst worden.
Aber Schuld trägt auch die Umorganisation einer finanziellen Unterstützung nicht
mehr unmittelbar aus Quellen der Bundesrepublik Deutschland, sondern durch Gelder der Stiftung Schlesien in Oberschlesien
und deren Autonomie.
●
Sejm-Abgeordneter Henryk Kroll (über
den deutschen Vornamen und ihn zu verwenden hat es Protest gegeben!) und der
2005 gestorbene sehr tüchtige Leiter der
Gleiwitzer Einrichtung Thaddäus Schäpe,
hatten ein Verhältnis der Spannung.
Außerdem gibt es einen ständigen Konflikt
zwischen den Sejm-Abgeordneten und Professor Gerhard Bartodziej, Senator a.D., der
als Vorsitzender des Trägervereins für Gleiwitz sein Amt hat. Peinlich, dass persönliche Aversionen darüber bestimmen, ob
eine so wichtige und notwendige Arbeit eines Brückenbaues in der Republik Polen
für die deutsche Minderheit im Augenblick
nicht nur behindert wird, sondern ganz zusammenzubrechen droht.
●
Das stolze, selbstzufriedene Ich des polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski. Aus den vielen Interviews, die der
neue polnische Staatspräsident deutschen Journalisten im Zusammenhang mit
seinem Zwei-Tage-Aufenthalt in Berlin gegeben hat, lässt sich ablesen: Ich, und das
soll heißen, wir Polen haben zwei ewige
Gegner, ja Feinde, und das sind die Deutschen und die Russen. Beide Völker und
Regierungen haben das zu tun, was wir
wünschen. Aktuell bedeutet das: kein Zentrum gegen Vertreibungen und keine Gasleitung durch die Ostsee. Was nun
Deutschland betrifft: „Umsiedlungen sind
sicher etwas Schlechtes, aber nicht so
schlimm wie die Bombardements von
Großstädten“. Hier ist Widerspruch die Antwort, denn beides ist menschenmordend,
die Vertreibung nicht minder ein Verbrechen
als das Bombardement der Städte. Vertreibung, dieses Wort, diesen Begriff kennt
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der polnische Staatspräsident nicht. Zum
Zentrum gegen Vertreibungen: hier erwartet Kaczynski ein geschlossenes Nein aller politischen Parteien, aber das gebe es
bis heute nicht. Kurzformel: die Deutschen
haben das zu leisten, was wir Polen für richtig halten.
●
Polens Europa-Kurs. Rückblickend auf die
Besuche von Lech Kaczynski in Paris und
Berlin schrieb die „Süddeutsche Zeitung“
in München: „Der Präsident bekennt sich
also nur zu Europa, wenn es Polen nützt.
Wenn Kaczynski überhaupt einen Europa
politischen Kurs verfolgt, dann ließe sich
der zusammenfassen: viel bekommen,
nichts geben und viel verhindern.“
●
Eine Lawine losgetreten. Der soeben zum
Kardinal ernannte Erzbischof von Krakau,
Stanislaw Dziwisz, zuvor Jahrzehnte in Rom
die rechte Hand von Papst Johannes Paul
II., fordert eine Aufklärung über das Verhalten des polnischen Klerus während der
kommunistischen Diktatur. In der deutschen
Presse lauteten die Überschriften „Kirchenskandal in Polen“, „Priester sollen ihre
Glaubensgenossen ausspioniert haben“,
„Spitzel unter Brüdern“. Es war zu lesen,
dass man mit einer Zahl von 15 Prozent derartiger Zuarbeiter innerhalb der katholischen Kirche Polens für die kommunistische Staatspartei während der 40 Jahre der
Diktatur rechne. Die polnische Bischofskonferenz erklärte bereits: „Wir bitten vor
allem jene um Vergebung, die aus diesem
Grund Leid und Unrecht erlitten haben“.
●
„Volk der Helden und Opfer“, so das „romantische Selbstbild der polnischen
Rechten, das nach den polnischen Teilungen im 19. Jahrhundert entstanden ist“. Ein
Zitat aus einem Bericht von Thomas Urban
aus Warschau in der „Süddeutschen Zeitung“. An diesem Bild darf nicht gerüttelt
werden, eine Vorstellung von „guten Deutschen“, die die Verantwortung für den Krieg
und seine Folgen anerkennen“, darf es nicht
geben“. Ferner heißt es: „Adam Krzeminski,
Deutschland-Experte der liberalen Zeitschrift ‚Polityka’ empfiehlt seinen Landsleuten immer wieder, die deutschen Bemühungen um Vergangenheitsbewältigung zu würdigen. Krzeminski wird deshalb
vom nationalistischen Sender ‚Maryja’
ausgepfiffen“. Es ist derselbe Sender ‚Maryja’, der Lech Kaczynski als Staatspräsidenten propagandistisch empfohlen hat.
SN
Schlesische
Gedenktage
2006
27. April 1956, Nürnberg
50. Todestag von Constantin von Collande – Maler und Graphiker – aus Kreis
Militsch-Trachenberg
Teil 5 folgt
POLITIK / LESERBRIEFE
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Leserbriefe
Minderheitengesetz
(zu SN 2 und 4 / 2006)
Kritisches
zum Minderheitengesetz
Sie berichteten in den SN 2 und 4 / 2006,
dass keine von den 28 Gemeinden, in denen es laut Minderheitengesetz möglich
ist, die Zweisprachigkeit einzuführen, die
notwendigen Verwaltungsmaßnahmen
ergriffen hat, und dass nicht viele von den
28 Gemeinden einen Antrag gestellt haben.
Hiermit informieren wir Sie, dass am
30. Juni 2005 der Gemeinderat unserer
Gemeinde beschloss, einen Antrag auf die
Einführung der deutschen Sprache als
Hilfssprache zu stellen.
Am 25. Januar 2006 wurde unsere Gemeinde offiziell als Gemeinde, in der man
die deutsche Sprache als Hilfssprache benutzen kann, eingetragen.
Unsere Gemeinde hat auch vor, doppelte Ortstafeln einzuführen.
An unserem Gemeindeamt hängen
außer den polnischen Amtstafeln auch
deutschsprachige Tafeln.
Helena Rogacka
Bürgermeisterin der Gemeinde
Chronstau
Das vor einem Jahr vom polnischen
Parlament beschlossene Minderheitengesetz ruft Kritik hervor! Hier einige Beispiele:
Im Art. 5 des Gesetzes, wird „die Anwendung von Mitteln verboten, die die Assimilierung der zur Minderheit gehörenden
Personen zum Ziele hat, wenn diese Mittel
gegen ihren Willen angewandt werden.“
Mit anderen Worten: die zur Minderheit
gehörenden Personen dürfen dennoch assimiliert werden, wenn sie dagegen nur keinen Einspruch erheben, diese Mittel nicht
allzu drastisch zu spüren bekommen, sie
nicht bemerken oder sich dagegen
widersetzen oder am besten, wenn sie
überhaupt keinen diesbezüglichen Willen
bekunden würden.
Die Art. 10 und 13 des Gesetzes regeln
das Problem der doppelsprachigen Ortsschilder und des Gebrauchs der Minderheitssprache als Amtssprache; aber bevor diese Artikel umgesetzt werden könnten, müsste vorerst ein Zustimmungsbeschluss der Mehrheit des jeweiligen Ge-
Postkommunistischer polnischer Funktionär:
Deutsche Frauen vergewaltigen Rotarmisten …
Den von der deutschen Kommunistin Klara Zetkin propagierten „Weltfrauentag“ am
8. März nahm der Vize-Oberbürgermeister von Stolp, der Postkommunist Andrzej Obecny, zum Anlass, um zu verkünden, dass deutsche Frauen beim Einmarsch der Sowjetarmee, deren Soldaten
„zur Prostitution nötigten“. Das empörte
gar die nationalistisch-katholische „Liga
Polnischer Familien“ (LPR), die bei der
Staatsanwaltschaft Strafantrag stellte.
Der Kommunalpolitiker bezeichnete dies
als „historische Wahrheit“.
Obecny belehrte die Zeitung „Glos Pomorza“ (Stimme Pommerns), die über Vergewaltigungen in der Otto-Kirche berichtet hatte, wohin sich viele deutsche Frauen geflüchtet hatten. Die „Liga“ erklärte
darauf hin, dass just am 8. März die sowjetische Soldateska die Stadt in Brand
setzte und das Morden und Vergewaltigen
begann.
Jetzt redet sich der Vize-OB heraus,
dass er eine Arbeit polnischer Historiker
zugrunde seiner Äußerungen legte und dabei Stolp mit Breslau verwechselte.
Es meldete sich Prof. Teresa Kulak von
der Universität Breslau zu Wort: „Die Soldaten der Roten Armee hatten die Erlaubnis zur Vergewaltigung der Frauen in
allen deutschen Gebieten und taten dies
in jeder eroberten Stadt. „Natürlich habe
es auch Fälle gegeben, wo deutsche Frau-
en freiwillig ein Verhältnis mit Rotarmisten hatten, „um zu überleben.“
Auch das größte bürgerliche Blatt Polens „Rzeczspospolita“ (Die Republik) in
Warschau widmete der Sache einen kritischen Dreispalter. Aus ihm geht hervor,
dass bis nach der „Wende“ in Stolp der 8.
März auch als „Tag der Befreiung“ durch
die Sowjetarmee abgefeiert wurde. Dies mit
sowjetischer Beteiligung.
In diesem Zusammenhang wird an die
Stalinära in Oberschlesien erinnert. In einigen oberschlesischen Städtchen wählte am „Weltfrauentag“ der städtische
Parteisekretär jene Frauen und Mädchen
aus, die beim Einmarsch der Sowjets von
Schlesische Nachrichten 8/2006
meinderates gefasst werden: wie kann aber
dieser zustande kommen, wenn die Minderheit kaum 20 % der Gemeindebevölkerung ausmacht (derselbe Proporz herrscht
im Gemeinderat) ? !
Gerechter und den Minderheiten entgegenkommend wäre es, wenn diese Artikel bloß aufgrund der gesetzlichen 20-Prozent-Klausel angewendet werden könnten
ohne den unsicheren Beschluss der Mehrheit der Ratsmitglieder zu erhoffen!
Laut des Gesetzes (Art. 23, 24) soll über
die Minderheiten begutachtend und beratend ein gemeinsamer Ausschuss der Regierung und der nationalen und ethnischen
Minderheiten wachen; dieser Ausschuss besteht aus den Vertretern von zehn Ministerien und drei anderen hohen staatlichen Organen!
Dass diese große Zahl der ministeriellen
Vertreter im Ausschuss zu einer riesigen Bürokratisierung bei der Abwicklung der Angelegenheiten der Minderheiten führen würde, unterliegt keinem Zweifel.
Dieser Fragenkomplex dürfte ehrlicherweise nur von e i n e m Ministerium geregelt werden. Die Zahl der deutschen Gemeinden macht kaum etwas über 1 / 100 aller polnischen Gemeinden aus – und so ein
großer Aufwand an Bürokratie …
Erhard Bastek, Beuthen O/S
diesen vergewaltigt wurden. Sie mussten
just am „Weltfrauentag“ Kränze auf den
Graäbern der Rotarmisten niederlegen!!!
Ergänzt sei, dass massenweise auch
Polinnen von der Sowjetsoldateska dieses
Los der Vergewaltigung erleiden mussten.
Darüber schrieb bereits in den 50er Jahren im Londoner Exil der Schriftsteller Roman Orwid-Bulicz im Buch „Wenn Morgen
der Krieg beginnt“. Darüber schrieb auch
die postkommunistische „Polityka“ (Warschau), dass Sowjetsoldaten noch lange
nach dem II. Weltkrieg in der Industriegroßstadt Lodz unter den Textilarbeiterinnen „hausten“, bis dann täglich ein Sowjet
auf Nimmerwiedersehen verschwand.
Und: Eine polnische Sozialistin meinte erst
unlängst, dass alles in Polen, was Röcke
trug, den nächsten Baum suchte, wenn
Rotarmisten auftauchten …
Joachim Georg Görlich (SN)
Resolution
Anlässlich des Aufmarsches türkischer Nationalisten in der Berliner Innenstadt
erklärt die gleichzeitig tagende Bundesversammlung des Bundes der Vertriebenen:
Reaktionäre türkische Kräfte haben in Berlin ein verheerendes Signal für Menschenrechtsverletzungen und die Leugnung von Vertreibungen und Völkermord
gesetzt. In einem menschenverachtenden
Ausmaß werden sie durch die systematisch geplanten Massaker an den Armeniern im Jahre 1915 bis hin zur Negierung
umgedeutet.
Die Bundesversammlung des Bundes der Vertriebenen stellt sich solidarisch auf die Seite
der Opfer jeder Vertreibung, jeder Flucht und
jedes Völkermords; heute insbesondere an die
Seite der Armenier. Mit der Erfahrung des eigenen Leides können wir mitempfinden, was
es für die Opfer bedeuten muss, wenn dem eigenen Schicksal keine Empathie und keine
Wahrhaftigkeit entgegengebracht wird.
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POLITIK / ZEITGESCHEHEN
BdV Nordrhein-Westfalen
sieht mutig in die Zukunft
Hans-Günther Parplies
und Armin Laschet
Hans-Günther Parplies bestätigt
Minister Laschet: Spätaussiedler sind willkommen
Mit Mut und Optimismus kann der BdV-Landesverband Nordrhein-Westfalen in die Zukunft sehen. Bei der Landesdelegiertenversammlung gab es zunächst Lob vom teilnehmenden nordrhein-westfälischen Integrationsminister Armin Laschet, gute
Nachrichten überbrachte auch Ministerialrat Johannes Lierenfeld aus der Staatskanzlei, der die Wiederaufnahme der Förderung des Landes für das ostdeutsche Kulturerbe ankündigte. Am Nachmittag bestätigten die Delegierten den Landesvorsitzenden Hans-Günther Parplies mit überwältigender Mehrheit im Amt und wählten
zugleich drei Kandidaten unter dreißig Jahren in den Landesvorstand.
„Deutschland braucht ein kinder- und familienfreundlicheres Klima. Nur dann werden sich wieder mehr junge Menschen für
ein Leben mit Kindern entscheiden. Als Vorbild können uns hier die Zugewanderten –
vor allem auch die Rußlanddeutschen – dienen, denn sie wissen, dass Familie Freude
macht“, erklärte Integrationsminister Armin
Laschet in seinem Grußwort zu Beginn der
Landesversammlung in Düsseldorf. Der Minister betonte die Bedeutung von Aussiedlern für unsere Gesellschaft. Laschet
unterstrich dabei auch die langjährige, vorbildliche Arbeit des Bundes der Vertriebenen. Der Minister sicherte zu, dass sich die
Landesregierung auch weiterhin für die Belange des BdV bei der Integration der Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler einsetzen werde.
Eine beachtliche Bilanz der Arbeit aus
den letzten Jahren konnte der Landesvorsitzende Hans-Günther Parplies in seinem
Rechenschaftsbericht ziehen. Dabei stellte er die Situation nach der Landtagswahl
in Nordrhein-Westfalen besonders heraus.
„Unsere Arbeit wird seit dem Regierungswechsel von einem ganz neuen Politikgefühl gestützt“, kennzeichnete der Landesvorsitzende die Situation im größten
Bundesland. Die langjährige Überzeugungsarbeit in Parlament und Verwaltung
trage nun Früchte. Das ost- und sudetendeutsche Kulturerbe sei jetzt auch organi-
satorisch und administrativ dort angesiedelt, wo es inhaltlich schon immer seinen
Platz gehabt habe, nämlich in der Abteilung
für die allgemeine Kulturpolitik. Das werde
sich nun auch in der Förderung der ostdeutschen Kultur bemerkbar machen. Die
Landesregierung habe die wichtigsten Zusagen gegenüber den Vertriebenen eingehalten, es gelte nun die neuen Spielräume
und die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen.
„Sehen wir mit Mut und Optimismus in
die Zukunft“, rief Parplies den Delegierten
zu und forderte die Delegierten aus den 59
Kreisverbänden, 15 landsmannschaftlichen Landesgruppen und vier außerordentliche Mitgliedsverbänden dazu auf, die
gegebene Situation zu nutzen, die eigene
Arbeit neu zu festigen, der jungen Generation eine Chance zu geben und zuversichtlich und positiv gestaltend an die Aufgaben heranzugehen.
Mit überwältigender Mehrheit wurde
Hans-Günther Parplies, den die Bundes-
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versammlung nur eine Woche zuvor ebenso überzeugend als Vizepräsident bestätigt
hatte, erneut zum Landesvorsitzenden gewählt. Auch bei den stellvertretenden Vorsitzenden gab es keine Überraschungen.
Für den aus beruflichen Gründen ausscheidenden Hagen Jobi wählte die Versammlung den rußlanddeutschen Dr. Heinrich Neugebauer, Krefeld, mit einem auffallend guten Ergebnis in den geschäftsführenden Vorstand. Damit setzten die Delegierten ein deutliches Signal, sind doch
die Deutschen aus Rußland erstmalig in der
über fünfzigjährigen Geschichte des Landesverbandes nun auch im engeren Vorstand vertreten. Heinrich Neugebauer versieht das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden gemeinsam mit Roswitha Möller,
Münster, und Rüdiger Goldmann, Düsseldorf. Mit einem herausragenden Ergebnis
wurde
der
Schatzmeister,
Rainer
Schwandt, Mönchengladbach, gewählt,
dessen Konsolidierungskurs damit eine
deutliche Stärkung erfuhr.
Mit Eleonora Faust, David Bergius und
Michael Weigand zeichnete die Versammlung drei junge Kandidaten mit ihrem Vertrauen aus und folgte bereitwillig dem Appell des Landesvorsitzenden, der jungen
Generation eine Chance zu geben. Beauftragter für die junge Generation wird nur einer der drei sein, die beiden anderen werden sich in die inhaltliche Arbeit stürzen. Damit hat die Landesversammlung nicht nur
ein wichtiges Signal gegeben, sondern einen großen Schritt im Blick auf den Generationswechsel im Verband getan.
Mit Mut, Zuversicht und Optimismus gehen die Delegierten in die kommenden Jahre. Dieses Signal setzten auch die in die Zukunft gerichteten Anträge, die von die Versammlung einstimmig beschlossen wurden.
(Die Texte sind im Internet unter www.bdvnrw.de abrufbar). Sie beschäftigen sich
schwerpunktmäßig mit der Bildungspolitik,
der Volksgruppenproblematik und den
Deutschen aus Rußland und weisen damit
in die Zukunft.
Markus Patzke
Nachrichten aus Görlitz
Aus der Sächsischen Zeitung für die schlesische Region Görlitz
✍ Görlitzer Schülerin darf mit der Philharmonie spielen. Judith Wehrle hat gezeigt, dass sie die beste Nachwuchs-Holzbläserin ist. Sie belegte den ersten Preis
beim Regionalausscheid „Jugend musiziert“. Danach wurde sie als Beste zum
Vorspiel um den Jugend-Europera-Förderpreis nach Hoyerswerda geschickt. Sie
spielte auf der Querflöte den ersten Satz
aus Concerto g-moll von Johann Quanz
und den dritten Satz aus der Suite op. 116
von Benjamin Godard. Auch hier war sie
die Beste und so wird sie, der Tradition
folgend, am 23. April 2006 beim Eröffnungskonzert der Hoyerswerdaer Musikfesttage mit der Neuen Lausitzer Philharmonie musizieren.
✍ Heiliges Grab zieht an. Das Kulturhistorische Museum Görlitz präsentiert
gegenwärtig die Geschichte und Ge-
schichten vom Heiligen Grab der Neißestadt in Brüssel. Aus der eigenen Sammlung des Museums und aus Beständen des
Görlitzer Ratsarchivs und der Oberlausitzischen Bibliothek können sich die Besucher wertvolle Archivalien ansehen.
Auch hochkarätige Leihgaben der Evangelischen Kulturstiftung sind zu sehen.
✍ Herberge zum Heiligen Grab. In einem
einstigen Gasthof am Obersteinweg sollen eine Herberge für Pilger und ein Therapiezentrum entstehen. Den Mut zu dieser Sanierung hat Eveline Krug. Wo heute Ruinen stehen, möchte Eveline Krug an
jene Geschäftigkeit anknüpfen, die hier Anfang des 20. Jahrhunderts in Haus und Hof
gewesen sind. Hier soll die Herberge „Zum
Heiligen Grab“ entstehen. Die Jacobsmuschel am Fassadenrand soll dem Pil-
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ZEITGESCHEHEN / LM SCHLESIEN
6
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ger anzeigen, dass er hier auf dem Weg
nach Santiago de Compostela ist. Bis zum
Kulturhauptstadt-Jahr will Eveline Krug mit
der Sanierung fertig sein.
✍ Der historische Postplatz entsteht am
anderen Neißeufer. Im vergangenem Jahr
gruben hier noch Archäologen nach
Schätzen vergangener Zeit, nun sind die
Tiefbauer am Werk. Gleich hinter der Dreiradenmühle auf polnischer Seite entsteht
eine Tiefgarage. Die vorbereitenden Arbeiten laufen bereits. Danach soll rund um
die Postmeilensäule der alte Postplatz neu
entstehen, mit Geschäften im Erdgeschoss
und Wohnungen darüber.
✍ Von Chabarowsk nach Görlitz. Pädagoginnen und Psychologinnen aus
Russland informierten sich über die Jugendarbeit in Görlitz. Jugendhilfe im Fernen Osten, Chabarowsk ist 12 500 Kilometer von Görlitz entfernt, sei aber auch
nicht viel anders als bei uns, meinte die
Leiterin der Gruppe Irina Tajenrowa. Die
sechs russischen Gäste arbeiten in einem
Jugendhilfezentrum. Nach ihrer Ankunft in
Frankfurt am Main erhielten sie Einblick
in die Arbeit von Streetworkern in Frankfurt und Dresden, ehe sie nach Görlitz kamen. In Görlitz besuchten sie den Club der
Scultetusschule, das Förderschulzentrum und die Freie Evangelische Grundschule. Sie führten auch ein Gespräch mit
einem Jugendrichter. „Da stießen zwei
Welten aufeinander“, meinte dazu der Betreuer der Gruppe Enno Deege, ein einheitliches Jugendrecht gebe es in Russland noch nicht. Sie würden viele Anregungen mit nach Haus nehmen, meinte Irina Tajenrowa.
✍ „Eine Flagge für Tibet“ hisste Oberbürgermeister Joachim Paulick zusammen
mit Tierparkdirektor Axel Gebauer .am Görlitzer Rathaus. Damit sollte Solidarität mit
Tibet gezeigt werden. Hintergrund ist eine
parteiübergreifende
Resolution des
Bundestages, an der sich seit 1996 eine
ganze Reihe von Kommunen beteiligen.
Görlitz ist zum zweiten Mal dabei. Immerhin haben die Görlitzer ein ganz besonderes Verhältnis zu Tibet. Entsteht doch
im Naturschutz-Tierpark derzeit ein tibetisches Dorf nach originalem Vorbild. Und
dass zwei Yaks (langhaariges Rind) bei der
Flaggenhissung zuschauten, ist für
Deutschland sowieso einmalig.
✍ Ein neuer Kammweg durch die Euroregion führt vom Sommer an von
Hinterhermsdorf in der sächsischen
Schweiz zunächst über tschechisches Gebiet, dann durch den Naturpark „Zittauer
Gebirge“ und weiter auf tschechischer Seite bis nach Spindlermühle. Ein kleines
Wegstück, der Abschnitt vom neuen
Grenzübergang Kleiniser bis zum Grenzübergang Jakobsthal/Harrachsdorf im
Isergebirge führt er über polnisches Gebiet. Das Besondere an diesem Kammweg: Auf seiner ganzen Länge gibt es jeweils eine Trasse für Wanderer, eine für
Radfahrer und einen Skiwanderweg. Die
Trasse soll durch ein einheitliches Logo gekennzeichnet werden.. Die interessanteste
Wegeverbindung ist bei Radlo im Isergebirge eine Fußgängerbrücke über einen
Taleinschnitt der Landstrasse nach Gablonz. Im nächsten Schritt sollen jetzt auch
touristische Angebote für die Wanderroute
erarbeitet werden. Einbezogen werden
dann auch Beherbergungsstätten.
BUNDESMITARBEITERKONGRESS
der Landsmannschaft Schlesien,
Nieder- und Oberschlesien e.V.
Wichert-Haus in Görlitz
Stiftung Wichernhaus, Johannes-Wüsten-Straße 23, 02826 Görlitz
Sonntag, den 28. Mai 2006
Weitere Auskünfte: Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft Schlesien,
Nieder- und Oberschlesien e.V., Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter,
Tel.: 0 22 44 – 9 25 90, Fax: 0 22 44 – 92 59 290
Teilnehmer des Bundesmitarbeiterkongresses müssen grundsätzlich Mitglied
der Landsmannschaft Schlesien sein. Für die Teilnahme ist eine schriftliche
Anmeldung über die Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft Schlesien
erforderlich. Einlass nur mit Einlasskarten, die von der Bundesgeschäftsstelle namentlich herausgegeben werden.
Schlesische Nachrichten 8/2006
Wer betreut zukünftig
die Schlesischen
Heimatstuben?
Das Präsidium des Schlesischen Kreis-,
Städte- und Gemeindetages (SKSG) kam
zu einer Sitzung zusammen, um über die
nächste Jahresversammlung zu beraten.
Sie soll am 7. und 8. Oktober 2006 in Görlitz stattfinden. Das wichtigste Thema wird
dabei die Eröffnung des Schlesischen Museums im Schönhof sein, dessen Funktion der Kulturreferent für Schlesien, Dr.
Michael Parak, den Delegierten erläutern
wird. Ein weiteres Thema wird die Möglichkeit einer Einzelmitgliedschaft im
SKSG sein, denn zur Zeit ist der SKSG eine
Arbeitsgemeinschaft schlesischer Heimatkreisgruppen. Beim SKSG haben sich
aber eine ganze Reihe von „Mitstreitern“
gemeldet, die an der deutsch-polnischen
Verständigungsarbeit, die der SKSG verfolgt, sich beteiligen möchten. Das allerdings muss noch satzungsmäßig möglich
gemacht werden.
Ein weiteres Thema der nächsten Jahresversammlung wird die Sicherung der
schlesischen Heimatstuben mit ihren
Sammlungen sein. Zur Zeit hat der SKSG
in Zusammenarbeit mit der Liegnitzer
Sammlung Wuppertal an alle Heimatkreisgruppen eine Anfrage gerichtet, wie
ihre Heimatsammlungen auch in Zukunft
gesichert werden können. An vielen Patenstädten entstanden nach der Vertreibung schlesische Heimatstuben mit
schlesischem Kulturgut, dass aus Schlesien gerettet werden konnte. Viele Jahre
lang betreuten Vertriebene diese Heimatstuben, die bei den Patenstädten eingerichtet worden waren. Diese Betreuung leidet heute oft daran, dass die Betreuer zu
alt geworden sind oder starben. So wurden eine ganze Reihe von Heimatstuben
geschlossen. Wo soll das Sammelgut
weiterhin aufbewahrt werden?
Der SKSG appelliert an die Heimatgruppen, auch an die, die nicht im SGSK
zusammen geschlossen sind, die Fragebögen an Dr. Gerhard Kaske, Flämingstraße 20, 45770 Marl ausgefüllt zurückzuschicken (Tel. 0 23 65 / 3 23 59,
Fax 0 23 65 / 20 34 38)
Abschließend zogen die Präsidiumsmitglieder eine Bilanz der Jahresversammlung 2005 in Lubowitz. Diese Bilanz
war ausgesprochen positiv, wenn man sich
auch mehr Beteiligung der Deutschen
Freundschaftskreise in Oberschlesien an
der Tagung gewünscht hätte.
Jutta Graeve
Beilagenhinweis
In dieser Ausgabe finden Sie eine Beilage
des Archiv-Verlages. Wir bitten unsere
Leser um gefällige Beachtung.
Schlesische Nachrichten 8/2006
LM SCHLESIEN / SCHLESISCHE JUGEND
Ostern, Fest der Freude
und Zuversicht
Ostern, von der germanischen Göttin
Ostara abgeleitet, ist nicht nur eines der
ältesten germanischen und christlichen
Feste, sondern auch Fest der Freude über
die aus langem Winterschlaf erwachende Natur. Mancher von unseren älteren
Landsleuten mag sich noch an seine Kindertage in der alten schlesischen Heimat
erinnern, als die schönen alten Bräuche
zur Osterzeit noch sehr lebendig waren.
Viele dieser Bräuche sind alten germanischen Ursprungs und wurden vom Christentum nur häufig umgedeutet. So versprach das Schöpfen des Osterwassers
durch junge Mädchen bei Sonnenaufgang
heilende Wirkung. Auch die überall lodernden Osterfeuer hatten eine tiefe
Symbolkraft, wie der noch heute im westfälischen Lügde erhaltene Brauch, mit
Stroh umwickelte Feuerräder als Zeichen
der wiederkehrenden Sonne zu Tal rollen zu lassen. Damals wie heute waren
und sind der Hase und das Ei Symbole
der Fruchtbarkeit, auch wenn sich viele
Menschen der ursprünglichen Bedeutung
kaum noch bewußt sind. Noch heute ist
es in Franken üblich, die Brunnen mit buntbemalten Ostereiern liebevoll zu
schmücken und fränkischen Siedlern verdanken wir im schlesischen Kreise Frankenstein auch die Sitte des Osterreitens mit
festlich geschmückten Pferden um die Dorfgemarkung. Dieser Brauch sollte wie das
Stecken von Kreuzen in die sprießende Saat
günstige Witterung und gutes Wachstum
bewirken. In katholischen Gemeinden
kannte man die Weihe der Palmwedel (Weidenkätzchen) und steckte sie daheim zum
Schutz gegen Krankheit und Unheil an Kruzifixe und Spiegel, während sie, an den Viehställen angebracht, die Abwehr böser Geister verhießen.
Wenn auch vieles von den schönen alten Bräuchen untergegangen ist, so blieb
uns doch auch manches erhalten. Geblieben ist auch die Freude an der wärmenden
Sonne und am steigenden Licht, am ersten
jungen Grün und dem erwachenden Gesang
der Vögel. Ostern ist Neubeginn, Glaube
und Zuversicht. Und diese Zuversicht beflügelt auch uns als Schlesische Jugend in
unserer Arbeit für das Jahr 2006. Seit Amtsantritt des neuen Bundesvorstands Mitte vorigen Jahres sind vier neue Landesverbände
in Niedersachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen-Niederschlesien ent-
Sommersingen in Uttenreuth
Trotz regnerischen Wetters waren vormittags am Sonntag Laetare, den
26. März 2006 wieder Enkel aus schlesischen Familien mit ihren bunt gebänderten „Sommerstecken“ mit Eltern und Großeltern unterwegs, um bei
Bürgern aus der Verwaltungsgemeinschaft Uttenreuth den schlesischen Brauch
des „Sommersingens“ fortzuführen. Oft hatten ihre Großeltern diesen Brauch
noch selber in der Heimat ausgeübt. Seit mehr als 35 Jahren besuchen die
„Sommersingkinder“ jedes Jahr schlesische Familien und Mandatsträger aus
der Politik. In diesem Jahr sangen sie u. a. bei Frau Christa Matschl (siehe
Bild), der Landtagsabgeordneten unseres Stimmkreises und Vertriebenensprecherin der CSU-Fraktion im bayerischen Landtag mit den bekannten Liedern, wie „Rot Gewand, rot Gewand, schöne grüne Linden …“, „Summer,
Summer, Summer,
ich bin a kleener
Pummer …“, „Trarira! Der Frühling ist
nun da!“, „Die Vögelein die singen
…“, den Frühling
herbei. Anschließend erhalten die
Kinder als Belohnung Naschwerk,
Obst und oft auch
ein paar Münzen.
standen. Auch die im Weihnachts-Rundschreiben angekündigte Zusammenarbeit
mit anderen Jugendverbänden kann sich
sehen lassen. Neben dem BJO Bund Junges Ostpreußen arbeiten wir intensiv mit
der rußlanddeutschen Jugend zusammen
und leisten besonders in Niedersachsen
sehr wichtige Integrations- und Bildungsarbeit. Zur Zeit planen wir neben
dem Aufbau eines Bildungswerkes ein eigenes Seminar- und Jugendbegegnungszentrum. Unbestrittener Höhepunkt dürfte am 30. Juni unser großes
Sommerfest in Sachsen-Anhalt werden.
Dazu sind alle schlesischen und befreundeten Jugendgruppen eingeladen
und ein vielseitiges Rahmenprogramm geplant. Außerdem kümmern wir uns in
Schlesien um die Wiedererrichtung des
Schillerdenkmals in Haynau und wollen
den deutschen Friedhof in Schömberg am
Rabengebirge instandsetzen. Wir unterstützen außerdem ein ähnliches Projekt in
Ebersdorf / Grafschaft Glatz, das von einem umfangreichen Freizeit-, Kultur- und
Sportprogramm begleitet wird. Für die
Sommerferien bieten wir
außerdem eine interessante Ferienfreizeit für Kinder und Jugendliche in der
Tucheler Heide an.
Dank Ihrer bisherigen Unterstützung,
liebe schlesischen Landsleute, können wir
zuversichtlich in das Jahr 2006 blicken.
Mit dieser Gewißheit wünscht die Schlesische Jugend Ihnen und Ihren Lieben ein
recht frohes und gesundes Osterfest.
G. Kresse
Schlesische Jugend Bundesgruppe
OSTERN
Der Auferstandene
Gekreuzigte
St. Hedwig Universitäts- und
Priesterseminarkirche in Oppeln/Oberschlesien
Halleluja!
Des Todes starker Überwinder
entsteigt der dunklen
Grabesnacht …
Wird demnächst in allen christlichen Kirchen
erschallen und an das Geheimnis unseres
Glaubens erinnern. Sehr oft werden wir dann
in Gedanken in unserer Heimat Schlesien
weilen und uns des Osterfestes daheim
erinnern … Ostern feiern mit der Familie und
in unserer christlichen Kirche bedeutet für uns,
dass wir an den Auferstandenen glauben.
7
LM SCHLESIEN / LANDSLEUTE
8
Nachrichten
aus der Bundesgeschäftsstelle
Am 31. März 2006 hat Frau Iris StöberPütz ihre Tätigkeit in der Bundesgeschäftsstelle aus privaten Gründen beendet. Wir bedauern diese Tatsache
sehr, weil wir mit dem Ausscheiden von
Frau Stöber-Pütz eine Mitarbeiterin
verloren haben, die seit 1983 erst aushilfsweise und seit 1991 als Festangestellte ihre Arbeit für Schlesien und die
Landsmannschaft Schlesien in der
Bundesgeschäftstelle – sehr oft über den
üblichen Dienstrahmen hinweg – gewissenhaft verrichtet hat. Frau StöberPütz, die zu ihrem in Italien beruflich tätigen Ehemann gezogen ist, danken wir
für die langjährige und vor allem sehr
gute Zusammenarbeit.
Schlesien beschäftigt, ist bestens bekannt, da ihr bisher die Betreuung der
„Schlesischen Nachrichten“ oblegen
hat. Die Genauigkeit und die gewissenhafte Arbeitsweise, die bisher ihren
Arbeitseinsatz gekennzeichnet haben,
wird sie bestimmt, dessen sind wir uns
sicher, auch in ihrem neuen landsmannschaftlichen Wirkungskreis uneingeschränkt anwenden.
Als „neue Dame im Team“ der Bundesgeschäftsstelle ist ab dem 1. April 2006
Frau Gertrud Bunzel im Einsatz. Sie hat
die bisherigen Aufgaben von Frau
Die Aufgabenbereiche, denen bisher
Frau Stöber-Pütz nachgegangen ist, hat
ab dem 1. April 2006 Frau Cäcilie Langschwager übernommen. Frau Langschwager, seit 1991 in der Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft
Schlesische Nachrichten 8/2006
Die Schlesier auf
Mookließlwanderung
Auf dem Programm der Landsmannschaft Schlesien Iserlohn stand für Februar
die seit mehr als 15 Jahren stattfindende
Mookließlwanderung.
Es herrschte nach tagelangem grauen
Winterwetter, das schon sprichwörtliche
„Lobewetter“ (nach unserem Vorsitzenden
Walter Lobe), als wir uns am Seiler See trafen.
Mit ca. 40 Wanderfreudigen ging es
über den Seilerseedamm an der Quelle
entlang den Seilerwald hinauf. Oben auf
einem freien Platz angekommen, zauberte unser Liedersänger Bernd Winkler
eine Ziehharmonika aus seinem Rucksack
und stimmte ein Waldlied an, weitere
Volkslieder folgten.
Nach 1 1/2 Stunden Wanderzeit erreichten wir pünktlich unser Ziel, die Mensa im BITS-Gelände, wo schon weitere 20
unserer Landsleute auf uns warteten.
Wir stärkten uns in gemütlicher Runde
mit Kaffee, Berliner Ballen und Streuselkuchen. Zwischendurch wurde gesungen
und lustige sowie beschauliche Wortbeiträge in schlesischer und oberschlesischer
Mundart gehalten.
Reinhilde Gläser
BdV-Präsidentin
Erika Steinbach MdB
wiedergewählt
Frau Gertrud Bunzel
Frau Cäcilie Langschwager
Langschwager im Bereich der „Schlesischen Nachrichten“ übernommen.
Wir wünschen Frau Bunzel viel Spaß bei
der Arbeit.
Damian Spielvogel
Bundesgeschäftsführer
BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB ist
heute auf der Bundesversammlung in der
Hessischen Landesvertretung in Berlin
wiedergewählt worden.
Zu Vizepräsidenten wurden gewählt:
Adolf Fetsch, Wilhelm von Gottberg,
Hans-Günther Parplies, Helmut Sauer
(Salzgitter), Albrecht Schläger und Matthias
Sehling.
Zu weiteren Präsidialmitgliedern wurden gewählt: Oliver Dix, Alfred Herold,
Christian Knauer, Jakob Laub, Klaus
Moerler und Dr. Wolfgang Thüne.
Die Präsidentin des Frauenverbandes
im BdV, Sibylle Dreher und der Präsident
des Bauernverbandes der Vertriebenen,
Christian Walter, gehören dem Präsidium
kraft Amtes an.
SN
Marientag 2006
Verabschiedung von Frau Iris Stöber-Pütz (2.v.l.). Weiter zu sehen sind (v.l.) Damian Spielvogel, Gisela Käufer und Cilly Langschwager
In der katholischen Pfarrvikare in Detmold/Westfalen wird in diesem Jahr am
Samstag, dem 20. Mai um 14.30 Uhr der
schlesisch-ostdeutsche Marientag beginnen: In den schönen alten Marienliedern begegnen wir der Mutter Gottes in
einer Maiandacht in der St. Marien Kirche
(Bergstr. 36)
Festprediger ist Pastor Achim Hoppe,
34 Jahre alt, aus Paderborn. Seine Mutter stammt aus der Grafschaft Glatz. Nach
dem Eucharistischen Segen findet ein gemütliches Zusammensein im Pfarrheim mit
schlesischen Kuchenspezialitäten statt.
SN
Schlesische Nachrichten 8/2006
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN / LANDSLEUTE
Altvater-Turm-Verein arbeitet erfolgreich
Das Jahr 2005 brachte den Verein seinem gesetzten Ziel,
der Vollendung des neuen Altvaterturmes, ein großes
Stück näher.
579 Ortsgedenkplatten schmücken die ElisabethenKapelle, weitere 19 sind in Arbeit. Nur wenige Plätze sind
noch frei. 77 Holzwappen für die Ausschmückung der
Gasträume sind bestellt.
Im Treppenhaus können zwölf Doppelwappen, Heimat- und Patenstadt besichtigt werden.
An der Außenfassade erinnern sechs Tafeln an die
schlimmsten Ereignisse von 1945/46, sechs weitere Tafeln sind in Arbeit. 2005 wurde die Tafel zum Gedenken
an die vielen Opfer an der Elbebrücke in Außig, und die
Tafel der in den Ostrauer Kohlengruben umgekommenen Landleute in die Nischen der Außenfassade eingebaut.
Sechs Museumsräume werden z. Zt. eingerichtet, für
sechs weitere werden Spenden gesammelt: für Ost- und
Westpreußen mit Danzig, Memelland und Pommern, für
Schlesien, Böhmen, Nordmähren, Sprachgebiete Balkan und den Museumsraum des Thüringer Waldvereines.
23 Tafeln der einst deutschen Siedlungsgebiete sind
im Sockel der Kapelle angebracht. Für die Ehrenhalle im obersten Geschoss sind 167 Votivkacheln bestellt
und verlegt. (...) 2005 bestiegen 30.000 Menschen den
Turm, ca. 10.000 weitere besuchten die Gaststube
des Turmes.
Ab 2006 werden wir unser Altvaterfest immer
am ersten Wochenende im August feiern. Wir
laden herzlich dazu ein. Machen Sie aus
diesem Wahrzeichen der Heimat eine
echte Begegnungsstätte.
Telefonnummer des Altvaterwirtes: 03
66 53/2 63 95 zwischen 10.00 und
18.00 Uhr. – Dienstag Ruhetag.
Beim Ortsverband Rosenheim in Oberbayern zu Gast
Am Freitag, 4. Februar, war bei den Schlesiern in Rosenheim was los!
Fasching war angesagt. Die Damen und
Herren waren alle dem Ruf der Vorsitzenden,
Frau Wilkus, gefolgt, und kamen kostümiert,
und wenn es auch nur eine Pappnase war!
Drei Gäste von der Vorstandschaft des
Ortsverbandes Kolbermoor in Oberbayern
erschienen in „Zivil“, ebenso zwei Gäste
aus München vom Bezirksverband Oberbayern.
Eingeleitet wurde die Faschingssitzung
mir dem Lied der „Rosenheimer Schlesier“.
„Blaue Berge grüne Täler, mittendrin liegt
Rosenheim, herrlich zwischen Berg und
Wiesen, schlängelt sich der Inn vorbei.
Schlesien-Reisen der Landesgruppe Baden-Württemberg
Die Oder von der Quelle bis zur Mündung 14. bis 24. Juli 2006 – 11 Tage –
745 Euro
Busfahrt Stuttgart – Lubowitz; Ausflug ins
Odergebirge/Mähren; Besuch beim DFK
Tworkau; Besichtigungen von Ratibor
und Cosel; Besuch auf dem Annaberg
und in Oppeln; Besichtigungen in Buchenhöh, Krappitz, Rogau, Klosterbrück,
Groß Döbern, Brieg und Ohlau; ganztägige Besichtigungen in Breslau und Umgebung mit Schiffsfahrt auf der Oder; Besichtigung von Kloster Leubus, Steinau,
Glogau, Schloss Carolath und Beuthen
an der Oder; Besichtigungen in Grünberg, Züllichau und Crossen; Weiterfahrt
auf die deutsche Oderseite mit Besuch in
Guben, beim deutsch-polnischen Gymnasium Neuzelle und in Eisenhüttenstadt;
Besichtigung von Frankfurt/Oder mit
Heinrich-Kleist-Museum und EuropaUniversität Viadrina sowie Schiffsfahrt
auf der Oder; Besuche in Lebus, Küstrin,
Bad Freienwalde und Schwedt; Besichtigung des Nationalparks Unteres Odertal;
Besichtigung von Stettin und des Landes
um das Stettiner Haff.
Verborgene Kostbarkeiten in Mittelschlesien 12. bis 19. August 2006 –
8 Tage – 495 Euro
Standquartier in Steinkunzendorf/Eulengebirge; Ausflüge ins Glatzer Bergland
mit Wallfahrtskirche Wartha, Festungsstadt Glatz, Bäder Altheide, Reinerz und
Kudowa, Albendorf („Schlesisches Jerusalem"), Heuscheuergebirge; Ausflüge im
Eulengebirge,
nach
Kreisau
und
Schweidnitz; Rundfahrt mit Besichtigungen in Silberberg, Frankenstein, Kamenz,
Patschkau und im Kloster Heinrichau;
Standquartier in Breslau mit ausgiebiger
Besichtigung von Breslau und Ausfahrten
ins Katzengebirge sowie nach Trebnitz,
Oels und Sibyllenort.
Zum „Tag der Heimat“ nach Berlin 26.
August bis 3. September – 8 Tage –
555 Euro
Prag (mit Stadtführung); böhmisches und
schlesisches Riesengebirge mit Schreiberhau, Hirschberg, Krummhübel, Agnetendorf; Grüssau; Schweidnitz;
Zobten; Breslau (mit Stadtführung); Görlitz (mit Stadtführung); Dresden (mit
Stadtführung); Berlin (mit Stadtführung,
Teilnahme an der zentralen Feier „Tag der
Heimat 2006" des BdV und Besichtigung
der Ausstellung „Erzwungene Wege").
Informationen, Prospekte
und Anmeldung:
Landesvorsitzender
Günther Zimmermann
Postfach 1231, 71294 Heimsheim
Telefon 07033/331 63,
Telefax 07033/304131
Als wir einst dort hin gezogen, haben die Berg
uns zugelacht, Rosenheim dich woll’n wir lieben, Rosenheim, bist eine Pracht!
Auf dem Sudelfeld ganz oben, kehren wir
so gerne ein und bei Weißwurst Bier und
Bretzen, kann es sehr gemütlich sein!
Aus dem Schlesierland vertrieben, siedelten wir uns hier an. Da wo uns´re Ahnen
lebten, wird immer uns`re wahre Heimat
sein.“
Dieses „meisterhafte“ Gedicht – gesungen nach der Melodie des Riesengebirgsliedes, hat eine aus Ober-schlesien stammende „Wahl-Rosenheimerin“ gedichtet.
Michael Jary! Wer kennt unseren Landsmann aus Laurahütte O/S, bei Beuthen O/S,
nicht?
Geboren am 24. September 1906, gestorben 12. Juli 1988 in München, beerdigt
in Hamburg. Er war ein großer, bedeutender Komponist. Sein erfolgreiches Leben
schilderte der Kulturreferent der Rosenheimer Schlesier vollendet in Wort und Ton. Das
Publikum summte oder sang, in der Erinnerung schwelgend, die Texte teilweise mit.
„Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh´n“ (1942) – auf das auch wir Vertriebenen schon lange vergebens warten – gesungen von Zara Leander, die bis zu ihrer
Ausreise 1943 in ihr Heimatland Schwe-den
seine Lebensgefährtin war, über den Seemann, den keiner erschüttern kann (1939),
aus dem Tonfilm: „Paradies der Junggesellen“ – ein ursprünglich unpolitisches Lied,
das aber nach dem Versenken des britischen Kriegschiffes „Royal Oak“ in Scapa
Flow durch U 47 mit Kapitänleutnant
Günther Prien am 14. Oktober 1939 doch
einen politischen Anstrich bekam. „Sing,
Nachtigall sing,“ (1941) „Roter Mohn“ (1938),
„Davon geht die Welt nicht unter“ (1942), bis
hin zum leisen Rauschen am Missouri
(1950) oder „Das machen nur die Beine von
Dolores“ (1951) u. v. m.
Spontane Beiträge, lustige und zotige Witze – alle Jugendlichen unter 18 Jahren mußten den Raum verlas-sen – wurden vorgetragen. So verlief der Nachmittag in einer heiteren gelösten Stimmung.
R. Maywald
10
KULTUR
Schlesisches Museum zu Görlitz
Die Sanierung und Restaurierung des
Schönhofs in Görlitz, in den das Schlesische Museum einziehen und am 13. Mai
2006 mit einer Eröffnungsfeier die Pforten für die Besucher öffnen wird, ist abgeschlossen. Der Schönhof ist eines der
schönsten Häuser der Stadt, es wurde
1526 erbaut und gehört zu den ältesten
profanen Renaissance-Gebäuden in
Deutschland. In diesen Wintermonaten
wird im Schönhof die Inneneinrichtung für
das Museum installiert (Vitrinen, Beleuchtung usw.), um dann anschließend
die für die Dauerausstellung vorgesehenen Schätze des Schlesischen Museums angemessen präsentieren und ins
rechte Licht rücken zu können.
Der restaurierte (noch „leere“) Schönhof war bereits am 11. Juni 2005 das erste Mal für Besucher geöffnet worden, so
dass insbesondere die Görlitzer „ihren“
Schönhof schon einmal vor Einrichtung
und Eröffnung des Museums besichtigen
konnten. Es kamen über 4000 Besucher.
Die Mitarbeiter des Museums, Museumsdirektor Dr. Markus Bauer an der
Spitze, informierten die Besucher über
das Museumskonzept und die technischen Details der Sanierung und Restaurierung. Vorstandmitglieder des Vereins der Freunde und Förderer erläuterten die Aktivitäten des Vereins, der an je-
nem Tage auch seine Mitgliederversammlung erstmals im neuen Vortragssaal des Museums durchführen konnte.
Angesichts des nicht nachlassenden
Interesses am Schönhof hielt das Museum die Türen bis in den Herbst 2005
hinein offen für Führungen durch das Museumsgebäude. Bis Ende Oktober hatten rund 20.000 Besucher den Schönhof
gesehen. Nun gilt es, bis zur Eröffnung
am 13. Mai 2006 die ganz unterschiedlichen Räume als Museum so einzurichten, dass der Schönhof künftig den Besuchern gleichsam wie für das Schlesische Museum geschaffen erscheint.
Im neuen Vortragssaal des Museums
fanden seitdem bereits verschiedene Veranstaltungen statt. So hatte z. B. der Verein der Freunde und Förderer in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferenten
für Schlesien beim Schlesischen Museum
zu Görlitz, Herrn Dr. Michael Parak, im
Oktober 2005 zu einem Vortragsabend
eingeladen. Rainer Sachs, Kunsthistoriker und Mitarbeiter des Generalkonsulats
des Bundesrepublik Deutschland in
Breslau, berichtete über den mittelalterlichen Goldschatz, der im Jahre 1988 in
Neumarkt in Schlesien bei Bauarbeiten
gefunden und vermutlich in den Jahren
1347-1349 an der Fundstelle von einem
jüdischen Bankier versteckt worden war,
dem der spätere Kaiser Karl
IV. diesen Schatz gegen eine
Summe Geldes zum Pfand
gegeben hatte. Der Schatz ist
heute in Neumarkt in Schlesien ausgestellt.
Die Mitglieder des Vereins der
Freunde und Förderer, die in
ganz Deutschland zu Hause
sind, tragen durch ihre vielfältigen beruflichen und persönlichen Kontakte dazu
bei, die Aufmerksamkeit ihrer Mitmenschen auf das
Schlesische Museum und
natürlich auch auf die schlesische Stadt Görlitz zu lenken. Der Verein fördert das
Museum durch verschiedene
Aktionen. So wurde auf Initiative und im Auftrag des Vereins ein Satz interessant gestalteter Ansichtskarten hergestellt, die einige der
Schätze des Schlesischen
Museums zu Görlitz zeigen
und deren Verkauf wiederum
dem
Museum
zugute
kommt. Die Karten können
auch im Internet besichtigt
und bestellt werden, unter
w w w. s c h l e s i s c h e s - m u seum.de bei „Publikationen“. Der Verein hat in den
Jahren 2004 und 2005 durch
Sammeln von Spenden dazu
beigetragen, dass dem Museum eine Summe von
Schlesische Nachrichten 8/2006
Sonderstempel
und Briefmarken zu den
Themenbereichen Vertreibung,
Schlesien, berühmte Schlesier
und Ostdeutschland
Heute: „Jahrestagung Ostdeutscher
Kulturrat“, 1960
In der nächsten Ausgabe: Bücherei des
Deutschen Ostens 1962
Aus der Sammlung Michael Ferber
Schlesische Firmen
Teil 47
Nitsch
Technik für Gartenbau und Baumschulen,
das Unternehmen wurde bereits 1895 als
Kittfabrik mit einem Glasgroßhandel in
Schlesien gegründet. Die gesamte Produktpalette mit Gärtnerei und Baumschulbedarf wurde kontinuierlich ergänzt,
der Firmensitz ist heute in Kreuztal.
12.000 Euro für den Neuerwerb von Objekten zur Verfügung gestellt werden
konnte. Den Anreiz dazu hat der Kunstsammler Hans Peter Reisse aus Kassel
gegeben: Er spendet dem Museum jährlich 3000 Euro für den Erwerb neuer Objekte, wenn die gleiche Summe von anderen Freunden des Museums aufgebracht wird. Diese Spendenfreudigkeit
zeigt deutlich, dass die Anzahl der Menschen zunimmt, welche die schon gezeigten Ausstellungen und den weiteren
Aufbau des Schlesischen Museums mit
Sympathie begleiten. Hans Peter Reisse
hat übrigens seit 1970 eine großartige
Sammlung zur jüngeren Geschichte der
Breslauer Akademie zusammengetragen, die rund 2000 Kunstwerke von Lehrern und Schüler der Breslauer Akademie
aus der Zeit von 1903 bis 1932 sowie dokumentarisches Material umfasst. Die
Sammlung konnte vom Schlesischen Museum zu Görlitz erworben werden.
Kontakt: Verein der Freunde und Förderer des Schlesischen Museums zu Görlitz – Landesmuseum Schlesien e.V.,
Untermarkt 4, 02826 Görlitz; Telefon:
(0 35 81) 87 91 130, Telefax: (0 35 81) 87
91 200; Internet: [email protected].
Klaus Schneider
KULTUR / HEIMAT SCHLESIEN
Schlesische Nachrichten 8/2006
Konrad Werner
Konrad Werner, Bundeskulturreferent
der Landsmannschaft Schlesien,
stammt aus Hirschberg im Riesengebirge.
Unauffällig, aber umso tatkräftiger, ist
der leidenschaftliche Verfasser von
Aphorismen, Gedichten und Beiträgen
in schlesischer Mundart einer der treibenden Motoren der kulturellen Breitenarbeit der Landsmannschaft
Schlesien.
1981 erschien sein Gedichtband „Immer sind Stimmen“. Wie unsere ständigen Leser wissen, haben die
„Schlesischen Nachrichten“ in Konrad Werner von Beginn an einen der
zuverlässigsten und fleißigsten Mitarbeiter.
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Sorge um das Wort
Wir sind auf der Flucht
in die Sprachlosigkeit,
weil sich die Worte abnutzen
und von der Lüge verbraucht,
zur Heuchelei verfälscht,
nichtssagend werden.
Mit tückischen Inhalten
ein Sein ohne Sinn zeugend,
das Verlorensein der Kreatur
im Unendlichen beschwörend,
kann nicht das Letzte sein,
was noch zu sagen wäre.
Die durch die Zweifel gegangen sind
und die die Finsternisse durchschauen,
werden das längst Ausgesprochene
nur anders zu sagen wissen,
damit erlösende Worte
wieder den Menschen erreichen.
Die bekannten Werke heißen:
1. „Carl Hauptmann – der Dichter des Riesengebirges“
2. „Gerhart Hauptmann – über sein Leben, sein Werk und seine Zeit“
Konrad Werner
3. „Das ‚Schlesische’ im Werke Gerhart Hauptmanns“
4. Schlesische Mundart und Mundartdichtung
Konrad Werner schreibt vornehmlich Lyrik und Essay.
Veröffentlichungen in Zeitschriften, Anthologien, Ka– vom Wesen und Wert der Mundart
lendern. Gedichtband „Immer sind Stimmen“.
– Besinnliches und Heiteres in Vers und Prosa
Mitglied bei der Künstlergilde, im Wangener Kreis.
– Das „Schlesische“ im Werke Gerhart Hauptmanns – (Kurzfassung)
Seit 1979 Bundeskulturreferent der Landsmannschaft
5. „Schläft ein Lied in allen Dingen“
Schlesien. Verleihung des Schlesierschild 2003. Eh– Josef von Eichendorff – ein Lebensbild mit Rezitationen und Lerenmedaille von Hirschberg/Rsgb in Alfeld 1996.
sungen aus seinem Werk –
Auszeichnungen: u.a. Lyrikwettbewerbe der Künst6. „Ein zehnfach interessantes Land“
lergilde 1989 –1990 – 1991.
– Über Schlesien und die Schlesier –
7. „Franken und Schlesien – kulturelle und geschichtliche Beziehungen“
– mit Dia-Einblendungen
8. „Eine
Wiedersehensreise
nach
Besuch auf dem SoldatenHirschberg und in das Riesengebirge“
friedhof Groß Nädlitz
– Lichtbildervortrag – mit historischen
Bemerkungen und kritischen An2005 besuchte die Kriegsgräberfürmerkungen
sorge Dresden, deren aktives Mitglied
9. „Hermann Stehr – Leben und Werk“
ich bin, den würdig gestalteten Solda10. „Ruth Storm – eine Dichterin aus Schletenfriedhof für Schlesien – verbunden
sien“
mit einem Stadtbesuch von Breslau und
11. „Max Herrmann-Neisse – Leben, Werk
legte Kränze nieder.
und Zeit“
Eine beeindruckende und würdige
Geste für die rund 150 Teilnehmer.
12. „Schlesien und die Schlesier im Werk
Dr. med. Adolf Scholz
von Ernst Schenke“
13. „Georg Heym – der frühvollendete
Dichter aus Hirschberg“
14. „Hanna Reitsch – die erfolgreichste
Fliegerin der Welt“
15. „Schlesien – eine deutsche Kulturlandschaft“
16. „‚Ich kehr’ immer wieder nach Osten
zurück‘ – Horst Lange – ein Dichter aus
Schlesien“
17. „Jochen Klepper – zum Gedenken an
den 50. Todestag am 11. Dezember
1992“
18. „Die deutsche Literatur des Barock in
Schlesien“
19. „Schlesiens Vermächtnis“ – Lesungen
aus der schlesischen Literatur
20. „Schlesische Schriftsteller unserer
Tage“ – Lesungen
Anmerkung der SN: Auf diesem Soldatenfriedhof liegt auch der Großvater der Chefredakteurin
21. „50 Jahre danach – Flucht und Verder „Schlesischen Nachrichten“, Alfred Ast, begraben.
treibung“
KULTUR
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Schlesische Nachrichten 8/2006
Schlesier, die sie kennen sollten
Siegbert Amler
Der Titel dieser inzwischen beendeten Ausstellung „Menschen – Tiere – Landschaften“
im Kulturforum Würth in Kolding verweist auf
die Fülle der Themen und Motive, die der Bildhauer und Zeichner Siegbert Amler künstlerisch gestaltet. Die Bandbreite seines Schaffens ist enorm groß: Objekte sehr unterschiedlicher Größe aus Edelstahl und Aluminium, Bronzen und einzelne Skulpturen aus
Stein und Holz, dazu Zeichnungen sowie
Holzschnitte.
Siegbert Amler stammt aus Schlesien. Geboren wurde er 1929 in Hirschberg im Riesengebirge. Die Folgen des Krieges verschlugen ihn 1946 in den Kreis Wolfenbüttel.
Dort begann seine fundierte handwerkliche
Ausbildung zum Bildhauer. Er arbeitete danach in verschiedenen Werkstätten und besuchte ab 1954 die Werkkunstschule in Flensburg. Seit 1957 lebte und arbeitete er dort als
freier Bildhauer, bevor er 1962 zusammen mit
seiner Frau ein großes Grundstück an der
Flensburger Förde in Glücksburg erwerben
konnte. Im Laufe der folgenden Jahre entstanden neben dem Wohnhaus ein Atelier und
eine Galerie. Vom hoch über dem Wasser gelegenen Garten, in dem sich zahlreiche
Skulpturen harmonisch in die dichte Bepflanzung einfügen, blicken die fünf Figuren
der Bronzegruppe „Zuschauer“ mit ausgeprägter Neugier auf das gegenüberliegende
dänische Ufer der Förde.
Zahlreiche seiner Werke befinden sich in
Deutschland vor Schulen, Behörden oder auf
städtischen Plätzen im öffentlichen Raum, andere in Privatbesitz, darunter Skulpturen,
Bronzen, Reliefs, Objekte aus Edelstahl und
Brunnenanlagen. Etliche Arbeiten sind ins
Ausland gegangen, u. a. nach San Francisco, Prag, London, Tokio und Guatemala City.
Vor rund 25 Jahren gelangten bereits erste Arbeiten von Siegbert Amler – kleine und
große Bronzen, darunter drei Stelzvögel – in
die Sammlung Würth. Kontinuierlich kamen
welche hinzu. Einige davon sind in diese Ausstellung integriert, beispielsweise der „Seiltänzer“, der „Gratwanderer“ und die kleine
Bronze „Auf Messers Schneide“, die hier nun
auch als großes, sehr eindruckvolles Edelstahl-Objekt zum ersten Mal gezeigt wird. In
diesen klar aufgebauten Werken mit jeweils
einer einzigen Figur hat der Bildhauer eben-
so allgemein gültige wie
allgemein verständliche
Sinnbilder für die Risiken
menschlicher Existenz
gefunden. Die Möglichkeit des plötzlichen Verlustes der Balance im Leben wird ebenso thematisiert wie der drohende
Absturz aus großer Höhe.
In einer Zeit, in der uns allabendlich in den
Fernseh-Nachrichten Bilder von Gewalttaten
vorgeführt werden, bekommt die Arbeit „Ein
Nagel genügt“ eine geradezu beklemmende
Aktualität. Formal an Kreuzigungsdarstellungen anknüpfend, steht hier der nur von einem Nagel durchbohrte Körper des Gepeinigten für das Leid, das Menschen einander
anzutun imstande sind. Die neueste Arbeit
von Siegbert Amler zeigt den verhüllten Oberkörper einer Frau mit ausgebreiteten Armen
und zum Himmel erhobenen Kopf, die dieses Leiden in der Welt beklagt.
Wem würden bei der Betrachtung des großen Objektes aus Edelstahl und Bronze mit
dem Titel „Begegnung oder vorbei“ nicht sofort Situationen in den Sinn kommen, wo er
– oder sie – sich entscheiden musste, jemanden freundlich zu begrüßen und ein Gespräch anzuknüpfen oder aber den eingeschlagenen Weg einfach fortzusetzen? Das
Ausweichen auf einer Brücke ist dabei ja noch
eine besondere Schwierigkeit. Und wer hätte nicht schon Konfrontationen miterlebt, bei
der jeder gegen jeden streitet wie die weit voneinander entfernt sitzenden Gestalten der Figurengruppe „Auseinandersetzung“?
Einen ganz anderen Themenbereich berührt Siegbert Amler mit Bronzen wie „Zuneigung“ „Miteinander“ oder „Beschirmt“.
Dort geht es um die Sehnsucht der Menschen
nach Zuneigung, Geborgenheit und dem Gefühl der Gemeinschaft. Seine Figuren haben
nie individuelle Gesichtszüge oder körperliche Merkmale, sondern sie sind stets typisiert, um die Allgemeingültigkeit zwischenmenschlicher Beziehungen und Verhaltensweisen zu betonen.
Auf den Zeichnungen dagegen geht
es um Individualität, um das
schnelle Erfassen und Festhalten der charakteristischen Gesichtszüge der Menschen,
denen er auf seinen Reisen in ferne Länder
begegnet. Das gelingt ihm auf faszinierende
Weise, einerlei, ob es sich um einen Häuptling mit Federschmuck im Amazonasgebiet,
einen Berber in Tunesien oder einen Einsiedler
in den Bergen Indiens handelt. Siegbert Amler ist ein eminent guter Zeichner, der sein jeweiliges Gegenüber oftmals mit derart
schnellen, sicheren Strichen und Liniengeflechten porträtiert, dass niemand etwas davon bemerkt, und zwar mit Spuren des Alters und der Lebenserfahrung.
Schnelligkeit ist aber in ganz besonderem
Maße beim Skizzieren von Tieren erforderlich, wenn sie sich in der Natur bewegen. Mit
bewundernswerter Präzision erfaßt er beispielsweise einen jagenden Geparden, eine
voranschreitende Elefantenkuh oder eine
springende Gazelle. Oftmals entstehen aus
derartigen Skizzen Modelle für grazile Statuetten, die dem Bronzegießer großes handwerkliches Können abverlangen, insbesondere, wenn ein Tier nur noch mit einem einzigen Fuß den Boden zu berühren scheint.
Aber auch blockhafte, in sich geschlossene
Formen hat Siegbert Amler aus Tierzeichnungen entwickelt, etwa die Bronze „Elefantenkuh mit Kalb“.
All diesen Bronzen gemeinsam ist die belebte, aufgebrochene Oberfläche, auf der man
manchmal noch den Daumenabdruck des
Künstlers auf dem Modell zu erkennen
glaubt.
Mit schnellem, sicherem Strich vermag
Siegbert Amler ebenfalls die charakteristischen Formen einer Landschaft, eines
Stadtplatzes oder einer dörflichen Straße
wiederzugeben. Als Beispiele möchte ich die
weite Dünenlandschaft der ältesten Wüste der
Welt in Namibia nennen, den belebten
Marktplatz von Marrakesch und die alte Fischräucherei auf Bornholm.
Landschaftsskizzen sind Ausgangspunkt
für seine Holzschnitte, bei denen er sehr bewusst die Maserung des Nadelholzes mit in
die Gestaltung einbezieht. Auf diese Weise
entstehen Wolkengebilde über weiten Wasserflächen und flachen Ufern, beschienen von
Mond oder Sonne, die ursprünglich nichts anderes waren als Astlöcher in einem Stück
Holz.
So vielfältig die Werke von Siegbert Amler in der Thematik ebenso wie in der Technik auch sind, haben sie doch eine gemeinsame Eigenschaft: die künstlerische Gestaltung ist immer bestimmt von den besonderen Eigenschaften des Werkstoffes, den der
Künstler ausgewählt hat, um einer Bildidee
eine gültige Form zu geben. Dabei hat Siegbert Amler sich nie von modischen Trends beeinflussen lassen, sondern ist zu einer ganz
eigenständigen Ausdrucksweise von geradezu archetypischer Einfachheit gelangt.
Dr. Anke Carstens-Richter,
Schleswig
oben: „Brücke“,
Glücksburg 1999
ganz links: „Frieden“,
Kornmarkt in Schleswig, 2001
links: „Füreinander“,
Diakonissenkrankenhaus
Flensburg 2000
Schlesische Nachrichten 8/2006
HISTORISCHES / TERMINE
Der Deutsche Bruderkrieg – 1866
Der Weg nach Königgrätz, oder besser gesagt, der Weg zum Deutschen Reich unter der Führung Preußens – 1864 – 1866
– 1870/71, war das Thema des Vortrages
von Wolfgang Hartmann mit vielen Lichtbildern und Land- und Schlachtenkarten
am 15. Februar 2006 im Schlesischen Kulturkreis München. Da Schlesien als Aufmarsch- und Durchzugsgebiet des größten Teiles der Preußischen Armeen diente und die Schlesischen Heere an den verlustreichen Auseinandersetzungen beteiligt waren, handelt es
sich hier auch
um ein Stück
Schlesischer Geschichte,
die
nicht in Vergessenheit geraten
soll.
Nachdem die
sogenannte
Deutsche Frage,
die durch die
Auflösung des
Heiligen Römischen Reiches
Deutscher Nation 1806 entstanden war, sowohl durch die
Befreiungskriege
1813/15
als
auch im Revolutionsjahr 1848
im Sinne der
Großdeutschen
Lösung, also unter Einschluss derjenigen Teile der Habsburgermonarchie, die zum Heiligen Römischen Reich gehört hatten und natürlich unter der Führung des Hauses Habsburg gelöst wurde, entwickelte sich diese Deutsche Frage nach 1861 ganz anders.
Der neue König von Preußen,
Wilhelm I., setzte seinen Reichskanzler
Otto von Bismarck und das strategische
Militärgenie Helmuth von Moltke auf die
Verwirklichung der Kleindeutschen Lösung, das heißt der Vereinigung der
Deutschen unter Ausschluss der Habsburgermonarchie und unter der Führung
der protestantischen Hohenzollern an. Diese Entscheidung um die Führung in
Deutschland sollte nach den Vorstellungen Bismarcks auch mit „Blut und Eisen",
also mit Waffengewalt, betrieben werden.
Ab 1863 gab die Entwicklung in Dänemark den Anstoß zu einer Krise, die zu
weitreichenden Folgen für die Deutsche
Frage führen sollte. Eine neue Verfassung
Dänemarks hatte die ewige Verbindung
zwischen den beiden zum Deutschen
Bund gehörigen Territorien Schleswig
und Holstein gelöst. Auf ein Ultimatum
Preußens und Österreichs erfolgte die
Kriegserklärung und ein Sieg gegen Dä-
nemark, durch den der dänische König im
Frieden von Wien am 1. August 1864 seine Rechte auf Schleswig- Holstein und
Lauenburg abtreten musste. Der Konflikt
über die Aufteilung der Beute führte zu erheblichen Spannungen zwischen der
Habsburgermonarchie und Preußen, die
im Vertrag von Gastein am 14. August 1865
kurzfristig überbrückt schienen. Lauenburg
wurde an Preußen verkauft, Österreich sollte das südliche Holstein, Preußen hinge-
gen das nördlichere Schleswig verwalten.
Als der österreichische Gouverneur von
Holstein, General Ludwig von Gablenz,
den Landtag einberief, erklärte Preußen
das als Bruch der Gasteiner Convention
und marschierte in Holstein ein. Die
Bundesversammlung verurteilte Preußen
wegen Verletzung der Bundesakte und beschloss eine Bundesexekution gegen
Preußen, woraufhin Preußen seinerseits
den Deutschen Bund für aufgelöst erklärte.
Diese Ereignisse führten zum Krieg zwischen der Habsburgermonarchie, die mit
den Deutschen Staaten verbündet war und
Preußen, das seinerseits in Italien einen
geradezu natürlichen Bundesgenossen gegen die Habsburgermonarchie gefunden
hatte. Die entscheidende Schlacht fand
nach vielen Vorgefechten wie in Langensalza, Nachod, Trautenau, Skarlitz, Soor,
Gitschin und Rosberitz mit jeweils vielen
tausenden von Toten und Verwundeten am
3. 7. 1866 bei Königgrätz statt. Moltke besiegte mit seiner besser ausgerüsteten
(Zündnadelgewehr statt Vorderlader) und
strategisch besser geführten Armee die
Österreicher unter ihrem Oberbefehlshaber Ludwig August von Benedek. Dem österreichischen Generalstab zufolge betrugen die Gesamtverluste der Österrei-
13
cher in der Schlacht 1313 Offiziere,
41.499 Mann und 6010 Pferde. Die Sachsen verloren 55 Offiziere und 1446 Mann.
Bemerkenswert niedrig waren die preußischen Verluste mit 359 Offizieren, 8794
Mann und 909 Pferden.
Trotz der Erfolge der Österreicher am
italienischen Kriegsschauplatz bei Custoza
und des Sieges Wilhelms von Tegettoff in
der Seeschlacht von Lissa, endete der
Krieg, abgesehen von einigen Nachgefechten wie am 26. Juli 1866 bei Uettingen, schnell.
Österreich musste Venetien, wie schon
vorher mit Napoleon III. als
Preis für seine Neutralität
vereinbart, an Italien abgeben. Bismarck verzichtete bei den Friedensverhandlungen in Nikolsburg
auf Gebietsabtretungen,
um die Habsburgermonarchie nicht zu demütigen,
da er vorausblickend in
Kaiser Franz Joseph den
zukünftigen Bündnispartner des Kleindeutschen
Reiches, das er anstrebte, erblickte. Österreich
wurde aus dem Deutschen Bund ausgeschlossen und verlor damit jeden Einfluss auf die
Deutsche Frage. Wenn
sich auch unmittelbar
nach 1866 nur Norddeutschland unter Preußens Führung zum Norddeutschen Bund vereinigte, so war doch der Weg
zur Kleindeutschen Lösung des Kaiserreiches
von 1870/71 damit frei.
Neben den vielen z. T. farbigen Dokumentationsbildem wurde der Vortrag
auch durch passende Marschmusik angenehm aufgelockert. So erklangen neben
dem Radetzkymarsch auch der Hohenfriedeberger und der Könggrätzer.
Wolfgang Hartmann
TERMINE
Heimatkreisgemeinschaft
Militsch-Trachenberg
22. 4. 2006 – Sulau mit Ham.-Sulau, Erlendorf, Buchenhagen, Jagdhausen u.a
Frohburg, Schützenhaus,
Ansprechpartner: Wosniak 03 43 48/5 22 07,
Ziebe 0 37 37/4 33 29
29. 4. 2006 – Militsch, Schönkirch, Kraschnitz– Bennewitz „Gasthof Bennewitz“,
Ansprechpartner: Anders 03 42 63/4 15 27
29. 4. 2006 – Amwald, Neuschloß u. Umgebung – Arras, „Sanssousi“, Ansprechpartner: Brand 03 73 82/8 59 46
28. 5. 2006 – Beichau, Körnitz u.a. – Streitwald, „Jägerhaus“,
Ansprechpartner: Alter 0 35 62/86 14
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DE LIBRIS
Er begründete Schlesiens Wohlstand
Idis B. Hartmann: Friedrich Wilhelm Graf von Reden und der schlesische
Eisenkunstguss. Herausgegeben von der Stiftung Schlesien Oldenburg
(Gartenstr. 7) 150 S. Ein Katalog 2005
Im Literaturverzeichnis ist die Autorin dieses Bandes, Dr. Idis B. Hartmann, 1945 mit
vier Jahren zusammen mit ihrer Mutter aus
Niederschlesien vertrieben mit acht Publikationen über Graf von Reden vertreten.
Eine Arbeit trägt den Titel „Er begründete
Schlesiens Wohlstand. Zum 250. Geburtstag von Graf Friedrich Wilhelm von Reden“. Als ausgezeichnete Kennerin der Malerei schlesischer Künstler von Adolph Menzel bis in die unmittelbare Gegenwart, ist
die Kunsthistorikerin Idis Hartmann
wiederholt mit Darstellungen und Interpretationen an die Öffentlichkeit getreten.
Aufgrund vor allem jetzt dieses großartigen
Katalogs ist die schlesische Kunsthistorikerin als hervorragende Kennerin mit ausgeprägtem Fachwissen über den Eisenkunstguss und dessen industrielle Vorgeschichte zu rühmen. Gleichzeitig kann sie
aus dem inzwischen bei der Stiftung
Schlesien, früher in Hannover, jetzt in Oldenburg angesiedelten Fundus sachverständig schöpfen.
Der 1752 in Hameln geborene Friedrich
Wilhelm von Reden, bei der Thronbesteigung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. 1786 in den Grafenstand erhoben,
war schon während seines Studiums der
Juristerei und Naturwissenschaft zum
Kenner des Bergbaus geworden. Darüber
hinaus hat er sich als junger Mensch gerade in England bergbautechnisch und in
der Industrie fachlich kundig gemacht. Die
Modernität des oberschlesischen Bergbaus
ist mit dem Namen und der auf industriellen Fortschritt ausgerichteten Leistung des
Grafen von Reden verbunden. Berufen mit
28 Jahren wurde er zum Direktor des Oberbergamtes in Breslau. Drei Jahre zuvor war
sein Onkel Freiherr Friedrich Anton von Heinitz als dirigierender Minister und Oberberghauptmann von König Friedrich II. dem
Großen ernannt worden.
Dass Johann Wolfgang von Goethe während seiner Schlesienreise 1790 zusammen
mit dem Herzog von Weimar als für den
Bergbau zuständiger Minister bis nach Tarnowitz gekommen ist, ist Graf von Reden
zu verdanken, denn er brachte die erste
Dampfmaschine 1788 aus England auf den
Kontinent, zu dieser Zeit ein Objekt der Bewunderung. 1796 wurde, auch dieses Ereignis das Verdienst des Grafen von Reden, gleichfalls als englischer Import, der
erste Kokshochofen des Kontinents in der
Gleiwitzer Eisenhütte angeblasen. Und Graf
von Reden ist auch, wiederum nach englischem Vorbild, der Initiator und Ideengeber des Eisenkunstgusses.
Diesem ist der Bildteil mit 83 Objekten,
die abgebildet und beschrieben werden,
gewidmet. Die Erzeugnisse des Eisenkunstgusses sind aufgeteilt in Medaillen,
Neujahrskarten, Reliefs, Religiöse Motive,
Statuetten, Gebrauchs- und Ziergegenstände und Schmuck. Bekanntlich ist
auch das Eiserne Kreuz als Auszeichnung
für Soldaten und Offiziere ein Erzeugnis des
Gleiwitzer Eisenkunstgusses, gegossen
nach einem Entwurf des Meisters des Klassizismus im Baustil, Friedrich Schinkel.
Der erste Teil des Textes macht mit dem
schöpferischen Werk des Grafen von Reden auf dem Felde des Bergbaus, Hüttenwesen und Kunstgusses bekannt, dann
folgt der Bildteil, und der zweite Textteil
zeichnet den ganzen Lebensweg des Grafen nach. Und jetzt ist auch Schloss Buchwald im Riesengebirge, das zum Alterssitz
wurde, Gegenstand kunsthistorischer Beschreibung. Hier ist Graf von Reden 1815
gestorben. Er hatte erst mit 50 Jahren geheiratet. Seine Frau, 22 Jahre jünger, hat
als Witwe auf Schloss Buchwald sich das
Verdienst erworben, König Wilhelm IV. für
den Erwerb und den Transport der Kirche
Wang aus Norwegen nach Brückenberg im
Riesengebirge gewonnen zu haben. Darüber hat Idis B. Hartmann andernorts berichtet.
Dem Band, der weit mehr ist als lediglich der Katalog einer Ausstellung von Erzeugnissen des Eisenkunstgusses, weil fast
ein Jahrhundert schlesischer Wirtschaftsund Kulturgeschichte dank deren Darstellung ihn auszeichnet, wünscht man viele
Abrufer und Besteller beim Kulturwerk
Schlesien in Oldenburg. Die Geschichte
vom Denkmal des Grafen von Reden in Königshütte, zweimal mutwillig zerstört, 2002
jedoch wieder errichtet, ein drittes Mal, führt
unmittelbar in die Gegenwart.
Herbert Hupka
Schlesische Nachrichten 8/2006
Leben
Die Aufzeichnung eines zweiundsiebzigjährigen Lebens, von Karl Schneider
Karl Schneider hat eine Menge erlebt. Seit
seiner Jugend ist er Chronist seines Lebens und manchmal kommen ihm beim
Schreiben selbst die Tränen. Er schreibt
aus dem Gedächtnis wie auch aus Tagebüchern, die er seit der Jugend geschrieben hat. Seine Stärke ist sein gutes Langzeitgedächtnis, das ihm das
Schreiben über sein abwechslungsreiches
Leben, erleichtert. Sein Elternhaus prägte sein Leben christlich und familiär. Diese Tatsache und ein Leitspruch seiner Mutter – „Ist die Not am größten, ist Gottes
Hilfe am nächsten“ – haben ihm und seiner Familie bis heute viel Kraft gegeben.
Mit Gottvertrauen, durch manche Unwegsamkeiten und Prüfungen geschleust, gab es immer ein Licht am Ende
des Tunnels, das wieder Hoffnung spendete. Seine Lebensgeschichte reicht von
der Weimarer Zeit über die Nazizeit, Verschleppung, den Kommunismus bis hin zur
Demokratie unter Adenauer, Erhard und
Theodor Heuss und zum heutigen Sozialabbau samt Arbeitslosigkeit unter
Schröder. Für Karl Schneider haben
Krieg, Entbehrung, Hunger und Epidemien
für eine natürliche Auslese gesorgt. Die
Stärksten kamen durch, sie haben Europa wieder aufgebaut. Heute ist die Situation allerdings schwierig, ein neuer Aufschwung nötig.
Das Büchlein ist für 15,– + Versand,
zu beziehen bei: „Silesia“ Verlags- und Vertriebs GmbH, Dollendorfer Str. 412,
53639 Königswinter
Kein schöner Land
Liederbuch für den deutschen Chorgesang
In der Stadt Solingen gibt es die Zentralstelle für den deutschsprachigen Chorgesang in der Welt, die jetzt ein Chorliederbuch herausgebracht hat, in dem 48
Chorlieder aus den 16 Bundesländern zusammengefasst sind. Fast drei Jahre haben die Vorbereitungen für die Zusammenstellung des Liedgutes gebraucht, darauf wies Oberbürgermeister
Franz Haug jetzt hin. Die 16 Regierungschefs der einzelnen Bundesländer wurden
um ein Grußwort gebeten und auch der damalige Bundespräsident Johannes Rau hat
mit einem Geleitwort das Chorliederbuch
auf die Reise geschickt.
Mit diesem Chorliederbuch verabschiedet sich Ulrich Remmer, der jahrelange
Leiter der Zentralstelle, denn er geht in diesem Jahr in den Ruhestand. „Deutschland
ist ein Land mit einer wundervollen Fülle
von Volksliedern, von Liedern, in denen
nicht nur die großen menschlichen Gefühle,
Liebe und Leid, Glück und Unglück, Leben
und Tod, kurzum das persönliche Schicksal der Menschen besungen werden, son-
dern auch der Zauber der Jahreszeiten, der
Natur und der Landschaften,“ schreibt er
in dem Begleittext.
Das Chorliederbuch geht an alle Chöre in der Welt, die mit der Zentralstelle in
Verbindung stehen. Somit wird deutsches
Liedgut in alle Welt getragen. Anerkennende
Briefe kamen so nach Solingen zurück, unter ihnen ein Schreiben des Bundespräsidenten Horst Köhler. Maßgeblich beteiligt
an der Herausgabe des Liederbuches war
auch der Förderverein der Zentralstelle
Chorgesang.
Wenn in diesem Jahr das Heimatkreistreffen der Goldberger in ihrer Patenstadt
Solingen am 20. und 21. Mai stattfindet,
werden auch Lieder aus diesem Chorliederbuch beim gemütlichen Heimatabend
von dem Chor der Oberschlesier gesungen werden und das Chorliederbuch wird
den sangesfreudigen Schlesiern angeboten werden. Denn das Singen deutscher
Volkslieder gehört seit Jahren zum Programm des Goldberger-Heimattreffens.
Jutta Graeve (SN)
Schlesische Nachrichten 8/2006
DE LIBRIS / VERMISCHTES
Ein ungewöhnliches Buch über das
Thema „Flucht und Vertreibung“
Es fragte sich
eine Flüchtlingsfrau, nachdem
sie bereits 8 Monate lang Tag für
Tag ihr Tagebuch
geführt
hatte: „Ob jemand mal Interesse für meine
Zeilen hat? Hoffe ich doch, es
nicht ganz umsonst geschrieben zu haben“. Dieser Hinweis, aber auch
die Erkenntnis, dass er, der Herausgeber
als einer der letzten Zeitzeugen, vielleicht
einer besonderen Verpflichtung folgen sollte, führte zu dem Entschluss, aus den Tagebüchern seiner Eltern ein Buch für einen breiteren Leserkreis zu machen.
Als ältester Sohn der Familie Völkel hatte Hans die versiegelten Tagebücher
einst von seiner Mutter unter der Auflage
erhalten, sie erst nach ihrem Tode zu öffnen. Inzwischen, 10 Jahre nach ihrem Tode
und 60 Jahre nachdem die Aufzeichnungen entstanden waren, unterzog er die
Texte einer schonenden Überarbeitung
und lässt die Ereignisse von damals noch
einmal Revue passieren.
In dem Buch „Breslauer Evakuierte in
Bayern“, das soeben im Bochumer Universitätsverlag erschienen ist, kommen
gleich drei Autoren zu Wort. Im Vordergrund stehen zwei getrennt entstandene
Tagebücher der Eltern, die zeitgleich
nebeneinander gestellt werden. Das eine
berichtet über die Flucht der Mutter mit
ihren drei Kindern im Januar 1945 aus
Breslau und dem weiteren Schicksal als
„Evakuierte“ in Niederbayern bis Mai 1946.
Im zweiten Tagebuch schildert der Vater
in knappen Worten seinen Kampf ums
Überleben in der Festung Breslau. Der Leser fühlt sich geradezu hineingezogen in
dieses Spannungsfeld zwischen Hoffen
und Bangen und der Sorge um den Andern, von dem man nicht wusste, wo er
war und ob er noch lebte. Die Texte der
Eltern wurden weitgehend unverändert
übernommen, sie zeugen von einer selten gewordenen Ausdrucksweise, die
weder dem schlesischen Dialekt, noch
strengen grammatischen Regeln entsprach. Als dritter Autor bringt der Sohn
Hans (Herausgeber) hin und wieder seine eigenen Erinnerungen ein und rundet
insbesondere den weiteren Verlauf dieses
Flüchtlingsschicksals ab, das nach dem
plötzlichen Abbruch der Tagebucheintragungen im Mai 1946 noch lange nicht zu
Ende war.
Belegt werden diese Schilderungen
durch eindrucksvolle Fotos und Dokumente. Zusätzlich machen ein Glossar, ein
ausführliches Orts- und Namensverzeichnis, sowie eine Karte die Ereignisse
von damals leicht nachvollziehbar.
Es ist nicht das erste Buch von Hans Völkel. Bereits 2002 brachte er mit dem Titel „Mineralogen und Geologen in Breslau“ eine umfassende Geschichte der
Geowissenschaften an der Universität
Breslau von 1811 bis 1945 heraus und
2004 folgte eine Biographie des Leipziger
Dermoplastikers und Künstlers „Herman
H. ter Meer“. Als Nächstes ist von ihm ein
Abriss aus der Bauphase der Ruhr-Universität, über die sogenannte „Gummistiefelgeneration“ zu erwarten. Immerhin
war Hans Völkel beruflich seit 1961 auf dem
Uni-Gelände als Baugrundtechniker und
später dann 36 Jahre lang im Bereich Geowissenschaften an der Ruhr-Universität
15
selbst tätig gewesen. Dennoch fühlt sich
Hans Völkel immer noch in seiner alten Heimatstadt Breslau verwurzelt, wie auch im
ganzen Schlesierland, das er seit vielen
Jahren regelmäßig bereist. Er hat dort viele Freunde und Bekannte und ist nebenbei auch in der Deutsch-Polnischen Gesellschaft der Universität Breslau engagiert.
Sowohl das hier näher beschriebene
Buch „Breslauer – Evakuierte in Bayern“,
das soeben als Band 14 der Reihe Zeitzeugen – Zeitdokumente, im Europäischen
Universitätsverlag Bochum/Dülmen erschienen ist (231 Seiten, 17 sw-Abbildungen, ISBN 3-89966-170-2, Preis:
19.90 €) als auch die anderen beiden Bücher können direkt beim Autor Hans Völkel, Am Langen Seil 58, 44803 Bochum
oder telefonisch unter (0234) 38 23 62, bezogen werden.
„Brünner Todesmarsch“
Die Vertreibung aus der Stadt der Väter
Diese Säuberungsaktion geht auf eine direkte Aufforderung des damaligen Staatspräsidenten der Tschechoslowakei zurück.
Kurz nach Kriegsende anläßlich seines Besuches in Brünn am 12. Mai 1945 hatte Edvard Benes verkündet:
„... Wir werden unter uns Ordnung machen, insbesondere hier in der Stadt
Brünn mit den Deutschen. Mein Programm
ist, und ich verhehle es nicht, die deutsche
Frage zu liquidieren. ...“
Nur vier Tage später, am 16. Mai 1945,
wird Edvard Benes anläßlich seiner Ansprache am Altstädter Ring in Prag noch
deutlicher:
„Es wird erforderlich sein, die Anzahl der
politischen Parteien gegenüber der Zeit vor
dem Kriege zu reduzieren, das Verhältnis
der Tschechen und Slowaken neu zu gestalten und die Deutschen in den böhmischen Ländern als auch die Ungarn in der
Slowakei zu liquidieren, so wie sich die Liquidierung nur durchführen läßt ...“
Angestaute Wut und Aggressivität bei
vielen tschechischen Mitbürgern war bereits in den letzten Kriegswochen spürbar.
Nach Einmarsch der Roten Armee fühlten
sich die Tschechen als Sieger. Das, was sie
als Verletzung ihres Stolzes empfunden hatten, die Abtretung der sudetendeutschen
Randgebiete und das aufgezwungene
Protektorat, schien ihnen geheilt, aber nur
zum Teil. Der Ruf nach Vergeltung, ja Rache, ertönte immer lauter, doch konnte sich
diese nicht mehr gegen die Verursacher ihrer Leiden richten, denn die hatten sich zumeist längst ins Reichsgebiet abgesetzt.
So richtete sich der Haß auf alles Deutsche,
gegen die in der Stadt verbliebenen Frauen, Kinder und Greise, und erreichte ein unvorstellbares Maß an Brutalität. Die Deutschen wurden über Nacht rechtlos. Sie
mußten weiße Armbinden tragen, und Repressalien, Einschränkungen und Verfolgungen nahmen zu. Prügeleien, öffentliche
Vergewaltigungen deutscher Frauen und
Mißhandlungen Deutscher waren an der Ta-
gesordnung.
Der Gipfel der Verfolgungen und Demütigungen wurde am 30. Mai mit einer Verlautbarung des Landes-Nationalausschusses erreicht.
Darin wurden alle Deutschen aufgefordert, sich binnen weniger Stunden, nur versehen mit dem, was sie tragen könnten, an
bestimmten Sammelplätzen einzufinden.
Nachdem die meisten die Nacht stehend
verbracht hatten, wurden die Menschen
erst von „Partisanen“ von allem befreit, was
diesen wertvoll erschien, sodann aber in
Marschkolonnen zusammengestellt und in
Richtung österreichische Grenze getrieben.
Dieser endlose Zug, zu dem auch noch die
Einwohner aus fast allen deutschen Dörfern südlich von Brünn dazugetrieben wurden, bestand hauptsächlich aus Frauen
(auch schwangeren), Kindern (auch Säuglinge und Kleinkinder) und alten Menschen.
Denn deutsche Männer, die als arbeitsfähig bezeichnet wurden – die meisten befanden sich ohnehin noch bei der Wehrmacht – wurden in Zwangsarbeitslagern in
und um Brünn festgehalten.
Kommandiert und begleitet wurde dieser Todesmarsch der Deutschen von Teilen der tschechischen Bevölkerung, die,
teils von Haß getrieben, teils vom schlechten Gewissen wegen ihrer Kooperation mit
der Gestapo oder anderen reichsdeutschen
Dienststellen, mit besonderer Brutalität vorgingen. Den Tschechen, die mäßigend einzuwirken versuchten, muß man Anerkennung für ihren Mut zollen. Die Wirksamkeit
ihrer Bemühungen fand aber dort ihre Grenze, wo die Betreffenden selbst in Gefahr
gerieten.
Naturgemäß verließen bereits nach kurzer Zeit viele Opfer dieser Vertreibung die
Kräfte. Sie warfen als erstes ihr karges Eigentum weg, wurden, wenn sie zu Boden
fielen, brutal mit Kolbenhieben traktiert oder
blieben einfach im Straßengraben liegen.
Man hörte oft Gewehrschüsse, wagte aber
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VERMISCHTES / ANZEIGEN
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nicht, sich umzudrehen, weil dies ebenso wie Sprechen mit brutalen Schlägen geahndet wurde. Da und dort von Anwohnern angebotene Hilfe, Wasser oder gekochte Kartoffeln, wurde vom Begleitpersonal höhnisch verhindert, Eimer umgekippt, Helfer verjagt.
Viele Menschen starben vor Erschöpfung am Straßenrand. Sie
verdursteten, da ihnen trotz der großen Hitze Wasser verweigert
wurde, oder erhielten einen „Gnadenschuß“. Die sich weiter schleppen konnten, erreichten nach einem fürchterlichen Gewitter, durchnäßt, müde, durstig und hungrig das südmährische Städtchen Pohrlitz, wo in Scheunen und Fabrikhallen Schutz und Übernachtungsmöglichkeit gesucht wurde.
Diese Menschenmassen konnten wegen Gewalttätigkeiten,
Schwäche, Streß und ausbrechenden Krankheiten nicht mehr weiter. So erlangte die Ortschaft Pohrlitz eine traurige Berühmtheit. In
den Feldern um diesen Ort sind in Massengräbern Hunderte von
Toten, zumeist namenlos, verscharrt worden. Die überwiegend alten Menschen, aber auch junge Frauen mit kleinen Kindern, wurden durch die begleitenden „Roten Gardisten“ geschlagen, ihrer
Habe beraubt, vergewaltigt, hilflos zurückgelassen und willkürlich
getötet. Nur wenigen gelang es am nächsten Tag, über die rettende österreichische Grenze zu entkommen. Und auch die Straße
nach Wien ist gesäumt von Hunderten – ordentlicher – Gräber derer, die ihr Leben am Wegesrand lassen mußten.
Insgesamt wurden auf diese Weise etwa 25.000 Menschen aus
ihrer Heimatstadt vertrieben. Die Zahl derjenigen, die den Todesmarsch und die Lager nicht überlebten, belief sich auf etwa 10.000
Menschen.
Die aufhetzenden Reden des früheren und späteren Staatspräsidenten Benes und seiner Genossen hatten in Brünn volle Wirkung gezeigt. Das jahrhundertelange Zusammenleben von Deutschen und Tschechen in der Stadt Brünn wurde rigoros und auf
grausamste Art beendet.
(DOD)
Schlesische Nachrichten 8/2006
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des Kreises Habelschwerdt – Medienzentrum des Märkischen Kreises, Freiheitstraße 31, 58762 Altena
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30. April bis 11. Mai 2006: Von Kohle gezeichnet. Frauen in der
mechanischen Kohlenverarbeitung in Oberschlesien. Fotografien von
Dariusz Kantor (Herne, geb. in Beuthen/OS 1967)
Schüler des Kunstgymnasiums Hindenburg/OS fotografierten 2005
den Abriß der Straße, in der der Autor „Janosch“ (Horst Ecker) von
1931 bis 1946 aufwuchs. Sie ist Schauplatz seiner autobiographischen Erzählungen.
LM Schlesien, Landesgruppe Baden-Württemberg, Schlossstr. 92,
70176 Stuttgart
21. bis 23. April 2006: Landeskulturtagung im „Heinrich-Fabri-Institut“ in Blaubeuren
26. bis 30. April 2006: Jugendseminar „Der Deutsche Widerstand
in Schlesien“ in Kreisau/Schlesien
22. April 2006, 14.30 Uhr Stadthalle Bad Godesberg
Schlesische Runde, Thema: „Vertreibung aus Bunzlau“ Referent: Studiendirektor Peter Börner, Siegburg
24. April 2006, 17.00 Uhr Hotel Daufenbach, Brüdergasse
Conservativer Politischer Cirkel: „Perspektiven der alternden Gesellschaft“: Prof. Dr. Friedrich Fürstenberg (mit Diskussion)
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Heimatmuseum im Präsidentenkloster (Stadtweg, Ecke Poststraße)
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zwischen Hauptbahnhof und Königsplatz (U- und S- Bahn)
Eintritt frei!!! Freiwillige Spende erbeten! Zur Finanzierung des Saales wird um einen gewissen Verzehr gebeten!
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