58 Dr. Angelika Müller Institut für Österreichisches, Europäisches
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58 Dr. Angelika Müller Institut für Österreichisches, Europäisches
Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 Dr. Angelika Müller Institut für Österreichisches, Europäisches und Vergleichendes Öffentliches Recht, Politikwissenschaft und Verwaltungslehre an der Universität Graz Unstitut rakouského, evropského a srovnávacího veřejného práva, politologie a správy při Univerzitě v Grazu 1973 Geburt 1991 Matura am neusprachigen Gymnasium Ursulinen Graz 1996-2000 Tutorium an der RESOWI-Bibliothek 1997 Sponsion zur Mag. jur. 2000-2001 Gerichtspraktikum am Sprengel OLG Graz 2001 Promotion zur Dr. jur. seit November 2001 Assistentin am Institut für Öffentliches Recht Graz narozena 1973 1991 Maturita na jazykovém Gymnáziu Voršilek v Grazu 1996-2000 praxe v knihovně RESOWI 1997 titul Mag. jur. 2000-2001 soudní praktikantka u Sprengel OLG Graz 2001 udělení titulu Dr. jur. od listopadu 2001 asistentka v Institutu veřejného práva v Grazu 58 International and Comparative Law Review No. 6/2002 II. Die europäische Grundrechtscharta1 I. Einleitung § 1: „Vor dem Gesetz sind alle Staatsbürger gleich... Die Gesamtheit der Staatsbürger ist das Volk.“ § 2: „Die Freiheit der Person ist gewährleistet. Niemand darf seinem gesetzlichen Richter entzogen werden... Niemand darf verhaftet werden, außer kraft eines richterlichen, mit Gründen versehenen Befehls.“ Sind das die Grundrechte aus der Europäischen Grundrechtscharta, die 2002 in Nizza proklamiert wurde? Nein, sie sind es nicht. Hierbei handelt es sich um einen Teil der sogenannten Staatsbürgerlichen Grundrechte, die bereits vor mehr als 150 Jahren, genauer gesagt 1848, im sogenannten „Kremsierer Entwurf“ in 27 Paragraphen hier in Kremsier vom Reichsrat, dem ersten österreichischen Parlament niedergeschrieben wurden. Und diese Grundrechte sollten für das Kaisertum Österreich, also auch für Böhmen, Mähren und Schlesien gelten.2 Zur Implementierung dieses Entwurfes kam es jedoch nicht, da der Reichstag am 4. März 1849 aufgelöst wurde und die Märzverfassung durch Kaiser Franz Josef eingeführt wurde. In der Begründung dazu hieß es, dass sich der Reichstag in „Erörterungen aus dem Gebiete der Theorie“ eingelassen habe „welche nicht nur mit den tatsächlichen Verhältnissen der Monarchie in entscheidendem Widerspruch stehen, sondern überhaupt der Begründung eines geordneten Rechtszustandes im Staate entgegentreten“.3 Immerhin– die Idee der Grundrechte und des Grundrechtsschutzes existierte bereits– und wenn wir nun die Entwicklung der Grundrechte innerhalb Europas, nämlich in der EU betrachten, so doch vor dem Hintergrund, dass sämtliche Überlegungen, Gedanken und wohl auch Kompromisse auf diesem Gebiet gar nicht so neu und auch keine Erfindung des 21. Jahrhunderts sind, sondern im Gegenteil bereits vor über 150 Jahren für Mitteleuropa bereits einmal konkret durchdacht worden sind. 1 Vortrag, gehalten am 31.8.2002 in Kremsier im Rahmen der Sommerschule zum Thema „Die aktuellen Aspekte der Osterweiterung“ 2 Entwurf des österreichischen Reichstages, welcher in der Zeit vom 22.7. 1848 bis 4.3. 1849 getagt hat („Kremsierer Entwurf“). 3 RGBl 1849/150. 59 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 II. Entstehung der Grundrechte innerhalb der EU A. Allgemeines Als die Gründungsverträge der Europäischen Gemeinschaften, ds der Vertrag über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl vom 18. April 19514, der Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft vom 25. März 19575 und der Vertrag zur Gründung der Europäischen Atomgemeinschaft vom 25. März 19576 geschlossen wurden, standen primär wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. Mit der Montanunion wollte man einen gemeinsamen Markt für Kohle und Stahl schaffen sowie Zölle und Kontigentierungsregelungen in diesem Bereich abschaffen; auch die Euratom und die EWG waren wirtschaftliche Zusammenschlüsse. Daher enthalten sie – anders als die meisten Rechtsordnungen der Mitgliedstaaten – keinen geschriebenen Grundrechtskatalog. Allerdings werden grundlegende Freiheiten wirtschaftlicher Natur erwähnt, nämlich die sog vier Grundfreiheiten. Dazu gehören die Freiheit des Warenverkehrs gemäß Art 23 ff EGV, die Niederlassungsfreiheit gemäß Art 39 ff EGV, die Dienstleistungsfreiheit gemäß Art 49 ff EGV und die Freiheit des Kapitalverkehrs gemäß Art 56 EGV. Diese Grundfreiheiten dienten jedoch zunächst eher der Verwirklichung eines gemeinsamen Marktes denn als effektive Grundrechte. Des weiteren war der absolute Vorrang des Gemeinschaftsrechts vor dem nationalen Recht noch nicht geboren und daher stand ein eigener Grundrechtsschutz noch nicht zur Debatte.7 Doch je mehr die Idee eines gemeinsamen Europa auch politische Dimensionen bekam und man begann, das Thema „eine Verfassung für Europa“ zu vertiefen, umso mehr wurde auch die Frage nach einer verfassungspolitischen Legitimation ihrer Hoheitsgewalt laut.8 So wie in der Entstehung eines modernen demokratischen Verfassungsstaates neben der Ausübung einer Staatsgewalt auch die Stellung des Einzelnen im Staat zur Aufgabe der Verfassung wurde, so stellte sich dieses Problem auch in einem immer näher zusammenwachsenden Europa. Neben dem Staatsaufbau und den Zielrichtungen des jeweiligen Staates sind auch 4 BGBl 1995/46 idF BGBl III 1999/83. 5 BGBl III 1999/86. 6 BGBl 1995/45 idF BGBl III 1999/83. 7 vgl dazu Udo Fink, Der Grundrechtsschutz in der Europäischen Union nach dem Amsterdamer Vertrag, in: Winfried Kluth (Hrsg), Die Europäische Union nach dem Amsterdamer Vertrag, BadenBaden, 58 f. 8 Jürgen Schwarze, Europäischer Grundrechtsschutz – Grundfragen, aktuelle Rechtsentwicklungen, künftige Perspektiven, ZfV 1993, 1. 60 International and Comparative Law Review No. 6/2002 die Rechte des Einzelnen, die damit Grenzen der staatlichen Gewalt markieren, in den meisten Verfassungen der einzelnen Staaten vorhanden.9 In Zusammenhang mit der zweiten Erweiterungsrunde bekräftigten die Staatsund Regierungschefs der Mitgliedsstaaten 1978 in einer Erklärung des Europäischen Rates, dass „die Achtung und die Aufrechterhaltung der parlamentarischen Demokratie und der Menschenrechte in allen Mitgliedsstaaten wesentliche Elemente ihrer Zugehörigkeit zu den Europäischen Gemeinschaften sind“.10 Diese Erklärung war als deutliches Signal für Griechenland, Spanien und Portugal gedacht, die 1975 bzw 1977 förmliche Beitrittsgesuche gestellt hatten und wo autoritäre Regime erst vor kurzen ihre Macht verloren hatten. Und auch die Kommission verband die Stellungnahme zum Beitritt Griechenlands mit einer ähnlichen Formulierung.11 Erst mit der Einheitlichen Europäischen Akte EEA wurden Grundrechte 1987 erstmals in einem Vertrag expressis verbis erwähnt – zumindest in der Präambel. Mit der EEA wollte man die Grundlage für die Vollendung des Europäischen Binnenmarktes und auch für die Europäische Politische Zusammenarbeit schaffen. Zu diesem Zwecke waren die Vertragsparteien entschlossen, gemeinsam für Demokratie einzutreten, wobei sie sich „auf die in den Verfassungen und Gesetzen der Mitgliedstaaten, in der Europäischen Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten und der Europäischen Sozialcharta anerkannten Grundrechte, insbesondere Freiheit, Gleichheit und soziale Gerechtigkeit“ stützen.12 B. Rechtsprechung des EuGH Da es also weder in den Gründungsverträgen noch im sekundären Gemeinschaftsrecht einen kodifizierten Grundrechtskatalog gab, lag es am EuGH, in welcher Weise er Grundrechte durch Rechtsfortbildung bzw Richterrecht in die EU einführen wollte. Doch die anfänglichen Versuche von Prozeßparteien, auf etwaige Grundrechtsverletzungen einzugehen, wurden vom EuGH nicht wahrgenommen. So auch in der Rechtssache Stork13 im Jahre 1959: der EuGH lehnte die Überprüfung von innerstaatlichen Recht ab, da er bei Anwendung des Vertrages 9 zur Entstehung von Grundrechten siehe Herbert Schambeck, Grundrechte in westeuropäischen Verfassungen, ÖJZ 1992, 634 ff. 10 Europäischer Rat in Kopenhagen, Erklärung zur Demokratie, Bulletin der Europäischen Gemeinschaften, 1978/3, 5. 11 vgl dazu Benedikt Speer, die Europäische Union als Wertegemeinschaft, DÖV 2001983. 12 Abl Nr L 169 vom 29.6.1987. 13 EuGH, Rs 1/58. 61 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 lediglich die Wahrung des Rechts zu sichern habe. Daher könne der in den Verfassungen der jeweiligen Mitgliedstaaten verankerte Grundrechtschutz kein Maßstab für die Überprüfung von Gemeinschaftsrecht sein. 1. Solange I und II Entscheidungen wie diese führten jedoch in einen Teufelskreis, da Grundrechtsverletzungen völlig unangreifbar erschienen. Auf der einen Seite konnten nationale Gerichte aufgrund des Anwendungsvorrangs Gemeinschaftsrechtsakte nicht überprüfen, auf der anderen Seite lehnte der EuGH eine Grundrechtsprüfung aus den bereits angeführten Gründen nach wie vor ab.14 Zumindest den Anwendungsvorrang von EU-Recht gegenüber nationalem Recht hatte der EuGH eindrucksvoll im Urteil Costa/ENEL bekräftigt. Der Anwendungsvorrang konnte jedoch nur dann wirklich Geltung erlangen, wenn das Gemeinschaftsrecht selbst in der Lage ist, einen ausreichenden Grundrechtsschutz zu garantieren. Diese Überlegungen führten schlußendlich zum sogenannten „Solange IBeschluß“15 des deutschen Bundesverfassungsgerichtes am 29. Mai 1974. Darin schränkte das Bundesverfassungsgericht den Anwendungsvorrang des EU-Rechtes „solange der Integrationsprozeß der Gemeinschaft nicht so weit fortgeschritten ist“ ein, „daß das Gemeinschaftsrecht auch einen von einem Parlament beschlossenen und in Geltung stehenden formulierten Katalog von Grundrechten enthält, der dem Grundrechtskatalog des Grundgesetzes adäquat ist.“ Der dahinter stehende Gedanke war wohl der, dass das Gemeinschaftsrecht zumindest an einem Kernbereich der Verfassung meßbar sein muß, um ihm die endgültige Prüfung zu überlassen. Doch der deutsche Bundesverfassungsgerichtshof war nicht das einzige Höchstgericht innerhalb der EU, das einen nationalen Grundrechtsvorbehalt vorgebracht hat. Einen solchen brachte auch der italienische Corte Costituzionale im Jahre 1973 in der Entscheidung Frontini16 vor. Mehr als 10 Jahre blieb der deutsche Bundsverfassungsgerichtshof bei dieser Meinung bis er sie im sogenannten „Solange II-Beschluß“17 quasi umkehrte. Die Verfassungen der einzelnen Staaten war vorangeschritten, sodass er keine Befürchtungen bezüglich des Grundrechtschutzes haben mußte und so meinte er „solange die Europäischen Gemeinschaften, insbesondere die Rechtsprechung des 14 Johannes Hengstschläger, Grundrechtsschutz kraft EU-Rechts, JBl 2000, 409 f. 15 BVerfGE 37, 271-Solange I. 16 Sent 183/73, EuR 1974, 255. 17 BverfGE 73, 339-Solange II. 62 International and Comparative Law Review No. 6/2002 Gerichtshofes der Gemeinschaften einen wirksamen Schutz der Grundrechte gegenüber der Hoheitsgewalt der Gemeinschaften generell gewährleisten, der dem vom Grundgesetz als unabdingbar gebotenen Grundrechtsschutz im wesentlichen gleichzuachten ist...wird das Bundesverfassungsgericht seine Gerichtsbarkeit über die Anwendbarkeit von abgeleiteten Gemeinschaftsrecht...nicht mehr ausüben und dieses Recht mithin nicht mehr am Maßstab der Grundrechte des Grundgesetzes überprüfen“. Der Kernbestand des Grundrechtschutzes sei mittlerweile gewahrt; des weiteren spricht er auch die mittlerweile durch den EuGH vorgenommenen Konkretisierungen und Ausdifferenzierungen grundrechtlicher Positionen im Gemeinschaftsrecht an. 2. Weitere Entwicklung Unabhängig vom Solange I-Beschluss des deutschen Bundesverfassungsgerichtshofes begann der EuGH seine Rechtsprechung in Richtung Grundrechtsschutz auszubauen. Denn bereits 1969 kam es mit dem Fall Stauder18 in einem sogenannten leading-case zu diesem Thema zur erstmaligen Erwähnung der Grundrechte. Dabei hatte ein deutsches Gericht die Frage zur Vorabentscheidung gestellt, ob eine in einer Entscheidung der Kommission der Europäischen Gemeinschaften enthaltene nähere Bestimmung mit den allgemeinen Grundsätzen des Gemeinschaftsrechts vereinbar wäre. Dazu führte der EuGH an, dass die strittige Vorschrift nichts enthalte, „was die in den allgemeinen Grundsätzen der Gemeinschaftsrechtsordnung, deren Wahrung der Gerichtshof zu sichern hat, enthaltenen Grundrechte der Person in Frage stellen könnte.“ In diesem Fall ging es darum, ob die Abgabe verbilligter Butter an Empfänger bestimmter sozialer Hilfen an eine Bekanntgabe des Namens des Empfängers gegenüber dem Verkäufer geknüpft ist. Denn zur Förderung des Absatzes überschüssiger Buttermengen auf dem gemeinsamen Markt war es möglich, bestimmten Sozialhilfe beziehenden Gruppen Butter zu einem niedrigen Preis zur Verfügung zu stellen. Dazu jedoch hatten die Staaten Maßnahmen zu treffen, damit die berechtigten die verbilligte Butter nur gegen Vorlage eines auf ihren Namen ausgestellten Gutscheines erhalten konnten. Diese Formulierung war aber nur in der deutschen Version an den Namen geknüpft, in anderen Ländern war nur von einem individualisierten Gutschein die Rede. Der Beschwerdeführer sah dies als eine Verletzung der Menschenwürde und des Gleichheitssatzes an. Die streitige Vorschrift war dahingehend auszulegen, dass die namentliche Bezeichnung nicht vorgeschrieben, aber auch nicht untersagt wurde. Und auch in der Rechtssache Internationale Handelsgesellschaft19 vom 17. Dezember 1970 kam der EuGH zu dem Ergebnis, dass die Beachtung der 18 EuGH, Rs 29/69-Stauder. 19 EuGH, Rs 11/70. 63 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 Grundrechte zu den allgemeinen Rechtsgrundsätzen gehört, deren Wahrung der Gerichtshof zu sichern hat. „Die Gewährleistung dieser Rechte muß zwar von den gemeinsamen Verfassungsüberlieferungen der Mitgliedstaaten getragen sein, sie muß sich aber auch in die Struktur und die Ziele der Gemeinschaft einfügen“. Einund Ausfuhrlizenzen, die durch Agrarverordnungen der Gemeinschaft vorgeschrieben sind und die für die Inhaber die durch eine Kautionsstellung abgesicherte Verpflichtung zur Durchführung der geplanten Geschäfte begründen, sind notwendig und angemessen und verletzen kein Grundrecht. Mit diesen beiden Entscheidungen hatte der EuGH also festgestellt, dass die Grundrechte zu den allgemeinen Rechtsgrundsätzen gehören. In dieser Berufung auf die allgemeinen Rechtsgrundsätze, die der Gerichtshof zu wahren hat, zählen die Grundrechte nur zu einer Untergruppe. Auch in der Gemeinschaftsrechtsordnung befinden sich Verweisungen auf diese allgemeinen Rechtsgrundsätze, die den Rechtsordnungen der Mitgliedstaaten gemeinsam sind. Dies war zumindest ein Bekenntnis zu den Grundrechten, wiewohl die nähere Ausgestaltung erst in der weiteren Rechtsprechung konkretisiert wurde.20 Der EWG-Vertrag selbst verweist in Art 215 auf die allgemeinen Rechtsgrundsätze als Rechtsquelle und zwar im Bereich der außervertraglichen Haftung.21. Auf die allgemeinen Rechtsgrundsätze bezieht sich der EuGH auch mit dem Urteil Nold22 im Jahre 1974. Dabei führt er an, dass die Grundrechte zu den allgemeinen Rechtsgrundsätzen zählen, die der Gerichtshof zu wahren hat. Dabei habe er von den gemeinsamen Verfassungsüberlieferungen der Mitgliedstaaten auszugehen. Er könne keine Maßnahme als rechtens ansehen, die mit den von den Verfassungen dieser Staaten anerkannten und geschützten Grundrechte nicht vereinbar sind. Weiters spricht der EuGH – zunächst zwar erst allgemein, aber zumindest als Anfang – über die „internationalen Verträge über den Schutz der Menschenrechte, an deren Abschluß die Mitgliedstaaten beteiligt waren oder denen sie beigetreten sind“ und die auch im Rahmen des Gemeinschaftsrechts zu berücksichtigen sind. 20 Carl Otto Lenz, Der europäische Grundrechtsstandard in der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes, EuGRZ 1993, 586. 21 Gil Carlos Rodriguez Iglesias, Grundrechtsschutz im Europäischen Gemeinschaftsrecht nach der Rechtsprechung des Gerichtshofes der Europäischen Gemeinschaften, in Österreichische Juristenkommission (Hrsg), Kritik und Fortschritt im Rechtsstaat, Wien 1995, 137. 22 EuGH Rs 4/73. 64 International and Comparative Law Review No. 6/2002 C. Herausbildung einzelner Grundrechte 1. Allgemeines Neben der Erwähnung der Grundrechte im Rahmen der allgemeinen Rechtsgrundsätze wurden aber auch einzelne Grundrechte selbst herausgebildet. Dazu gehören die in den Verträgen verankerten Grundfreiheiten, denen der EuGH teilweise Grundrechtsqualität zuerkannt hat, indem er in der Freizügigkeit ein „Grundrecht der Arbeiter und ihren Familien“ sah. 23 Daneben gibt es jedoch auch Art 119 EGV, der das gleiche Entgelt für Männer und Frauen bei gleicher Arbeit vorsah. Dem Wortlaut zufolge verpflichtet er nur die Mitgliedsstaaten, durch den Vertrag von Amsterdam hat der EuGH das Grundrecht in der Rechtssache Defrenne24 auf das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern und somit mit Drittwirkung ausgestattet. Er legt weiters auch fest, dass gleichwertige Arbeit als gleiche Arbeit gilt. Ein weiteres Diskriminierungsverbot findet sich in Art 6 EGV, der als Interpretationsmaxime für den ganzen Vertrag gilt und dabei unmittelbar wirkt. Er verbietet nicht nur unmittelbare Diskriminierung, sondern schließt auch verdeckte Diskriminierungen aus. Demgegenüber kommt der allgemeine Gleichheitssatz kraft Richterrecht als fundamentaler Rechtssatz zur Anwendung; der EuGH meinte in der Rechtssache Wagner, dass eine Diskriminierung immer dann anzunehmen sei, wenn „gleiche Sachverhalte ungleich oder ungleiche Sachverhalte gleich behandelt werden“.25 Weiters wurden das Eigentumsrecht, die Berufsfreiheit, die Unverletzlichkeit der Wohnung, der Familienschutz, die Vereinigungsfreiheit, die Religionsfreiheit, die Meinungsfreiheit und verschiedene Verfahrensgrundsätze durch zahlreiche Entscheidungen des EuGH herausgebildet. Aber auch rechtsstaatliche Grundsätze, wie die Verhältnismäßigkeit, der Vertrauensschutz, das Rückwirkungsverbot sowie die Rechtssicherheit und Gesetzmäßigkeit der Verwaltung, wurden vom EuGH anerkannt.26 23 EuGH Rs 152/82. 24 EuGH Rs 80/70. 25 EuGH Rs 37/1983. 26 dazu nähere Ausführungen Francesco Palermo, Neue Wege im EU- Grundrechtsbereich, ecolex 1998, 665. 65 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 2. Rechte aus der Unionsbürgerschaft Durch die im Rahmen der Verträge vorgesehenen Freiheiten des Personenverkehrs wurde bereits in den 60er Jahren an die Einführung einer „Europabürgerschaft“ mit präzisierten Rechten und Pflichten gedacht. Mit dem EU-Vertrag vom 7.2.199227 wurde in Art 2 die Unionsbürgerschaft als Ziel erwähnt und nun in den EGV eingeführt. Danach ist Unionsbürger, wer die Staatsangehörigkeit eines Mitgliedsstaates besitzt. Dies beinhaltet das Recht, sich im Hoheitsgebiet der Mitgliedsstaaten frei zu bewegen und aufzuhalten, das aktive und passive Wahlrecht bei den Wahlen zum Europäischen Parlament und den Kommunalwahlen in dem Mitgliedsstaat, in dem er seinen Wohnsitz hat, das Petitionsrecht sowie das Recht auf Gewährung des diplomatischen und konsularischen Schutzes durch einen anderen Mitgliedsstaat.28 Diese Rechte für Unionsbürger wurden in die Grundrechtscharta als sog Bürgerrechte eingegliedert und es wird in diesem Zusammenhang näher auf sie eingegangen. III. Verhältnis zur EMRK Wie das innerstaatliche Recht der Mitgliedsstaaten werden die völkerrechtlichen Normen als solche formell nicht angewendet, aber als Quelle für die Ermittlung der gemeinsamen allgemeinen Rechtsgrundsätze herangezogen. Wie bereits angesprochen, erwähnt der EuGH die internationalen Verträge über den Schutz der Menschenrechte im Urteil Nold zum ersten, aber bei weiten nicht zum letzten Mal. Erstmals namentlich erwähnt und als möglichen Prüfungsmaßstab genannt wird die EMRK in der Rechtssache Rutili29. Dabei geht es nicht um die Beurteilung einer möglichen Grundrechtsverletzung, sondern um die Zulässigkeit der Einschränkung der Grundfreiheit der Arbeitnehmerfreizügigkeit. In der weiteren Folge prüft der EuGH immer wieder Handlungen von Gemeinschaftsorganen und nationale Maßnahmen anhand der Grundrechte, die durch die EMRK gewährleistet sind. So spricht er auch im Urteil Johnston30, wie in der Gemeinsamen Erklärung der Versammlung, des Rates und der Kommission vom 5.April 1977 und in der Rechtsprechung des Gerichtshofes anerkannt ist „sind 27 ABl 1992 C 191/1 idgF. 28 dazu näher Walter Obwexer, Das Recht der Unionsbürger auf diplomatischen und konsularischen Schutz, ecolex 1996, 323. 29 EuGH Rs 36/75. 30 EuGH Rs 222/84. 66 International and Comparative Law Review No. 6/2002 die leitenden Grundsätze dieser Konvention im Rahmen des Gemeinschaftsrechts zu berücksichtigen“. Zur Klärung der Frage, ob und welche Bestimmungen der EMRK Bestandteil des Gemeinschaftsrechts sind, legte der OGH gemäß Art 234 EGV diese zur Vorabentscheidung dem EuGH vor; dieser jedoch erklärte sich zur Beantwortung dieser Frage als unzuständig, da sich diese Frage in einem rein innerstaatlichen Fall stellte, der nicht in den Anwendungsbereich des Gemeinschaftsrechts fiel.31 Für die Überlegungen, in welchem Verhältnis das Gemeinschaftsrecht zur EMRK steht, ist es von großer Bedeutung, dass alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaften ebenso Vertragsparteien der Konvention sind. Daher wurde auch immer wieder die Meinung vertreten, dass die Gemeinschaft als Institution, die aus mehreren Vertragspartnern besteht, durch die Konvention zumindest indirekt gebunden ist, also durch ihre Mitgliedsstaaten als Konventionsmitglieder. Insoweit sei die Gemeinschaft in die Rechtsstellung ihrer Mitglieder durch einen völkerrechtlichen Substitutions- und Sukzessionseffekt getreten. Allerdings hat der EuGH nie festgestellt, dass die EMRK die Gemeinschaften als solche binde, sondern immer nur über die allgemeinen Rechtsgrundsätze in die einzelnen Entscheidungen hat einfließen lassen. So wird auch in der Lehre die Meinung vertreten, die Tatsache, dass die EMRK nicht allein, sondern neben anderen Erkenntnisquellen angewendet wird, führe zu einer Erhöhung des Grundrechtsschutzes. Der von der EMRK gebotene Grundrechtsschutz stelle also quasi einen sicheren, minimalen Grundrechtsschutzstandard in der Gemeinschaftsrechtsordnung dar.32 Dass der EuGH jedoch nicht unmittelbar an die EMRK gebunden ist, stellte auch die EKMR im Fall C.F.D.T. fest.33 Das stellte auch der Generalanwalt Darmon in seinem Schlußantrag in der Rechtssache Orkem fest.34 Allerdings hatte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte 1999 über einen Fall zu entscheiden, in dem es um eine Sache der Europäischen Gemeinschaften ging, nämlich um das Wahlrecht zum Europäischen Parlament. Eine in Gibraltar ansässige Person, Frau Matthews, hatte in Gibraltar erfolglos die Eintragung in das Wählerregister für die Wahlen zum Europäischen Parlament beantragt und konnte so an den Wahlen im Jahre 1994 nicht teilnehmen. Gibraltar ist nach Art 227 Abs 4 EGV zwar Teil des Geltungsbereiches des EG-Vertrages, aber nicht Teil des Vereinigten Königreiches. Der EGMR folgte nicht dem Einwand, die Regelungen zur Wahl zum Europäischen Parlament stellten einen 31 EuGH Rs C-299/95. 32 Elisabeth Sperlich, Die Geltung der EMRK im Gemeinschaftsrecht, JAP 2000/2001,7 ff. 33 EKMR, EuGRZ 1979, 431. 34 EuGH Rs 374/87. 67 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 Rechtsakt der Gemeinschaften dar und könnten den Mitgliedsstaaten nicht gesondert zugerechnet werden. Durch den Vertrag von 1976, der die Direktwahl des Europäischen Parlamentes zum Inhalt hat, haben die Mitgliedsstaaten Kompetenzen an eine internationale Organisation übertragen. Dass die Rechte aus der EMRK dabei jedoch gesichert bleiben, dafür haben die Mitgliedsstaaten selbst weiterhin Sorge zu tragen.35 Mit dieser Entscheidung also wird deutlich gemacht, dass die Verantwortlichkeit der Konventionsstaaten zur Beachtung der EMRK auch im Bereich der Europäischen Gemeinschaften besteht. Doch es bestehen auch inhaltliche Unterschiede in der Rechtsprechung der beiden Gerichtshöfe. So wurde zB vom EGMR in der Rechtssache Niemietz und vom EuGH in der Rechtssache Hoechst unterschiedlich entschieden. In der Frage um den Umfang und die Grenzen der Ermittlungsbefugnisse der EG-Kommission im Bereich des Wettbewerbsrechts kam der EuGH zu dem Schluß, dass es nicht genügend rechtliche Gemeinsamkeiten zwischen den Mitgliedsstaaten gebe, um ein Grundrecht auf den Schutz von Geschäftsräumen juristischer Personen anerkennen zu können; er fügte aber weiters hinzu, dass die Grundrechte nach ständiger Rechtsprechung zu den allgemeinen Rechtsgrundsätzen gehören, die der Gerichtshof zu wahren hat. Der EGMR sah dies zwar anders, aber die Entscheidung Nimietz erging jedoch erst nach jener des EuGH. Es liegen zwar noch weitere divergierende Fälle vor, jedoch lagen die Urteile des EuGH, die nicht mit denen des EGMR übereinstimmen, in allen Fällen zeitlich vor denen des EGMR, sodass zum Zeitpunkt der Urteilsfällung durch den EuGH noch keine eindeutige Rechtsprechung des EGMR vorhanden war.36 Die Divergenzen zwischen den beiden Gerichtshöfen ließen sich am einfachsten durch einen Beitritt der Gemeinschaft zur EMRK lösen. Zu diesem Ergebnis war auch der Rat der Europäischen Union gekommen und stellte deshalb am 26. April 1994 gemäß Art 228 Abs 6 EG-Vertrag den Antrag an den EuGH auf ein Gutachten zu der Frage, ob der Beitritt der Europäischen Gemeinschaft zur Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten vom 4. November 1950 mit dem Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft vereinbar sei. Ein Grundsatzbeschluß über die Aufnahme von Verhandlungen könne erst dann gefaßt werden, wenn der Gerichtshof geprüft habe, ob der geplante Beitritt überhaupt mit dem Vertrag vereinbar sei. Dazu führte der EuGH in seinem Gutachten über die Zuständigkeit der Gemeinschaft für einen Beitritt zur Konvention aus, dass nach Art 3b des Vertrages die Gemeinschaft innerhalb der Grenzen der ihr in diesem Vertrag 35 EGMR, Urt vom 18.2.1999, 24833/94, EuGRZ 1999, 200-Matthews. 36 zur Diskrepanz von Urteilen des EGMR und EuGH Siegbert Almer/Ulrich Widmaier, Die EUCharta der Grundrechte und ihre Auswirkung auf die Rechtsprechung, EuGRZ 2000, 504. 68 International and Comparative Law Review No. 6/2002 zugewiesenen Befugnisse und gesetzten Ziele tätig sei und aus diesem Grunde nur über begrenzte Ermächtigungen verfüge. Dieser Grundsatz der begrenzten Ermächtigung gelte sowohl für internes als auch für völkerrechtliches Gemeinschaftshandeln. Allerdings verleihe keine Bestimmung des Vertrages den Gemeinschaftsorganen allgemein die Befugnis, Vorschriften auf dem Gebiet der Menschenrechte zu erlassen oder völkerrechtliche Verträge in diesem Bereich zu schließen. Nach ständiger Rechtsprechung, so führt er weiter in seinem Gutachten an, gehören die Grundrechte zu den allgemeinen Rechtsgrundsätzen, wobei der Konvention in diesem Zusammenhang besondere Bedeutung zukomme. Zusammenfassend kann also gesagt werden: die Wahrung der Menschenrechte ist zwar „eine Voraussetzung für die Rechtmäßigkeit der Handlungen der Gemeinschaft“, aber ein Beitritt zur Konvention würde eine wesentliche Änderung durch die Einbindung in ein völkerrechtliches, andersartiges institutionelles System mit sich bringen.37 In diesem Gutachten wird der Beitritt der EG zur EMRK also nicht generell für unmöglich erklärt, jedoch beim gegenwärtigen Stand des Gemeinschaftsrechtes nur mittels einer Vertragsänderung für realisierbar gehalten. Da über eine etwaige Vertragsänderung jedoch nicht weiter nachgedacht wurde, wurden andere Wege gesucht, den Grundrechten in einem gemeinsamen Europa zu einem ausreichenden Schutz zu verhelfen. Einen Ansatzpunkt lieferte bereits der Vertrag von Maastricht. IV. Verträge von Maastricht und Amsterdam Der Vertrag von Maastricht enthält erstmals in der Geschichte der Europäischen Gemeinschaften einen primärrechtlichen Bezug zur Europäischen Menschenrechtskonvention. Zwar findet sich auch hier kein Grundrechtskatalog, aber immerhin eine Erwähnung. Denn in Art F Abs 2 des Vertrages über die Europäische Union heißt es: „Die Union achtet die Grundrechte, wie sie in der am 4. November 1950 in Rom unterzeichneten europäischen Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten gewährleistet sind und wie sie sich aus den gemeinsamen Verfassungsüberlieferungen der Mitgliedsstaaten als allgemeine Grundsätze des Gemeinschaftsrechtes ergeben.“ Damit wurde nun endlich auch die Judikatur des EuGH festgeschrieben und quasi eine „grundrechtliche Orientierung“ für die Gemeinschaftsorgane geschaffen. Aber auch in den Bestimmungen über die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik wird ua die Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten als eines ihrer Ziele genannt, und auch im Bereich der Zusammenarbeit in den 37 Gutachten 2/94 vom 28.März 1996, EuGRZ 1996, 197 ff. 69 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 Bereichen Justiz und Inneres ist ein Hinweis auf die Konvention enthalten. Durch diese explizite Erwähnung der Grundrechte wurden sie zumindest als ein Orientierungsmuster eingeführt, außerdem wurde klargestellt, dass die Grundrechte auch in der zweiten und dritten Säule Anwendung zu finden haben.38 Durch den Vertrag von Amsterdam wurden die Grundrechte in der EU in mehrfacher Weise einbezogen. Art F Abs 2 des Maastrichter Vertrages wurde zu Art 6 Abs 2 des Vertrages über die Europäische Union in der Fassung von Amsterdam; inhaltlich wurde aber nichts verändert. Was sich jedoch veränderte, war das institutionelle Umfeld dieser Regelung. Denn während sich in der Fassung von Maastricht die Zuständigkeit des EuGH nur auf die dort genannten Bestimmungen erstreckte, wobei Art F Abs 2 nicht dazu zählte, dehnte sich das Mandat des EuGH aus. Gemäß Art 7 EUV können Sanktionen verhängt werden, wenn es zu einer schwerwiegenden und anhaltenden Verletzung der Grundsätze Freiheit, Demokratie, Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten sowie Rechtstaatlichkeit gekommen ist. Durch Art 46 ist der EuGH nun ausdrücklich befugt, die Handlungen der Gemeinschaftsorgane im Bereich des Vertrages über die Europäischen Gemeinschaft auf die Grundsätze des Art 6 Abs 2 EUV zu überprüfen. Gemäß Art 49 müssen auch die Beitrittskandidaten die in Art 6 Abs 1 genannten Grundsätze als Voraussetzung für die Antragstellung erfüllen. Weiters erhält der Rat gemäß Art 6a EGV das Recht, im Rahmen der Kompetenzen der Gemeinschaft Nichtdiskriminierungsbestimmungen zu erlassen. Dabei gelten als Anknüpfungspunkte Geschlecht, Rasse, ethnische Zugehörigkeit, Religion oder Glaube, Behinderung, Alter sowie sexuelle Ausrichtung. Die Gleichbehandlung von Männern und Frauen wird nícht nur als Zielbestimmung aufgenommen, sondern auch in der auf die Arbeitswelt bezogene Bestimmung des Art 119 EGV integriert. Weiters wurde eine Erklärung zur Abschaffung der Todesstrafe in Übereinstimmung mit Protokoll Nr 6 zur EMRK und eine Erklärung eingeführt, dass der den Kirchen und Religionsgemeinschaften unter nationalem Recht gewährte Status durch die Union respektiert wird; eine weitere Erklärung soll dafür sorgen, dass die Gemeinschaft bei Rechtsakten nach Art 100a EGV den Bedürfnissen behinderter Personen Rechnung zu tragen hat.39 Auch das deutsche Bundesverfassungsgericht hat in einer „MaastrichtEntscheidung“ darauf Bezug genommen: eine ins Gewicht fallende Minderung des 38 Heinrich Neisser, Die Europäische Union auf dem Weg zur Grundrechtsgemeinschaft, JRP 2000, 266 ff. 39 Bundespressedienst, Der Vertrag von Amsterdam, das Ergebnis der Regierungskonferenz 1996/97, Wien 1997. 70 International and Comparative Law Review No. 6/2002 deutschen Grundrechtsstandards sei durch den Abschluß des Vertrages nicht eingetreten.40 V. Entwicklung der Grundrechtscharta Schon im Vorfeld des Vertrages von Amsterdam wurde die Schaffung eines allgemeinen und umfassenden Grundrechtskataloges für die EU diskutiert. Der Gedanke dahinter war der, dass man Grundrechte in der EU als Rechts- und Wertegesellschaft hervorheben und kodifizieren müsse. Konkreter wurde dieser Plan beim Europäischen Gipfel in Köln am 3. und 4. Juni 1999. Dort wurde er unter deutscher Ratspräsidentschaft in ein konkretes Programm umgesetzt. Der Europäische Rat faßte dort einen Beschluß zur Erarbeitung einer Charta der Grundrechte der Europäischen Union. Darin heißt es, dass die Wahrung der Grundrechte ein Gründungsprinzip der Europäischen Union und unerläßliche Voraussetzung für ihre Legitimität sei. Im gegenwärtigen Entwicklungsstand der Union sei es erforderlich, eine Charta dieser Rechte zu erstellen, um die überragende Bedeutung der Grundrechte und ihre Tragweite für die Unionsbürger sichtbar zu verankern. Dieser Beschluß ist zugleich ein Mandat für jenes Gremium, das mit den Vorbereitungsarbeiten betraut wurde.41 Das Europäische Parlament begrüßte die Erarbeitung einer Charta der Grundrechte der Europäischen Union, die „zur Festlegung eines kollektiven Bestandes an Werten und Grundsätzen und eines gemeinsamen Systems von Grundrechten beitragen wird.“ Dabei wird jedoch immer wieder betont, von welch großer Bedeutung eine Verbindlichkeit des Grundrechtkataloges sei und unterstützt die Übereinkunft des Konvents, die Charta unter der Annahme zu erarbeiten, dass sie volle Rechtskraft erhalte.42 Die Zusammensetzung und das Arbeitsverfahren des Gremiums zur Ausarbeitung der Grundrechtscharta der EU wurde vom Europäischen Rat auf dem Justiz-Gipfel am 15. und 16. Oktober 1999 in Tampere (Finnland) beschlossen. Mitglieder des Konvents waren 15 Beauftragte der Staats- und Regierungschefs, ein Beauftragter des Präsidenten der Europäischen Kommission, 16 Mitglieder des Europäischen Parlaments, 30 Mitglieder der nationalen Parlamente (zwei aus jedem Mitgliedsstaat), zwei Beobachter des EuGH, zwei Beobachter des gegenwärtig 41 Mitgliedsstaaten umfassenden Europarates sowie außerdem zahlenmäßig nicht festgelegte Vertreter bestimmter „zu hörende Einrichtungen der 40 ausführlicher dazu Jutta Limbach, Die Kooperation der Gerichte in der zukünftigen europäischen Grundrechtsarchitektur, EuGRZ 2000, 419. 41 Beschluß zur Erarbeitung einer Charta der Grundrechte der Europäischen Union vom 4.6.1999 in Köln. 42 C5-0058/99-1999/2064(COS). 71 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 Europäischen Union“. Dazu gehören der Wirtschafts- und Sozialausschuß, der Ausschuß der Regionen und der Europäische Bürgerbeauftragte.43 Bei der konstituierenden Sitzung des Gremiums am 17. Dezember 1999 wurde der ehemalige deutsche Bundespräsident Roman Herzog zum Vorsitzenden gewählt. Bereits die Zusammensetzung dieses Gremiums zeigt die doppelte Legitimation, die man sich geben wollte, denn einerseits sind Vertreter der nationalen Parlamente und Regierungen, die den intergouvernementalen Charakter wiederspiegeln sollen, andererseits aber auch das Europäische Parlament vertreten. Des weiteren gab es einen „Gedankenaustausch“ mit den Beitrittsländern sowie die Beteiligung von sonstigen „zu hörenden Gremien“, gesellschaftlicher Gruppen und Sachverständigen. Aber auch andere Gruppen wurden angehört, zB in einer Sitzung am 12. Mai 2000 66 NGOs, die Vorschläge zur Erbringung mit den sozialen Rechten, zur Nichtdiskriminierung sowie zum Gleichheitssatz machten.44 Nach einer ersten Phase der Erörterungen im Konvent wurde die Vorlage eines Textes abgeschlossen und die Möglichkeit gegeben, Abänderungsvorschläge zu erbringen. Von dieser Möglichkeit wurde reichlich Gebrauch gemacht; 598 Anträge wurden alleine zur Gruppe der bürgerlichen und politischen Rechte gemacht. Das Arbeitsverfahren wurde ebenfalls am Europäischen Rat in Tampere festgelegt. Dabei wurde jedoch dem Gremium weitgehende Verfahrensautonomie belassen. Offen war zB die Frage, ob und wann eine Aussprache über die einzelnen Artikel erfolgen solle, wie Abänderungsfragen behandelt werden sollten. Diese Fragen wurden so gelöst, dass der Konventsvorsitzende Roman Herzog auf eine numerische Abstimmung verzichtete und die Konsensregel einführte, da „ohnehin keine Einstimmigkeit erzielt werden könne“.45 Beratungsvorlagen wurden vom Redaktionsausschuß erarbeitet und dem Konvent vorgelegt. Auch die Redezeit der einzelnen Mitglieder wurde aus Gründen der Effizienz auf drei Minuten und auf nur einen Redebeitrag pro Artikel beschränkt.46 Man wollte offensichtlich die Grundrechtscharta so schnell wie möglich erarbeiten, um sie in Nizza präsentieren zu können. Die vom Europäischen Rat in Köln und Tampere festgelegten Organisationsvorschriften und Verfahrensregelungen wurden vom Gremium nur als eine Rahmenregelung betrachtet. Das Gremium selbst gab sich nach seiner konstituierenden Sitzung am 17. Dezember 1999 die Bezeichnung „Konvent“.47 43 Konvent zur Ausarbeitung der Grundrechts- Charta der EU, EuGRZ 2000, 570. 44 Konvent 32 vom 12.5.2000, Chartre 4306/00. 45 Konvent 10 vom 28.2.2000. 46 Konvent 12 vom 2.3.2000, Chartre 4148/00. 47 Heinrich Neisser, Vertrag von Amsterdam, 271. 72 International and Comparative Law Review No. 6/2002 Die Sitzungen des Gremiums sowie die dort unterbreiteten Dokumente sollten grundsätzlich öffentlich sein. Dies sollte im Gegensatz zu anderen Regierungskonferenzen oder Ausschußarbeiten Transparenz und Öffentlichkeit zeigen. Damit sich die interessierte Öffentlichkeit ein aktuelles Bild von der jeweiligen Arbeit machen konnte, wurde zur Umsetzung des Transparenzgrundsatzes eine eigene Internet-Website eingerichtet. Sie war in allen elf Amtssprachen der EU eingerichtet und sollte die Öffentlichkeit auch über den Zeitplan informieren und die Möglichkeit bieten, selbst Kontakt mit dem Gremium aufzunehmen.48 Der Auftrag selbst war ein statischer, denn die auf der Ebene der Union geltenden Grundrechte sollten in einer Charta zusammengefaßt und dadurch „sichtbarer“ gemacht werden. Dadurch, so war die Überlegung, solle der Unionsbürger die überragende Bedeutung der Grundrechte und deren Tragweite erkennen können. Die Charta solle daher in erster Linie eine Bestandsaufnahme der im System der Europäischen Union verstreuten Grundrechtsnormen sein. Neue Kompetenzen für die EU oder die EG sollten damit nicht geschaffen werden. Inhaltliche Vorgaben gab es lediglich durch die typologische Struktur durch die Gliederung in die Kategorien Freiheitsrechte, Unionsbürgerrechte sowie soziale und wirtschaftliche Grundrechte. Andere bestehende strukturellen Probleme wurden nicht genannt. Auf Strukturprobleme wie die Frage der rechtlichen Verbindlichkeit sowie die mögliche Konkurrenz von Grundrechtssystemen wird später eingegangen.49 Am 26. September 2000 gelangten schließlich die im Grundrechts-Konvent vertretenen Gruppen zu der Meinung, dass sie den Entwurf der Charta der Grundrechte billigen konnten. Der Vorsitzende des Konvents Roman Herzog stellte am 2. Oktober 2000 fest, dass „der Entwurf der Charta von allen Parteien angenommen werden kann“ und übermittelte den Entwurf dem amtierenden Präsidenten des Europäischen Rates. Der Europäische Rat stimmte dem übermittelten Entwurf im Rahmen seiner informellen Tagung in Biarritz am 13/14. Oktober 2000 einstimmig zu und ersuchte das Europäische Parlament, den Rat und die Kommission um deren Zustimmung, damit die Charta im Rahmen der Tagung des Europäischen Rates in Nizza proklamiert werden könne.50 Die Charta wurde schließlich anläßlich des Europäischen Rates in Nizza am 7. Dezember 2000 von den drei Europäischen Verfassungsorganen, dem Präsidenten des Europäischen Parlamentes, der Europäischen Kommission und des Ministerrates feierlich unterzeichnet. Der Europäische Rat begrüßte die 48 http://db.consilium.eu.int/df/. 49 Arbeitsstruktur des Gremiums zur Ausarbeitung der EU-Charta der Grundrechte, EuGRZ 1999, 615. 50 Die EU- Grundrechtscharta, aktuelle Information, ZER 2000, 147. 73 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 gemeinsame Erklärung und stellte fest, dass die Frage der Verbindlichkeit später zu prüfen sei. Dabei verpflichtete sich der Europäische Rat im Rahmen der intergouvernementalen Konferenz zu einer Erklärung, die Zukunft der Europäischen Union einschließlich eines ihrer Elemente hinsichtlich der Stellung der Charta zu vertiefen.51 In einer Entschließung des Europäischen Parlamentes zum Ergebnis des Europäischen Rates in Nizza begrüßt es zwar die Proklamation der Charta der Grundrechte, bedauert jedoch, dass „sie weder in den neuen Vertrag aufgenommen wurde noch in diesem darauf verwiesen wurde.“52 Die Grundrechtscharta wurde schließlich einige Tage später in Teil C des Amtsblattes der Europäischen Gemeinschaft veröffentlicht.53 VI. Grundrechte der Charta A. Allgemeines Zunächst einmal galt es, die Frage nach der Struktur der Grundrechtscharta festzulegen. In der zweiten Sitzung wurde die Frage erörtert, ob der Entwurf in zwei Teilen vorgelegt werden solle, nämlich einem eigentlichen Grundrechtstext und einem dazugehörigen Kommentar. Davon wurde aber wieder Abstand genommen und ein kurzer, verständlicher Text vorgezogen. Allerdings liegen Erläuterungen vor, die vom Präsidium formuliert wurden. Sie haben zwar keine Rechtswirkung, sondern dienen dazu „die Bestimmungen der Charta zu verdeutlichen“.54 Inhaltlich gesehen hatte der Konvent mehrere Möglichkeiten der Ausgestaltung der Charta. Zur Wahl standen die Aufnahme oder Anlehnung an die EMRK und die Berücksichtigung der gemeinsamen Verfassungsüberlieferungen. Außerdem sollten die wirtschaftlichen und sozialen Grundrechte in der Europäischen Sozialcharta sowie der Gemeinschaftscharta der sozialen Grundrechte der Arbeitnehmer einbezogen werden. Mit dem Grundrechtsverfassungsauftrag war der Europäische Rat über Art 6 Abs 2 EUV hinausgegangen, der die Achtung der in der EMRK niedergelegten Grundrechte und der gemeinsamen Verfassungsüberlieferungen der Mitgliedsstaaten als allgemeine Rechtsgrundsätze vorschreibt. Angesichts dieser Möglichkeiten hat sich 51 zum Ablauf siehe Albrecht Weber (Hrsg), Charta der Grundrechte der Europäischen Union. 52 Entschließung des Europäischen Parlamentes vom 14.Dezember 2000. 53 ABl 2000 C-364/1. 54 Chartre 4473/00 CONVENT 49. 74 International and Comparative Law Review No. 6/2002 der Konvent für ein „kombiniertes Regelungsmodell“ entschieden. So orientiert er sich einerseits im Bereich der klassischen Grundrechte und Grundfreiheiten stark an der EMRK, hat aber gleichzeitig auch eigenständige und weitergehende Grundrechtsgewährungen in den Bereichen der Freiheits- und Gleichheitsrechte, der politischen Bürgerrechte und auch der Verfahrensrechte anerkannt. Des weiteren hat er die sozialen Grundrechte, die sich aus verschiedenen Dokumenten und Verfassungen ergeben, unter dem Begriff „Solidaridät“ zusammengefaßt.55 Insgesamt gesehen zeigt die Einbeziehung der Biogenetik und Bioethik das Bemühen der Charta, nicht bloß eine Zusammenfassung, sondern eine Weiterentwicklung sein zu wollen. Die weitere Gliederung orientiert sich an dem Dreiklang von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, der seit Ende des 18. Jahrhunderts bekannt ist und in den verschiedensten Formen, am wichtigsten natürlich in der französischen Revolution, auftrat. In bezug auf die Ordnung steht die Freiheit im Mittelpunkt, während andere Grundrechtskodifikationen wie zB die kanadische oder die niederländische die Gleichheit in den Mittelpunkt stellen. Zu Konflikten zwischen diesen beiden Wertvorstellungen sollte es aber nicht kommen, da gleichheitsbegünstigende Maßnahmen explizit niedergeschrieben worden sind, wie zB bei Geschlechterdiskriminierung und Behandlung von Behinderten.56 B. Präambel Die Präambel spricht davon, dass sich die Union in dem Bewußtsein ihres „geistig-religiösen und sittlichen Erbes“ auf die unteilbaren und universellen Werte der Würde des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und der Solidarität gründet. Hier wird also auf die gemeinsame Wertebasis der europäischen Völker bezug genommen. Dabei wird auf eine dezidiertere „evocatio dei“- Klausel verzichtet und auf die englische und französische Fassung Bezug genommen, die beide nur die „geistig-sittlichen“ Werte, nämlich „spiritual and moral heritage“ bzw „patrimoine spirituel et moral“ erwähnen. Dies wird als „undeutliche Benennung einer gemeinsamen europäischen Wertebasis“ kritisiert, eine Berufung auf Gott kommt nicht mehr vor. Eine solche Berufung ist ohnehin nicht in allen europäischen Verfassungen enthalten, auch in der französischen nicht. Andere wiederum sehen dies quasi als Beleg für eine säkulare Selbständigkeit.57 Weiters werden in der Präambel die bereits bestehenden Zuständigkeiten und Aufgaben der Gemeinschaft sowie das Subsidiaritätsprinzip unter 55 Weber, Die Zukunft der Grundrechtscharta, 283. 56 Thilo Tetzlaff, Fleißige Sammlung oder große Chance, Forum Recht Online 2001. 57 Thilo Tetzlaff, Fleißige Sammlung. 75 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 Berücksichtigung der gemeinsamen Verfassungstraditionen und der nationalen und internationalen Menschenrechte sowie der Rechtsprechung des Gerichtshofes der Europäischen Gemeinschaften aber auch des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte angeführt. Aus dem letzten Satz geht hervor, dass die Charta nicht nur Rechte und Freiheiten, sondern auch Grundsätze anerkennt. Was darunter zu verstehen ist, dazu sagen die Erläuterungen nichts; es ist aber anzunehmen, dass nicht nur objektive Prinzipien oder institutionelle Garantien, sondern auch grundrechtskonkretisierende Maßgaben möglich sind. C. Würde des Menschen Die weitere Gliederung baut auf der Würde des Menschen auf, quasi als das eigentliche Fundament aller Menschenrechte. Eine Berufung auf die Würde des Menschen findet man auch in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 und auch in Art 1 dt Grundgesetz. Aus dem Charakter als Leitnorm ergibt sich, dass kein Grundrecht dieser Charta dazu verwendet werden darf, um die Würde eines Menschen zu verletzen, da diese Bestimmung auch zum Wesensgehalt der in der Charta verankerten Rechte gehört. Auf dieser Grundnorm bauen nun Anwendungsfälle der Menschenwürde auf. Art 2 spricht von dem „Recht auf Leben“ und Art 3 von dem „Recht auf Unversehrtheit“, dann folgen das Verbot der Folter sowie das Verbot der Sklaverei und Zwangsarbeit. Art 2, das Recht auf Leben, hat zwar die EMRK zum Vorbild, jedoch wird sie eigenständig und zukunftsweisend ausgebaut. Die Bestimmung „jede Person hat das Recht auf Leben“ basiert auf Art 2 Abs 1 Satz 1 der EMRK, der lautet „das Recht jedes Menschen auf Leben wird gesetzlich geschützt“. Abs 2 lautet „niemand darf zur Todesstrafe verurteilt oder hingerichtet werden“; das Verbot der Todesstrafe ist durch das Inkrafttreten des Protokolls Nr 6 zur EMRK hinfällig geworden. Gemäß Art 53 Abs 3 der Charta haben diese Bestimmungen die gleiche Tragweite, was bedeutet, dass die diesbezüglichen Bestimmungen der EMRK als Negativdefinitionen zu gelten haben. Art 3, der das Recht auf körperliche und geistige Unversehrheit zum Inhalt hat, bezieht sich auf das im Rahmen des Europarates angenommene Übereinkommen über Menschenrechte und Biomedizin. Da die Charta von diesen Bestimmungen nicht abweichen wollte (oder konnte?), ist hierbei nur das reproduktive Klonen verboten worden. Andere Formen des Klonens sind hier weder erlaubt noch verboten und sollen dem nationalen Gesetzgeber die Möglichkeit geben, selbst weitere Verbote über das Klonen zu machen. Andererseits ist es dem Gesetzgeber auch freigestellt, in verschiedenen Ländern verschieden weite Verbote zu machen. 76 International and Comparative Law Review No. 6/2002 Art 4, der das Verbot der Folter und unmenschlichen oder erniedrigenden Strafe oder Behandlung statuiert, entspricht dem Recht, das durch den gleich lautenden Art 3 EMRK garantiert ist. Das Verbot der Sklaverei und der Zwangsarbeit in Art 5 entspricht den Bestimmungen der EMRK nach Art 4 Abs 1 und 2. Gemäß Art 53 Abs 3 der Grundrechtscharta hat auch diese Bestimmung die gleiche Bedeutung und Tragweite wie in der EMRK. D. Freiheiten Das 2. Kapitel enthält unter dem Titel Freiheiten im wesentlichen die Freiheitsrechte der EMRK. Art 6 „Recht auf Leben und Sicherheit“ entspricht Art 5 EMRK. Bezüglich der Einschränkungen ist wiederum auf die EMRK zurückzugreifen, die den möglichen Freiheitsentzug regelt, wie zB die Freiheitsentziehung nach einer rechtmäßigen Verurteilung durch ein Gericht, zur Verhinderung von ausbreitenden ansteckenden Krankheiten und zur Verhinderung einer unerlaubten Einreise. In den Erläuterungen wird insbesondere darauf hingewiesen, dass die Rechte des Art 6 besonders dann geachtet werden müssen, wenn die Union gemäß Titel VI des Vertrages über die Europäische Union Rahmenbeschlüsse zur Festlegung gemeinsamer Mindestvorschriften über die Tatbestandsmerkmale strafbarer Handlungen und die Strafen annimmt. Art 7 schützt das Privat- und Familienleben, wobei auch hier diese Bestimmung Art 8 EMRK nachgebildet ist. Einen kleinen Unterschied gibt es zwar, denn wird in Art 7 Grundrechtscharta das „Recht auf Achtung ihres Privatund Familienlebens, ihrer Wohnung sowie ihrer Kommunikation“ geschützt, wird in Art 8 EMRK erst „ihre Korrespondenz“ geschützt; ein Tribut an die technischen Errungenschaften. Art 8 hat den Schutz personenbezogener Daten zum Inhalt. Hier hat man eigenständige Neuerungen geschaffen, da es kein definitives Vorbild der EMRK gibt. Allerdings gibt es zu diesem Thema zahlreiche Vorschläge; so bezieht man sich hier auf Art 286 des Vertrages zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft und auf die „Richtlinie des Europäischen Parlamentes und des Rates zum Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten und zum freien Datenverkehr“, aber auch auf das Übereinkommen des Europarates vom 28. Jänner 1981 zum Schutz des Menschen bei der automatischen Verarbeitung personenbezogener Daten, das von allen Mitgliedsstaaten ratifiziert wurde. Institutionell wird eine unabhängige Stelle genannt, die die Einhaltung dieser Vorschriften überwachen soll, wie es schon in einigen europäischen Ländern geschieht, wie der Datenschutzkommission in Österreich und dem Datenschutzbeauftragten in Deutschland. Durch die Einrichtung dieser 77 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 unabhängigen Stelle gibt es die Möglichkeit, eine länderübergreifende Kontrolle einzurichten, was bei den unterschiedlichen Regelungen sicher von großem Vorteil sein kann. Art 9 schützt das Recht, „eine Ehe einzugehen und eine Familie zu gründen“, welches jedoch nach den einzelstaatlichen Gesetzen gewährleistet ist. Bei dieser Formulierung stützte man sich zwar auf Art 12 EMRK, der aber lautet “Männer und Frauen im heiratsfähigen Alter haben das Recht... eine Ehe einzugehen und eine Familie zu gründen“. Dabei bemühte man sich, eine zeitgemäßere und auch weitere Regelung zu schaffen, nämlich um auch Fälle zu umfassen, in denen nach nationalen Rechtsvorschriften andere Formen als die Heirat zur Gründung einer Familie anerkannt werden. Dass die Familie als zentraler Bestandteil in der EU gilt, kann aber durch die vorliegenden Formulierungen nicht angenommen werden. Denn die Definition der Familie als solche unterbleibt. Allerdings zeigt sich in den meisten Grundrechtsbestimmungen der Mitgliedsstaaten, dass entweder die Familie im Sinne des Schutzes von Mutter und Kind Berücksichtigung findet oder aber eine Bezugnahme auf die Gleichberechtigung von Mann und Frau vorgenommen wird. Dieser Entwicklung wird durch die Grundrechtscharta gefolgt.58 Art 10 hat die klassischen Freiheitsrechte Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit zum Inhalt, und bezieht sich auf Art 9 EMRK. Absatz 2 spricht das Recht auf Wehrdienstverweigerung aus Gewissensgründen an, beruft sich dabei jedoch wieder auf die nationalen Rechtsvorschriften. Art 11 schützt die Freiheit der Meinungsäußerung und Informationsfreiheit und entspricht Art 10 EMRK. Bezüglich der Einschränkungen beruft man sich wieder auf die EMRK. Abs 2 achtet die „Freiheit der Medien und ihre Pluralität“. Dabei bezieht man sich auf die Rechtsprechung des EuGH bezüglich des Fernsehens sowie auf das Protokoll über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in den Mitgliedsstaaten, das dem EG-Vertrag beigefügt ist sowie eine Richtlinie des Rates. Art 12 spricht von der Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit und entspricht Art 11 EMRK. Allerdings wird auch auf die Gemeinschaftscharta der sozialen Grundrechte der Arbeitnehmer Bezug genommen. In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich die Frage der Abwägung zwischen der Versammlungsfreiheit einerseits und den Grundfreiheiten andererseits, eine Frage, die an anderer Stelle behandelt wird. 58 78 vgl. dazu Thilo Tetzlaff, Fleißige Sammlung. International and Comparative Law Review No. 6/2002 In Art 13 geht es um die Freiheit von Kunst. Solche Bestimmungen finden sich nur in den neueren europäischen Verfassungen und auch in der EMRK erfolgen die möglichen Einschränkungen über die Meinungsfreiheit. Recht auf Bildung wird in Art 14 gewährleistet. Diese Bestimmung geht über Art 2 des Zusatzprotokolls zur EMRK hinaus und dehnt das Recht auf die berufliche Aus- und Weiterbildung aus. Weiters wird das Prinzip der Unentgeltlichkeit des Pflichtschulunterrichts eingefügt, was bedeutet, dass jedes Kind die Möglichkeit haben muß, unentgeltlich die Pflichtschule zu besuchen, nicht aber dass alle Pflichtschulen unentgeltlich sein müssen. Abs 3 spricht von der Freiheit zur Gründung von Lehranstalten, allerdings unter der Einschränkung der Achtung der demokratischen Grundsätze, was durch einzelstaatliche Gesetze geregelt wird. Diese Gründungsfreiheit gehört auch zu der unternehmerischen Freiheit. Die nächsten Grundrechte sind zu den wirtschaftlichen Grundrechten zu zählen, das sind die Berufsfreiheit und das Recht zu arbeiten gemäß Art 15, die unternehmerische Freiheit in Art 16 sowie das Eigentumsrecht. Gerade zu diesen Bestimmungen gibt es bereits zahlreiche Entscheidungen des EuGH, wie zB die bereits an anderer Stelle erwähnten Causae Nold und Hauer. Diese Grundrechte garantieren eine Wirtschaftsverfassung, die auch bereits durch die vier Grundfreiheiten der Freizügigkeit des Warenverkehrs, der Niederlassungs- und Dienstleistungsfreiheit sowie des Kapitalverkehrs geschützt sind. Die Freiheit der Unionsbürger, in jedem Mitgliedsstaat Arbeit zu suchen und sich niederzulassen, existiert ja bereits in den Grundfreiheiten, wobei zu sehen ist, dass sich die Rechte der Unionsbürger mit den Grundrechten vermischen. Die unternehmerische Freiheit bezieht sich auf die Rechtsprechung des EuGH, der die Freiheit, eine Wirtschafts- oder Geschäftstätigkeit auszuüben und die Vertragsfreiheit bereits anerkannt hatte. Da dieses Recht bereits in Art 4 EGV verankert ist, bestimmt sich der Rahmen ebenfalls nach diesen Bestimmungen im Gemeinschaftsrecht. Bei dem Eigentumsrecht handelt es sich um ein bereits bestehendes gemeinsames Grundrecht aller einzelstaatlichen Verfassungen, das auch bereits durch das Urteil Hauer 1979 bekräftigt wurde. Die Formulierung wurde von Art 1 des Zusatzprotokolls zur EMRK übernommen und angepaßt. Abs 2 regelt den Schutz von geistigem Eigentum und soll laut den Erläuterungen auch neben dem literarischen und künstlerischen Eigentum auch für das Patent- und Markenrecht sowie für verwandte Schutzrechte gelten. Im Unterschied zur Bestimmung der EMRK wird das Eigentum näher konkretisiert, nämlich als „rechtmäßig erworben“ während die EMRK nur vom Eigentum spricht. Außerdem wird in der Grundrechtscharta ausdrücklich von einer 79 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 rechtzeitigen und angemessenen Entschädigung für den Verlust von Eigentum wegen einer Entziehung aus öffentlichen Gründen gesprochen; die EMRK bezieht sich diesbezüglich nur auf Bedingungen, die durch das Gesetz oder völkerrechtliche Verträge vorgesehen sind. Exkurs: Abgrenzung Grundrechte – Grundfreiheiten Die sogenannten Grundfreiheiten, also der freie Waren-, Dienstleistungs-, Personen- und Kapitalverkehr, bestehen schon seit der Gründung der Gemeinschaften, die ja anfangs vor allem eine wirtschaftliche Ausrichtung hatte. Dabei stellt sich natürlich auch die Frage, in welchem Verhältnis die wirtschaftlichen Grundfreiheiten und die Grundrechte, die nun auch in der Europäischen Grundrechtscharta verankert sind, stehen. Zu diesem Problemkreis gibt es auch bereits konkrete Anlaßfälle. Es gibt ein Urteil des EuGH vom 9. Dezember 199759 in der Rechtssache Kommission der Europäischen Gemeinschaften gegen die französische Republik. Art 30 EGV, der „für die Verwirklichung des Marktes ohne Binnengrenzen unabdingbar ist“, verbietet nicht nur Maßnahmen, die auf den Staat zurückzuführen sind und selbst Beschränkungen für den Handel zwischen Mitgliedsstaaten schaffen, sondern kann auch dann Anwendung finden, wenn ein Mitgliedsstaat keine Maßnahmen ergriffen hat, um gegen Beeinträchtigungen des freien Warenverkehrs einzuschreiten, deren Ursachen nicht auf den Staat zurückzuführen sind. In concreto ging es darum, dass einige Bewegungen französischer Landwirte gegen landwirtschaftliche Erzeugnisse anderer Mitgliedsstaaten Protestaktionen gestartet hatten. Dabei wurden Lastwagen mit solchen Erzeugnissen in Frankreich angehalten und die Ladung vernichtet sowie die Lastwagenfahrer bedroht. Die französische Regierung meinte dazu, dass sie die Sachbeschädigungen der französischen Landwirte stets verurteilt habe und zum Vorwurf, die französischen Behörden wären untätig geblieben, rechtfertigte sie sich damit, die Präventivmaßnahmen zur Überwachung und zum Schutz haben bereits eine beträchtliche Verringerung ermöglicht. Dies wiederholte sich in den laufenden Jahren immer wieder. Schlußendlich kam es zu eben diesem Urteil, in dem es heißt, dass es zwar im Ermessen der Mitgliedsstaaten liegt, die für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung allein berufen sind, zu entscheiden, welche Maßnahmen in einer bestimmten Situation am geeignetsten sind, um Beeinträchtigungen zu vermeiden; allerdings jedoch stellt der Grundsatz des freien Warenverkehrs einen der tragenden Grundsätze des EG-Vertrages dar. Die Mitgliedsstaaten sind auch dazu verpflichtet, alle geeigneten und erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um in ihrem Gebiet die Beachtung dieser Grundfreiheit sicherzustellen. Demnach wurde Frankreich in diesem Vertragsverletzungsverfahren verurteilt. 59 80 EuGH Rs C-265/95. International and Comparative Law Review No. 6/2002 In diesem Fall mußte sich der EuGH jedoch nicht der Frage stellen, in welchem Umfang die Versammlungsfreiheit Geltung habe und zur Anwendung komme, da die französischen Bauern bei ihren Aktionen gegen das Strafrecht verstoßen hatten und daher gerade jener Fall verwirklicht war, der nicht durch den Schutz der Versammlungsfreiheit gemäß Art 11 EMRK gedeckt ist.60 Doch wie sieht nun die Sache aus, wenn keine Verstöße gegen das Strafrecht vorliegen, der EuGH sich also wirklich auf die Sache selbst beziehen und dazu Stellung nehmen muß, wie es mit dem Grundrechtsschutz nun tatsächlich aussieht. Die Beschränkung der Durchfuhr von Waren fällt in den Anwendungsbereich des Art 28 EGV. Zu diesem Sachverhalt gehört auch die Blockade einer der wichtigsten europäischen Transitrouten wie in der Rechtssache „Blockade am Brenner“ behandelt. Demonstrationen wie etwa eine organisierte Blockade der Brenner-Autobahn verstoßen nicht gegen österreichisches Strafrecht. Zu einer Verurteilung Österreichs kann es kommen, wenn die Behörde aufgrund des Gemeinschaftsrechts verpflichtet gewesen wäre, die Versammlung nach § 6 VslgG zu untersagen. Die Untersagung der Versammlung am Brenner wäre nur dann zulässig gewesen, wenn es im Interesse der nationalen und öffentlichen Sicherheit, der Aufrechterhaltung der Ordnung, des Schutzes der Gesundheit und der Moral oder des Schutzes der Rechte und Freiheiten anderer erforderlich gewesen wäre.61 Das Transitforum Austria Tirol kündigte am 15. Mai 1998 bei der Bezirkshauptmannschaft Innsbruck gemäß § 2 VslgG eine Versammlung auf der Brenner-Autobahn im Bereich Raststätte Europabrücke an. Da die Bezirkshauptmannschaft diese Demonstration nach österreichischen Recht für zulässig erachtete, wurde sie nicht untersagt. Die Klägerin klagte auf Verurteilung der Republik Österreich zur Zahlung von ATS 140.000,-, da fünf ihrer Lkws an vier Tagen nicht die Brenner-Autobahn benutzen konnten. Die Bewilligung der Demonstration stelle eine Behinderung des freien Warenverkehrs dar. Das OLG Innsbruck legte nun dem EuGH ua folgende Frage zur Vorabentscheidung vor: müsse in den nationalen Vorschriften über die Versammlungsfreiheit der Hinweis auf die Abwägung zwischen der Versammlungsfreiheit und dem öffentlichen Interesse auch die Grundsätze des Gemeinschaftsrechts, vor allem der Grundfreiheiten eingebracht werden? Und vor allem auch die Frage: “Ist die Zielsetzung einer von der Behörde bewilligten Versammlung mit politischen Charakter, nämlich auf einen gesunden Lebensraum hinzuarbeiten und auf die gesundheitliche Gefährdung der Bevölkerung durch einen ständig steigenden Lkw-Transitverkehr hinzuweisen, höherwertig einzustufen 60 dazu ausführlich Wolf-Georg Schärf, Demonstration am Brenner-eine Vertrageverletzung, RdW 1998, 323. 61 zu weiteren offenen Fragen in dieser Sache Brigitta Jud, Blockade am Brenner, ecolex 2000, 539. 81 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 als die Vorschriften des Gemeinschaftsrechts über den freien Warenverkehr im Sinne des Art 28 EG?“ 62 Zu dieser Frage muß sich der EuGH nun äußern und auf die Antwort darf mit Spannung gewartet werden. Das Asylrecht wird in Art 18 gewährleistet, und zwar nach Maßgabe des Genfer Protokolls und dem Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft. In diesem Zusammenhang wird in den Erläuterungen auf die Protokolle zum Amsterdamer Vertrag hingewiesen, in denen die Positionen des Vereinigten Königreiches und Irland sowie Dänemark festgelegt sind. Art 19 bietet Schutz bei Abschiebung, Ausweisung und Auslieferung. Hinsichtlich der Kollektivausweisungen wird auf Art 4 des Zusatzprotokolls Nr 4 zur EMRK verwiesen. Damit soll gewährleistet sein, dass jeder Beschluß gesondert geprüft werden soll. Abs 2 übernimmt die Rechtsprechung des EGMR zu Art 3 EMRK. In der Rechtssache Ahmed gegen Österreich63 ging es um einen somalischen Staatsbürger, der 1990 in Österreich einreiste und dem 1992 die Flüchtlingseigenschaft zuerkannt wurde. Nach zwei Jahren wurde gegen ihn ein unbefristetes Aufenthaltsverbot erlassen, nachdem er wegen versuchtem Raub verurteilt wurde und ihm die Flüchtlingseigenschaft aberkannt worden war. Diese Maßnahmen wurden lediglich mit der strafrechtlichen Verurteilung erlassen ohne jedoch die Folgen der Abschiebung zu prüfen. Aus diesem Grunde stellte die Kommission einstimmig fest, dass eine Abschiebung solange eine Verletzung des Art 3 EMRK sei, solange dort einer konkreten oder ernsthaften Gefahr der Folter oder erniedrigender Behandlung ausgesetzt ist. E. Gleichheit Das dritte Kapitel unternimmt eine umfassende Regelung des allgemeinen Gleichheitssatzes und auch seiner spezifischen Anwendungsfälle, die in dieser Form in keiner Verfassung der Mitgliedsstaaten zu finden sind. Art 20 spricht davon, dass alle Personen vor dem Gesetz gleich sind. Diese Prinzip ist in allen Verfassungen verankert und wird auch vom EuGH als Grundprinzip des Gemeinschaftsrechtes angesehen. Er konkretisiert die Grundsätze der Gleichbehandlung in zahlreichen Fällen, wie am Fall Racke.64 Dabei stellt der EuGH fest, dass eine Diskriminierung nur dann vorliegt, wenn „vergleichbare Sachverhalte rechtlich unterschiedlich oder unterschiedliche 62 EuGH Rs C-112/00. 63 EKMR vom 17.12.1996 NL 97/1/7. 64 EuGH Rs 283/83. 82 International and Comparative Law Review No. 6/2002 Sachverhalte rechtlich gleich behandelt werden“. Im Fall Kalanke sah er eine Diskriminierung der Männer, wenn bei gleicher Qualifikation bei einer Beförderung der Fall automatisch der Vorrang gegeben wird.65 Art 21 handelt von der Nichtdiskriminierung, wobei Diskriminierungen insbesondere wegen des Geschlechts, der Rasse, der Hautfarbe, der ethnischen oder sozialen Herkunft, der genetischen Merkmale, der Sprache, der Religion oder der Weltanschauung, der politischen oder sonstigen Anschauung, der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, des Vermögens, der Geburt, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung verboten sind. Diese Bestimmungen beziehen sich einerseits auf Art 13 EGV und Art 14 EMRK aber auch Art 11 des Übereinkommens über Menschenrechte und Biomedizin in bezug auf das genetische Erbe. Vor allem die Bestimmung über Diskriminierungen wegen genetischer Merkmale verdient besondere Beachtung in Hinblick auf ökonomische Überlegungen wie zB bei Versicherungen.66 Abs 2 verbietet jede Diskriminierung aufgrund der Staatsangehörigkeit im Anwendungsbereich des Vertrages zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft und des Vertrages über die Europäische Union. Diese Formulierung entspricht der, die ursprünglich für die gesamte Grundrechtscharta hätte gelten sollen, nun aber als Formulierung „bei der Durchführung des Rechtes der Union“ Eingang gefunden hat. Anscheinend wurde hier eine Einschränkung vorgenommen und nur die beiden Verträge aufgezählt, für die dieses Diskriminierungsverbot zu gelten hat, nicht jedoch für das gesamte Recht der Union. Diese Bestimmung entspricht Art 12 EGV. Unbeschadet besonderer Bestimmungen dieses Vertrages ist in seinem Anwendungsbereich jede Diskriminierung aus Gründen der Staatsangehörigkeit verboten. Der Rat kann auf Vorschlag der Kommission und nach Anhörung der Versammlung mit qualifizierter Mehrheit Regelungen für das Verbot solcher Diskriminierungen treffen. Der Geltungsbereich liegt dabei nur „in seinem Anwendungsbereich“. Keine Anwendung hat Art 12 EGV auf Sachverhalte, die ausschließlich im Innern eines Mitgliedsstaates geschehen und keine Berührungspunkte mit Sachverhalten haben, auf die das Gemeinschaftsrecht abstellt. Normadressaten des Diskriminierungsverbots sind die Organe der Gemeinschaft und die Mitgliedstaaten, aber auch alle Einzelpersonen, Gesellschaften und Verbände im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit als Einzelne oder im Rahmen kollektiver Regelungen im Arbeits- und Dienstleistungsbereich. Begünstigte sind nur die Angehörigen der Mitgliedsstaaten, da Art 12 die „vier Freiheiten“ innerhalb des Gemeinsamen Marktes sichern soll. 65 zu weiteren Fällen Christine Stix-Hackl, Gleichbehandlung von Männern und Frauen: Umfang und (vorläufige) Grenzen, AnwBl 1998, 229. 66 vgl Tetzlaff, Fleißige Sammlung. 83 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 Art 22 spricht davon, dass die Union die Vielfalt der Kulturen, Religionen und Sprachen achtet. Diese Formulierung wurde erst zuletzt in den Text aufgenommen, vermittelt aber keine weitergehenden subjektiven Ansprüche.67 Bezüglich der Minderheitenschutzrechte sprach Vitorino im Namen der Kommission davon, dass sie zu den allgemeinen Grundsätzen der Mitgliedsstaaten zählen, die auch in Art 6 Abs 1 EGV angeführt werden und in verschiedenen internationalen Übereinkommen niedergelegt sind, weist aber in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass jede Person, die sich in ihren Grundrechten verletzt fühlt, sich an den EGMR wenden kann.68 Die Gleichheit zwischen Männern und Frauen ist in Art 23 geregelt, wobei in Satz 2 darauf hingewiesen wird, dass spezifische Begünstigungen für das unterrepräsentierte Geschlecht dem Grundsatz nicht entgegenstehen, positive Diskriminierungen also gestattet sind. Auch hier bezieht man sich auf bereits bestehende Bestimmungen des Art 2 und 3 Abs 2 EGV, die die Gemeinschaft ja zur Förderung der Gleichstellung von Männern und Frauen verpflichtet, aber auch auf die Europäische Sozialcharta, die Gemeinschaftscharta der Arbeitnehmer und die Richtlinie des Rates zur Verwirklichung des Grundsatzes zur Gleichbehandlung von Männern und Frauen. Die Rechte des Kindes beziehen sich vornehmlich auf den Schutz und die Fürsorge und ihr Wohl. Dabei stützt man sich auf das am 20. November 1989 unterzeichnete und von allen Mitgliedsstaaten Übereinkommen über die Rechte des Kindes. In Art 25 über die Rechte der älteren Menschen achtet die Union das Recht älterer Menschen auf ein würdiges und unabhängiges Leben. Die Formulierung der Achtung hat jedoch eher Programmcharakter, als die Begründung subjektiver Rechte.69 Art 26 bezieht sich auf die Integration von Menschen mit Behinderung. Dabei „anerkennt und achtet“ die Union den Anspruch von Menschen mit Behinderung auf Maßnahmen zur Gewährung ihrer Eigenständigkeit. Auch diese Formulierung ist eher als Programmbestimmung zu werten; subjektive Rechte können nicht begründet werden. 67 Konvent 47, chartre 4470/00. 68 ABl C 160E/132. 69 Wolfgang Wieshaider, Stellungnahmen von religiösen und weltanschaulichen Gemeinschaften zum Entwurf einer Grundrechtscharta der Europäischen Union, öarr 2001, 83. 84 International and Comparative Law Review No. 6/2002 F. Solidarität Das IV. Kapitel faßt unter dem Titel „Solidarität“ soziale, aber auch wirtschaftliche Grundrechte zusammen; sie finden sich in der Europäischen Sozialcharta vom 18. Oktober 1961, der Gemeinschaftscharta der sozialen Grundrechte der Arbeitnehmer vom 9. Dezember 1989 sowie im internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte vom 19. Dezember 1966,. Die Solidaritätsrechte befassen sich vornehmlich mit Schutzrechten der Arbeitnehmer, wie sie bereits in den Arbeitnehmeschutzbestimmungen der Mitgliedsstaaten mehr oder weniger verankert sind und nun als Grundrechte niedergeschrieben wurden. Die Ausgestaltung dieser Grundrechte ist nicht sehr homogen; sie umfaßt einerseits Freiheitsrechte wie das Recht auf Tarifverhandlungen gemäß Art 28, sozialrechtliche Schutzansprüche wie der Kündigungsschutz gemäß Art 30 und das Verbot der Kinderarbeit, soziale Teilhaberrechte wie das Recht auf Zugang zu den Leistungen der sozialen Sicherheit gemäß Art 34, aber auch Querschnittsmaterien wie Umweltschutz in Art 37 und Verbraucherschutz in Art 38. Da es sich hier einerseits nicht um die klassischen Grundrechte im herkömmlichen Sinn handelt, die dem Einzelnen Schutz gegenüber dem Staat geben, andererseits aber die Grundrechte der Grundrechtscharta gemäß Art 51 keine neuen Zuständigkeiten und Aufgaben begründen dürfen, stellt sich die Frage nach einer möglichen Implementierung dieser Solidaritätsrechte. Da der EuGH aber auch keine Aufträge an die Gesetzgebung stellen kann, handelt es sich wohl eher um eine Art von Staatszielbestimmungen bzw um „Grundsätze“ wie es auch in der Präambel heißt. Die Einteilung der Grundrechte folgt dem altbekannten Schema „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ bezogen auf Grundrechte der „Solidarität“. Begonnen wird die Aufzählung mit den Freiheitsrechten. Art 27 regelt das Recht auf Unterrichtung und Anhörung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Unternehmen und gilt unter den im Gemeinschaftsrecht und in den Rechtsvorschriften der Mitgliedsstaaten vorgesehenen Bedingungen. Inhaltlich handelt es sich dabei ua um die Richtlinien 98/59/EG bezüglich Massenentlassungen, 77/187/EWG bezüglich Übergang von Unternehmen und 94/45/EG Europäischer Betriebsrat. Art 28 handelt vom Recht auf Kollektivverhandlungen und Kollektivmaßnahmen und wurde vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte als einer der Bestandteile des gewerkschaftlichen Gemeinschaftsrechts anerkannt, das in Art 11 EMRK verankert ist. 85 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 Art 29 will jeder Person den Zugang zu einem unentgeltlichen Arbeitsvermittlungsdienst ermöglichen und bezieht sich dabei auch auf Art 1 Abs 3 der Europäischen Sozialcharta, wo es unter dem Titel „Recht auf Arbeit“ heißt, dass unentgeltliche Arbeitsvermittlungsdienste für alle Arbeitnehmer einzurichten sind sowie auf Nummer 13 der Gemeinschaftscharta der sozialen Grundrechte der Arbeitnehmer. Die nächsten Grundrechte lassen sich zu den sozialrechtlichen Schutzansprüchen zählen. Art 30 bietet Schutz bei ungerechtfertigter Entlassung und bezieht sich auch auf Art 24 der revidierten Sozialrechtscharta sowie die Richtlinien 77/187 über die Wahrung von Ansprüchen der Arbeitnehmer beim Übergang von Unternehmen und 80/987 über den Schutz der Arbeitnehmer bei Zahlungsunfähigkeit des Arbeitgebers. Art 31 enthält das Recht auf gesunde, sichere und würdige Arbeitsbedingungen, auf Begrenzung der Höchstarbeitszeit, auf Ruhezeiten und bezahlten Jahresurlaub. Dabei ist der Begriff der Arbeitsbedingungen im Sinne des Art 140 EGV zu verstehen. Art 136 EGV zählt die Ziele dazu auf, nämlich die Förderung der Beschäftigung und die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen, „um dadurch auf dem Wege des Fortschritts ihre Angleichung zu ermöglichen“. Allerdings ist auch hier nicht ausgesagt, wie konkrete Daten bezüglich der Ruhezeiten etc zu verstehen sind. Art 32 statuiert das Verbot der Kinderarbeit und schützt Jugendliche am Arbeitsplatz. Der Artikel stützt sich auf die Richtlinie 94/33/EG über den Jugendarbeitsschutz sowie auf Art 7 der Europäischen Sozialcharta und die Nummern 20 bis 23 der Gemeinschaftscharta der sozialen Grundrechte der Arbeitnehmer. In Art 7 der Sozialcharta findet man aber genauere Regelungen, so zB das Mindestalter mit 15 etc. Abs 2 regelt das Recht auf Schutz vor Entlassung aus einem mit der Mutterschaft zusammenhängenden Grund, was allerdings in der Praxis wohl sehr schwer zu beweisen sein wird, da dann eben andere Entlassungsgründe gesucht werden. In Österreich ist dieses Recht stärker ausgebildet, denn hier gibt es einen generellen Kündigungsschutz. Des weiteren gibt es den Anspruch auf einen bezahlten Mutterschaftsurlaub nach der Geburt eines Kindes, nicht jedoch eine bezahlte Karenzzeit. Dabei ist unter dem Begriff der „Mutterschaft“ der Zeitraum von der Zeugung bis zum Abstillen des Kindes zu verstehen. Auch diese Bestimmung hat ihre Grundlage in der Europäischen Sozialcharta in Art 16 sowie die Richtlinie 92/85/EWG über die Durchführung von Maßnahmen über die Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes von schwangeren Arbeitnehmerinnen, Wöchnerinnen und stillenden Arbeitnehmerinnen am Arbeitsplatz und an die Richtlinie 96/34/EG zu der von UNICE, CEEP und EGB geschlossenen Rahmenvereinbarung über den Elternurlaub. Des weiteren sind auch 86 International and Comparative Law Review No. 6/2002 Art 8 der Europäischen Sozialcharta und Art 27 der revidierten Sozialcharta Vorläufer, wobei auch hier wieder in Art 8 der Sozialcharta detailliertere Bestimmungen zu finden sind, wie die Dauer von zumindest 12 Wochen der Mutterschutzzeit. In Art 34, einem sozialen Teilhaberrecht, „anerkennt und achtet“ die Europäische Union das Recht auf Zugang zu den Leistungen der sozialen Sicherheit. Dies betrifft Mutterschaft, Krankheit, Arbeitsunfall, Pflegebedürftigkeit und Alter. Diese Bestimmung stützt sich auf die Art 137 und 140 EGV sowie Art 12 der Europäischen Sozialcharta. Er ist von der Union zu beachten, wenn sie im Rahmen ihrer Zuständigkeiten nach Art 140 tätig wird. Mit dieser Bestimmung sollen Fälle der sozialen Dienste aber nicht eingerichtet werden, sondern nur dort, wo sie bestehen, sichergestellt werden. Abs 2 sichert Personen, die in der Union ihren Aufenthalt wechseln, die gleichen Leistungen zu und bezieht sich auf Art 13 Abs 4 der Europäischen Sozialcharta. Abs 3 soll die „soziale Ausgrenzung und Armut“ bekämpfen und beruht auf Art 137 Abs 2 EGV. Die weiteren Bestimmungen wie der Gesundheitsschutz in Art 35, Umweltschutz in Art 37 und Verbraucherschutz gemäß Art 38 gelten als Prinzipien und Querschnittsaufgaben, die bereits im Gemeinschaftsrecht verankert sind und nun näher ausgeführt werden. Der Gesundheitsschutz ist in Art 152 EGV geregelt. Grundsätzlich gibt es das Recht auf Zugang zur Gesundheitsvorsorge und ärztliche Versorgung, jedoch nach Maßgabe der einzelstaatlichen Gepflogenheiten. Die weitere Formulierung „bei der Festlegung und Durchführung aller Gemeinschaftspolitiken und –maßnahmen wird ein hohes Gesundheitsschutzniveau sichergestellt“ entspricht Art 152 EGV. In bezug auf den Umweltschutz muß ein „hohes Umweltschutzniveau“ in die Politik der Union eingezogen werden und nach dem Grundsatz der nachhaltigen Entwicklung sichergestellt werden. Art 174 EGV zählt bereits die Ziele der Union auf, nämlich Erhaltung und Schutz der Umwelt sowie Verbesserung ihrer Qualität, Schutz der menschlichen Gesundheit, umsichtige und rationelle Verwendung der natürlichen Ressourcen, Förderung von Maßnahmen auf internationaler Ebene zur Bewältigung regionaler oder globaler Umweltprobleme. Das „hohe Verbraucherschutzniveau“ in Art 38 soll wie bereits in Art 153 EGV durch einen Beitrag zum Schutz der Gesundheit, der Sicherheit und der wirtschaftlichen Interessen der Verbraucher sowie zur Förderung ihres Rechtes auf Information, Erziehung und Bildung von Vereinigungen zur Wahrung ihrer Interessen sichergestellt werden. Und auch Art 36, der Zugang zu Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse begründet kein neues Recht, sondern stellt nur den Grundsatz auf, dass die Union den Zugang zu den Dienstleistungen von allgemein wirtschaftlichem Interesse gemäß den einzelstaatlichen Bestimmungen achtet. Dabei wird allerdings auf Art 16 Bezug genommen und darauf geachtet, dass die 87 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 Grundsätze und Bedingungen für das Funktionieren dieser Dienste so gestaltet sind, dass sie ihren Aufgaben nachkommen können. G. Bürgerrechte In Kapitel V sind die sogenannten Bürgerrechte geregelt, also Rechte, die nur den Unionsbürgern zustehen. Gemäß Art 17 EGV ist Unionsbürger, wer die Staatsangehörigkeit eines Mitgliedstaats besitzt. Die Unionsbürgerschaft ergänzt die nationale Staatsbürgerschaft, ersetzt sie aber nicht. Diese Bestimmungen, wie das aktive und passive Wahlrecht zu den Wahlen zum Europäischen Parlament und bei den Kommunalwahlen gemäß Art 39 und 40, das Petitionsrecht gemäß Art 44, der diplomatische und konsularische Schutz gemäß Art 46 sowie die Freizügigkeit sind bereits seit dem Vertrag von Maastricht Bestandteil der Gemeinschaftsverträge. Das aktive und passive Wahlrecht bei den Wahlen zum Europäischen Parlament ist bereits in Art 19 Abs 2 EGV garantiert. Abs 2 entspricht Art 190 EGV, der allerdings nur festlegt, dass die Abgeordneten der Völker der in der Gemeinschaft vereinigten Staaten im Europäischen Parlament in allgemeiner unmittelbarer Wahl gewählt werden, während Art 39 auch von freier und geheimer Wahl spricht. Das aktive und passive Wahlrecht bei den Kommunalwahlen entspricht Art 19 Abs 1 EGV. Und auch das Recht auf Zugang zu den Dokumenten verstärkt das Recht gemäß Art 255 EGV, nach dem jeder Unionsbürger sowie jede natürliche oder juristische Person mit Wohnsitz oder Sitz in einem Mitgliedstaat das Recht auf Zugang zu Dokumenten des Europäischen Parlaments, des Rates und der Kommission hat. Und auch der „Bürgerbeauftragte“, in Österreich vergleichbar mit der Volksanwaltschaft, der im Fall von Mißständen bei der Tätigkeit von Organen und Einrichtungen der Gemeinschaft von Unionsbürgern beauftragt werden kann, geht auf Art 21 und 195 zurück. Danach kann sich jeder Unionsbürger an den nach Art 195 eingesetzten Bürgerbeauftragten wenden, hat aber auch das Recht, eine Petition an das Europäische Parlament zu richten. Art 45 bekräftigt das Recht, sich im Hoheitsgebiet der Mitgliedsstaaten frei zu bewegen und aufzuhalten, ein Recht, das ja bereits durch Art 18 garantiert ist, in dem es heißt, dass jeder Unionsbürger das Recht hat, sich im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten vorbehaltlich der in diesem Vertrag und in den Durchführungsvorschriften vorgesehenen Beschränkungen und Bedingungen frei zu bewegen und aufzuhalten. Allerdings geht Art 45 Abs 2 von dem Grundsatz ab, sich nur auf Unionsbürger zu beziehen und gewährt auch Staatsangehörigen dritter Länder Freizügigkeit und Aufenthaltsfreiheit. Dabei wird jedoch an Art 62 Abs 1 und 3 erinnert, wonach gemeinsame Maßnahmen innerhalb von 5 Jahren beschlossen werden sollen. 88 International and Comparative Law Review No. 6/2002 Der diplomatische und konsularische Schutz, den Unionsbürger in einem Drittstaat genießen, wenn ihr Staat dort keine diplomatische Vertretung hat, entspricht Art 20 EGV. „Neu“ in diesem Kontext ist das Recht auf eine gute Verwaltung, auch der einzige Artikel, der mehr als 3 Absätze hat. Dieser Grundsatz hat sich in der Rechtsprechung des EuGH herausgebildet, zB in der Rechtssache Burban.70 Im Urteil heißt es, dass „weder die Fürsorgepflicht noch der Grundsatz der ordnungsgemässen Verwaltung, auf die das Rechtsmittel gestützt wird“ in eine Verpflichtung verwandelt werden kann, was der Gemeinschaftsgesetzgeber als eine reine Ermächtigung für den Prüfungsausschuß gestaltet hat. Art 41 Abs 2 umfaßt ua das Recht, gehört zu werden, Abs 3 entspricht Art 288 EGV. Das Recht auf einen wirksamen Rechtsbehelf, das in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielt, wird durch Art 47 gewährleistet. H. Justizielle Rechte Im VII. Kapitel sind die justiziellen Rechte angeführt, die bereits in der EMRK anerkannt sind. Das bereits angesprochene Recht auf einen wirksamen Rechtsbehelf stützt sich auf Art 13 EMRK. Allerdings wird im Gemeinschaftsrecht ein umfassenderer Schutz gewährt, da ein Recht auf einen wirksamen Rechtsbehelf bei einem Gericht und nicht nur „bei einer innerstaatlichen Instanz“ garantiert wird. Diesen Grundsatz hat der EuGH bereits 1987 in der Rechtssache Johnston71 niedergeschrieben. Der in Art 6 der Richtlinie 76/207 niedergelegte Grundsatz eines effektiven gerichtlichen Rechtsschutzes, der den gemeinsamen Verfassungstraditionen der Mitgliedsstaaten zugrunde liegt und auch in den Art 6 und 13 EMRK verankert ist, steht einer Regelung entgegen; eine Bescheinigung einer nationalen Behörde, mit dem das Vorliegen der Voraussetzungen für eine Ausnahme vom Grundsatz der Gleichbehandlung von Männern und Frauen aus Gründen des Schutzes der öffentlichen Sicherheit festgestellt wird hat die Wirkung eines unwiderleglichen Beweises mit der Folge des Ausschlusses jeglicher richterlichen Kontrollbefugnis beigemessen wird. Nach Auffassung des EuGH gilt dieser Grundsatz auch dann, wenn die Mitgliedsstaaten das Gemeinschaftsrecht anwenden. Er wird jedoch nur nach den in den Verträgen vorgesehenen Verfahren angewandt und ändert kein bestehendes System von Rechtsbehelfen. 70 EuGH Rs C-255/90. 71 EuGH Rs 222/84. 89 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 Abs 2 enthält das Recht eines unabhängigen, unparteiischen Gerichtes und einem fairen Verfahren und entspricht Art 6 EMRK. Im Gemeinschaftsrecht gilt das Recht auf ein Gerichtsverfahren nicht nur im Zusammenhang mit zivilrechtlichen Ansprüchen und Verpflichtungen. Dies beruht auch auf der Tatsache, das die Gemeinschaft eine Rechtsgemeinschaft ist, wie der EuGH in der Rechtssache Les Verts72 festgestellt hat. Abs 3 statuiert eine Prozesskostenhilfe für Personen, die nicht über ausreichende Mittel verfügen, wie dies bereits 1979 in einem Urteil vom EuGH ausgesprochen wurde. Auch die Unschuldsvermutung und die Verteidigungsrechte entsprechen Art 6 EMRK, wobei man bis „zum gesetzlichen Beweis“ laut EMRK bzw zum „rechtsförmlich erbrachten“ Beweis als unschuldig gilt. Die Verteidigungsrechte sind in Art 6 Abs 3 EMRK genau aufgeführt und haben daher die gleiche Tragweite. Art 49 regelt den klassischen Grundsatz des Verbotes der Rückwirkung von Gesetzen und Strafen in Strafsachen, allerdings mit der auch in Art 7 Abs 2 EMRK statuierten Ausnahme dieses Grundsatzes; danach ist eine Bestrafung trotzdem möglich, wenn die Handlung „zur Zeit ihrer Begehung nach den allgemeinen, von der Gesamtheit der Nationen anerkannten Grundsätzen strafbar“ war, nur das Wort „zivilisiert“ wurde gestrichen. Diese Bestimmung wirft allerdings Probleme auf, da zB Deutschland diese Bestimmung nur unter einem Vorbehalt akzeptiert hat. Art 50 normiert wiederum einen klassischen Grundsatz, „ne bis in idem“, der bereits im Gemeinschaftsrecht in zahlreichen Urteilen des EuGH bekräftigt worden ist. Dieser Grundsatz findet auch zwischen den Gerichtsbarkeiten mehrerer Mitgliedsstaaten Anwendung, was in einigen Bestimmungen festgelegt wurde, wie zB in den Art 54 bis 58 des Schengener Durchführungsübereinkommens sowie in Art 10 des Übereinkommens über die Bekämpfung der Bestechung. Art 10 sagt, dass die Mitgliedstaaten in ihrem innerstaatlichen Strafrecht das "Ne-bis-in-idem"Prinzip anwenden, dem zufolge jemand, der in einem Mitgliedstaat rechtskräftig abgeurteilt worden ist, in einem anderen Mitgliedstaat wegen derselben Tat nicht verfolgt werden darf, sofern im Fall einer Verurteilung die Sanktion vollstreckt worden ist oder derzeit vollstreckt wird oder nach dem Recht des verurteilenden Staats nicht mehr vollstreckt werden kann. 72 90 EuGH Rs 194/83. International and Comparative Law Review VIII. No. 6/2002 Begrenzung der Grundrechte In den meisten europäischen Verfassungen, so auch in der österreichischen, sind spezifische Grundrechtseinschränkungen, wie der formelle oder materielle Gesetzesvorbehalt, bei den einzelnen Grundrechten angeführt. Hier jedoch hat man sich für eine andere Variante entschieden; in Art 52 wird die „Tragweite der garantierten Rechte“ formuliert, die für alle Grundrechte der Charta gleichermaßen gilt. Satz 1 entspricht wohl dem bekannten formellen Gesetzesvorbehalt, wenn es heißt „jede Einschränkung...muß gesetzlich vorgesehen sein“. Die weitere Einschränkung, den „wesentlichen Gehalt“ der Rechte zu achten, entspricht der sog Wesensgehaltsgarantie, die zu beachten ist. Einschränkungen dürfen nur dann „unter der Wahrung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit“ vorgenommen werden, eine auch der österreichischen Rechtsordnung wohlbekannte Formulierung, „wenn sie notwendig sind und den von der Union anerkannten dem Gemeinwohl“ entsprechenden Zielsetzungen oder Erfordernissen des Schutzes der Rechte entsprechen. Dabei handelt es sich einerseits um einen materiellen Gesetzesvorbehalt, andererseits um die Rechtsprechung des EuGH, der in diesem Zusammenhang Beschränkungen dann gestattet, wenn sie „tatsächlich dem Gemeinwohl dienenden Zielen der Gemeinschaft entsprechen und nicht einen im Hinblick auf den verfolgten Zweck unverhältnismäßigen, nicht tragbaren Eingriff darstellen, der diese Rechte in ihrem Wesensgehalt antastet“.73 Der materielle Gesetzesvorbehalt umfaßt nicht nur das Gemeinwohl der Union, sondern auch andere Interessen wie sie auch durch Art 30 und 39 Abs 3 EGV geschützt sind. Die Rechte der Charta, die bereits in den Gemeinschaftsverträgen oder im Vertrag über die Europäische Union begründet sind, sind gemäß Abs 2 an die darin festgesetzten Bedingungen und Grenzen gebunden, wie zB die Bürgerrechte. Hierbei ändert sich also nichts gegenüber der bereits bestehenden Rechtslage. Abs 3 bezieht sich auf die EMRK, wobei die Rechte der Charta, die denen der EMRK entsprechen, die gleiche Bedeutung und Tragweite wie diese haben. Allerdings können die Grundrechte der Charta auch einen weitergehenden Schutz gewährleisten. Die „Bedeutung und Tragweite“ wird durch die Rechtsprechung des EGMR und des EuGH bestimmt. Offen bleibt dabei jedoch die Frage nach einem etwaigen Zusammenspiel oder unterschiedlichen Auffassungen der beiden Gerichtshöfe. Art 53 enthält eine Art von Verschlechterungsverbot; das Schutzniveau besteht insofern, als keine Bestimmung der Charta als Einschränkung auszulegen 73 EuGH Rs C-292/97 91 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 ist; erwähnt werden das Recht der Union, das Völkerrecht, internationale Übereinkommen sowie die Verfassungen der Mitgliedsstaaten. IX. Geltungsbereich Gemäß Art 51 ist der Anwendungsbereich für alle Organe und Einrichtungen der Union gegeben, jedoch unter Einhaltung des Subsidiaritätsprinzips. Diese Bestimmung wiederholt Art 5 EGV, in dem es heißt, dass die Gemeinschaft nur innerhalb „der Grenzen der ihr in diesem Vertrag zugewiesenen Befugnisse und gesetzten Ziele“ gilt. Weiters begründet und ändert die Charta weder neue Zuständigkeiten noch neue Aufgaben. Dies wurde deshalb so betont, da man Furcht vor möglichen kompetenzerweiternden Grundrechten hatte. Weiters gilt die Charta auch für die Mitgliedsstaaten, allerdings nur bei der Durchführung des Rechts der Union, jedoch auch für zentrale Behörden und regionale und lokale Stellen. Dies hat der EuGH in mehreren Entscheidungen bekräftigt. Die ursprüngliche Formulierung „im Anwendungsbereich des Unionrechts“ in einem früheren Entwurf der Charta74 wurde geändert durch „bei der Durchführung des Gemeinschaftsrechts“. Grundsätzlich gelten alle hier aufgeführten Grundrechte mit Ausnahme der Bürgerrechte in Kapitel V für alle Menschen. Allerdings sind einige wirtschaftliche Grundrechte wie die unternehmerische Freiheit bereits über die Grundfreiheiten geschützt und nur für Unionsbürger in Geltung. X. Rechtscharakter der Charta und Ausblick Die Präsentation der neuen Grundrechtscharta erfolgte als feierliche Erklärung ohne rechtliche Bindung, also ohne auf Art 6 Abs 2 EUV Bezug zu nehmen oder in die Verträge aufgenommen zu sein. Dies hat in der Lehre zu Verstimmungen geführt. So wird diese Form der Verkündung auch als Methode der „als-ob“Kodifikation gesehen; hinsichtlich der Grundrechte, die in der Charta enthalten sind, wäre ein anderer Konsens wohl nicht möglich gewesen.75 Die Zukunft der Grundrechtscharta soll nach der Erklärung des Europäischen Rates von Nizza zur Zukunft der Europäischen Union im Rahmen einer breit angelegten Diskussion erörtert werden. Dazu hat der Europäische Rat von Laeken im Dezember 2001 beschlossen, einen Konvent einzuberufen. Auf dem „Weg zu einer Verfassung für die europäischen Bürger“ wird darüber nachgedacht, was 74 Konvent 34 vom 16.5.2000. 75 vgl. Albrecht Weber, Die Zukunft der Grundrechtscharta, in Stefan Griller, Die EU nach Nizza, Wien 2001, 292. 92 International and Comparative Law Review No. 6/2002 wohl die Kernbereiche einer solchen Verfassung sein sollen, und ob die Grundrechtscharta in den Basisvertrag aufgenommen werden und ob die Europäische Gemeinschaft der Europäischen Menschenrechtskonvention beitreten soll. Dazu hat der Europäische Rat einen Konvent eingerichtet. Ihm gehören neben dem Vorsitzenden Giscard d’Estaing und seinen beiden Stellvertretern Amato und Dehane 15 Vertreter der Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten, 30 Mitglieder der nationalen Parlamente, 16 Mitglieder des Europäischen Parlaments und zwei Vertreter der Kommission, aber auch Vertreter der Bewerberländer an. Die Eröffnungssitzung fand am 1. März 2002 statt. Die Diskussionen und Arbeitsgruppen sollen schlußendlich zu einem Abschlußdokument führen, das entweder verschiedene Optionen oder Empfehlungen enthalten soll.76 Inwieweit dieser Konvent nun zu einer Implementierung der Grundrechtscharta führen will und kann, ist noch offen. Wie aber soll bis dorthin mit einer Grundrechtscharta umgegangen werden, die zwar feierlich proklamiert wurde und auch für alle (Unions)bürger gelten soll, aber nicht durchsetzbar ist? Eine „Interpretationshilfe“ für den EuGH kann sie sein, wird vorgeschlagen.77 Tatsächlich hat der EuGH bzw Generalstaatsanwalt Léger dieses Thema bereits am 10. Juli 2001 in seinem Schlußantrag Rat der Europäischen Union gegen Heidi Hautala aufgegriffen. Hautala, Mitglied des Europäischen Parlaments, wurde der Zugang zum Bericht der Arbeitsgruppe „Ausfuhr konventioneller Waffen“ verweigert. Bezüglich des Rechts auf Zugang zu den Dokumenten in Art 42, sagt er, dass man zwar den ausdrücklichen Willen der Verfasser der Grundrechtscharta nicht ignorieren dürfe, sie nicht mit rechtlicher Bindungswirkung auszustatten. Dennoch könne man sie nicht als „folgenlose bloße Aufzählung rein moralischer Grundsätze“ betrachten. „Ohne selbst ein positives Recht zu begründen, verleiht Art 42 der Charta diesem Recht eine Qualität, die seine Auslegung zu leiten hat.“ Aus der Entscheidung, ein Recht als Grundrecht zu bestimmen folgt die zwingende Notwendigkeit eine weite Auslegung durch die beauftragten Behörden. Aus diesem Schlußantrag läßt sich wohl erkennen, dass sich der EuGH der Aufgabe, die Grundrechte der Charta aufzugreifen und weiterzuentwickeln, annimmt. So wie wir die Entstehung der Grundrechte anhand der Rechtsprechung des EuGH verfolgen können, so wird es wohl auch mit der Grundrechtscharta geschehen. Und so gelten auch hier die Worte von Justice Hughes: „We are under a constitution, but the constitution is what the judges say it is.“ 76 Erklärung von Laeken zur Zukunft der Europäischen Union vom 15/12/2001. 77 vgl dazu Manfred Zuleeg, Zum Verhältnis nationaler und europäischer Grundrechte, EuGRZ 2000, 514. 93 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 Rechtsbegriffe Kremsierer Entwurf - Kroměřížský návrh Verfassungen der einzelnen Staaten - ústavy jednotlivých států die Entwicklung der EU - vývoj EU der Beschwerdeführer - stěžovatel der Rechtsakt der Gemeinschaften - právní akt Společenství die Charta der Grundrechte der Europäischen Union - Charta základních práv EU der Auftrag - úkol 94 International and Comparative Law Review No. 6/2002 II. Evropská Charta lidských práv1 I. Úvod § 1: „Všichni občané jsou si před zákonem rovni… Společenstvím občanů je národ.“ § 2: „Osobní svoboda je zaručena. Nikdo nesmí být odňat svému zákonnému soudci… Nikdo nesmí být zatčen, pouze na základě odůvodněného soudního příkazu.“ Jedná se o práva obsažená v Evropské chartě lidských práv, která byla vyhlášena r. 2002 v Nice? Nikoliv. Zde jde o část tzv. občanských práv, která byla před více než 150 lety, přesněji řečeno r. 1848, Říšským sněmem, prvním rakouským parlamentem, podepsána právě v Kroměříži, v tzv. Kroměřížském návrhu, skládajícím se z 27 paragrafů. A tato základní práva měla platit pro Rakouské císařství, tedy i pro Čechy, Moravu a Slezsko2. K uskutečnění tohoto návrhu nedošlo, neboť Říšský sněm byl 4. března 1849 rozpuštěn. Poté vydal císař Franz Josef Březnovou ústavu. V odůvodnění stálo, že „se Říšský sněm začal zabývat projednáváním teoretických otázek, které nejenže zásadním způsobem odporují skutečným poměrům v monarchii, nýbrž i celkově napadají zdůvodnění řádného právního stavu ve státě“3. Každopádně – myšlenka základních práv a jejich ochrany již byla na světě – a když teď pozorujeme vývoj základních práv v Evropě, totiž v EU, je jasné, že veškeré úvahy, myšlenky a snad i kompromisy v této oblasti v žádném případě nepředstavují novinku či objev 21. století. Naopak, právě před 150 lety byly ve střední Evropě poprvé konkrétně promyšleny. II. Vznik základních práv v EU A. Obecně Při uzavírání zákládajících smluv Evropských společenství, tzn. Smlouvy o založení Evropského společenství uhlí a oceli z 18. dubna 19514, Smlouvy o založení Evropského hospodářského společenství z 25. března 19575 a Smlouvy o 1 Přednáška konaná 31. 8. 2002 v Kroměříži v rámci Letní školy na téma „Aktuální aspekty rozšíření EU“ 2 Návrh Říšského sněmu, který zasedal od 22. 7. 1848 do 4. 3. 1849 („Kroměřížský návrh“). 3 RGB1 1849/150. 4 BGB1 1995/46 idF BGB1 III 1999/83 5 BGB1 1999/86. 95 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 založení Evropského společenství pro atomovou energii z 25. března 19576 stály v popředí hospodářské zájmy. Prostřednictvím Montánní unie měl být vytvořen společný trh pro uhlí a ocel a odstraněna cla a kvantitativní omezení v této oblasti. Také Euroatom a EHS byla hospodářská seskupení. Proto neobsahovala – na rozdíl od většiny právních řádů členských států – žádný psaný katalog základních práv. Avšak základní svobody hospodářské povahy jsou zmiňovány, a sice jako tzv. čtyři základní svobody. Mezi ně náleží volný pohyb zboží podle čl. 23 an. Smlouvy ES, volný pohyb osob podle čl. 39 an. Smlouvy ES, volný pohyb služeb podle čl. 49 an. Smlouvy ES a volný pohyb kapitálu podle čl. 56 Smlouvy ES. Avšak tyto základní svobody působily původně spíše jako garance vytvoření společného trhu než jako základní práva. V tuto dobu ještě nebyla zrozena myšlenka absolutní nadřazenosti práva Společenství před právem vnitrostátním, a proto o užší ochraně základních práv nemohla být vůbec řeč.7 Avšak čím více získávala myšlenka jednotné Evropy také politické rozměry a začalo se prohlubovat téma „Evropské ústavy“, tím častěji zaznívala8 otázka ústavně-politické legitimace její svrchované moci. Stejně jako je při vzniku moderního demokratického ústavního státu vedle výkonu státní moci úkolem ústavy také postavení jednotlivce ve státě, objevoval se tento problém také ve stále více se sjednocující Evropě. Kromě postavení státních orgánů a cílů toho kterého státu nalezneme9 ve většině ústav také práva jednotlivce, která tímto vymezují hranice státní moci. V souvislosti s druhým rozšiřováním potvrdili šéfové států a vlád členských států r. 1978 v prohlášení Evropské rady že „respektování a dodržování parlamentní demokracie a lidských práv představuje ve všech členských státech podstatné prvky jejich příslušnosti k Evropských společenstvím“10. Toto prohlášení bylo míněno jako jasný signál pro Řecko, Španělsko a Portugalsko, které r. 1975 resp. 1977 podaly formální žádosti o přistoupení a kde autoritativní režimy o svou moc přišly teprve před nedávnem. Také Komise vyjádřila svůj postoj k přistoupení Řecka obdobně.11 6 BGB1 1995/45 idF BGB1 III 1999/83 7 Srovnej Udo Fink, Der Grundrechtsschutz in der Europ§ischen Union nach dem Amsterdamer Vertrag, in: Winfried Kluth (Hrsg), Die Europäische Union nach dem Amsterdamer Vertrag, BadenBaden, 58 an. 8 Jürgen Schwarze, Europäischer Grundrechtsschutz – Grundfragen, aktuelle Rechtsentwicklungen, künftige Perspektiven, ZfV 1993, 1. 9 Ke vzniku základních práv viz Herbert Schambeck, Grundrechte in westeurop§ischen Verfassungen, ÖJZ 1992, 634 an. 10 Europäischer Rat in Kopenhagen, Erklärung zur Demokratie, Bulletin der Euroäischen Gemeinschaften, 1978/3, 5. 11 Srovnej Benedikt Speer, Die Europäische Union als Wertegemeinschaft, DÖV 2001983. 96 International and Comparative Law Review No. 6/2002 Základní práva byla ve smlouvě zmíněna expressis verbis poprvé r. 1987 v Jednotném evropském aktu (JEA) – alespoň v preambuli. Jednotným evropským aktem měl být vytvořen základ pro dokončení evropského vnitřního trhu a pro evropskou politickou spolupráci. K tomuto účelu byly smluvní strany odhodlány společně bránit demokracii, přičemž se opírají o „základní práva, zejména svobodu, rovnost a sociální spravedlnost, které byly uznány v Evropské úmluvě o ochraně lidských práv a základních svobod a v Evropské sociální chartě“.12 B. Judikatura ESD Jelikož kodifikovaný katalog základních práv nenalezneme ani v zakládajících smlouvách ani v sekundárním právu EU, záleželo na ESD, jakým způsobem chtěl prostřednictvím právnického doškolování resp. soudcovského práva zavést do EU základní práva. Avšak na prvotní pokusy procesních stran přistoupit na případné porušení základních práv nebral ESD zřetel. Taktéž ve věci Stork13 v roce 1959: ESD odmítl přezku vnitrostátního práva, protože při aplikaci Smlouvy je povinen zajistit toliko zachování práva. Proto nemůže ochrana základních práv, obsažená v ústavách jednotlivých členských států, představovat žádný podklad pro přezkum komunitárního práva. 1. Solange I a II Rozhodnutí jako tato vedla k začarovanému kruhu, neboť porušení základních práv se zdála zcela nepostižitelná. Na jedné straně nebyly národní soudy na základě zásady nadřazenosti oprávněny přezkoumávat právo Společenství, na druhé straně odmítl ESD stejně jako dříve přezkum základních práv z již uvedených důvodů.14 Minimálně nadřazenost práva EU vzhledem k národnímu právu potvrdil ESD jasně v rozsudku Costa/ENEL. Avšak zásada nadřazenosti se mohla skutečně uplatnit teprve tehdy, jestliže bylo právo Společenství samo o sobě schopno garantovat dostatečnou ochranu základních práv. Tyto úvahy vedly nakonec k tzv. „Solange I – usnesení“15 německého Spolkového ústavního soudu z 29. května 1974. Německý Spolkový ústavní soud v něm omezil zásadu nadřazenosti práva EU, „dokud integrační proces nedosáhl takového stupně, aby právo Společenství obsahovalo platný formulovaný katalog základních práv a svobod přijatý parlamentem jemuž by odpovídal katalog 12 Abl Nr L 169 z 29. 6. 1987. 13 Rozhodnutí ESD 1/58 14 Johannes Hengstschläger Ochrana základních práv na základě práva EU, JB1 2000, 409 n. 15 BverfGE 27, 271-Solange I. 97 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 základních práv a svobod, obsažený v Základním zákoně.“ Smysl tohoto usnesení spočíval v tom, že pokud má být právu Společenství přenechána konečná kontrola, musí být toto měřitelné minimálně s podstatou ústavy. Avšak německý Ústavní soud nezůstal jediným státním soudem EU, který vyslovil národní výhradu základních práv. To samé učinil také italský Corte Costituzionale v r. 1973 v rozhodnutí Frontini.16 Více než 10 let setrval německý Spolkový ústavní soud u tohoto názoru. Změnil ho až v tzv. „Solange II-usnesení“.17 Vývoj EU postoupil kupředu, takže nemusel mít ve vztahu k ochraně základních práv žádné obavy a domníval se, „že pokud Evropská společenství, zejména judikatura Soudního dvora Evropských společenství, poskytuje základním právům ve vztahu ke svrchované moci Společenství účinnou ochranu, v podstatných rysech rovnocennou ochraně základních práv poskytnutých základním zákonem, … nebude Spolkový ústavní soud nadále nad aplikovatelností sekundárního práva společenství vykonávat svoji jurisdikci… Toto právo také nebude nadále přezkoumáváno na podkladě základních práv obsažených v základním zákoně.“ Základní okruh ochrany základních práv byl zatím zachován, u dalšího se dovolává také konkretizace a diferenciace postavení základních práv, kterou ESD mezitím provedl. 2. Další vývoj Nezávisle na Solange I-usnesení německého Spolkového ústavního soud začal ESD budovat svůj výklad práva ve směru ochrany základních práv. Neboť právě r. 1969 bylo prostřednictvím případu Stauder18 v tzv. leading-case poprvé zmíněno téma základních práv. Přitom německý soud položil ESD předběžnou otázku, jestli je bližší ustanovení, obsažené v rozhodnutí Komise Evropských společenství, slučitelné s obecnými zásadami práva Společenství. K tomu ESD uvedl, že tento sporný předpis neobsahuje nic, co by mohlo zpochybnit základní práva jednotlivců obsažená v obecných zásadách práva Společenství, jejichž zachovávání je Soudní dvůr povinen zajistit. V tomto případě šlo o to, zda je předání zlevněného másla, představující určitou formu sociální pomoci, ve vztahu k prodejci vázáno na zveřejnění jména příjemce. K podpoře odbytu přebytečného másla na společném trhu bylo totiž možné poskytnout určité sociálně potřebné skupině máslo za nižší cenu. Avšak nato přijaly státy opatření, podle něhož mohly oprávněné osoby obdržet zlevněné máslo teprve na základě předložení potvrzení vystaveného na jejich jméno. Tato formulace se však pojila se jménem pouze v německé verzi, v ostatních zemích byla řeč jen o individualizovaném potvrzení. Toto považoval 16 Sent 183/73, EuR 1974, 255. 17 BverfGE 27, 271-Solange II. 18 Rozhodnutí ESD 29/69-Stauder. 98 International and Comparative Law Review No. 6/2002 stěžovatel za porušení lidské důstojnosti a rovnosti. Ovšem tento sporný předpis se dal vykládat tak, že jmenovité označení ani nepředepisoval, ale ani nezakazoval. Také ve věci Internationale Handelsgesellschaft19 ze 17. prosince 1970 dospěl ESD k názoru, že respektování základních práv náleží k všeobecným právním zásadám, jejichž zachovávání je ESD povinen zajistit. „Poskytnutí těchto práv musí být sice založeno společným předáním ústav členských států, musí se však vpravit do struktury a cílů Společenství. Dovozní a vývozní licence, předepsané zemědělskými nařízeními Společenství, jež odůvodňují uložení povinnosti majitelům provést plánované obchody a její zajištění stanovením kauce, jsou nutné a přiměřené a neporušují žádné základní právo. Těmito dvěma rozhodnutími ESD určil, že základní práva náleží k obecným zásadám právním. Toto odvolání na obecné zásady právní, jež je Soudní dvůr povinen zachovávat, považuje základní práva pouze za podskupinu. Ale také v právním řádu Společenství se nacházejí odkazy na tyto obecné právní zásady, které jsou společné právním řádům členských států. Toto byl alespoň nález k základním právům, ačkoliv jejich bližší obsah byl konkretizován teprve v další judikatuře.20 Smlouva ES sama odkazuje v čl. 215 na obecné zásady právní jako prameny práva a sice v oblasti mimosmluvního ručení.21 K obecným zásadám právním se ESD obrací také rozsudkem Nold22 z r. 1974. Zde uvedl, že základní práva se považují za obecné zásady právní, které je Soudní dvůr povinen zachovávat. Přitom vyšel ze společného předání ústav členských států. Za právo nemůže považovat žádná opatření, která nejsou slučitelná se základními právy, jež jsou uznána a chráněna ústavami těchto států. Dále hovoří ESD – nejprve sice obecně, avšak alespoň pro začátek – o mezinárodních smlouvách o ochraně lidských práv, na jejichž uzavření se členské státy buď podílely, nebo k nim přistoupily, a jež se v oblasti práva Společenství musí také zohledňovat. 19 Rozhodnutí ESD 11/70. 20 Carl Otot Lenz, Der europäische Grundrechtsstandard in der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes EuGRZ 1993, 586 21 Gil Carlos Rodriguez Iglesias, Grundrechtsschutz im Europäischen Gemeinschaftsrecht nach der Rechtsprechung des Gerichtshofes der Europäischen Gemeinschaften, in Österreichische Juristenkommission (Hrsg), Kritik und Fortschritt im Rechtsstaat, Wien 1995, 137. 22 Rozhodnutí ESD 4/73. 99 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 C. Vznik jednotlivých základních práv 1. Obecně Kromě zmínky základních práv v rámci obecných zásad právních byla vytvořena také jednotlivá základní práva. K nim náleží základní svobody zakotvené ve smlouvách, jimž ESD přiznal částečnou vlastnost základních práv tím, že ve volném pohybu spatřoval základní právo pracovníků a jejich rodin.23 Avšak vedle toho existuje také ustanovení čl. 119 Smlouvy ES, které za stejnou práci předvídá rovnou odměnu pro muže i ženy. Podle doslovného znění zavazuje jen členské státy. Smlouvou z Amsterodamu uplatnil ESD ve věci Defrenne24 základní právo ve vztahu mezi zaměstnavatelem a zaměstnancem, čímž stanovil jeho účinek i vůči třetím osobám. Dále stanovil, že rovnocenná práce se považuje za práci rovnou. Další zákaz diskriminace se nachází v čl. 6. Smlouvy ES, který platí jako interpretační maxima pro celou smlouvu, přičemž má bezprostřední účinek. Zakazuje nejen přímou diskriminaci, ale i diskriminaci skrytou. Obecná zásada rovnosti se naproti tomu aplikuje na základě soudcovského práva jako základní právní věta. Podle názoru ESD ve věci Wagner se dá diskriminace předpokládat, „jestliže je se stejnými případy zacházeno nestejně anebo s nestejnými případy zacházeno stejně“.25 Dále byla četnými rozhodnutími ESD potvrzena svoboda vlastnictví, svobodná volba povolání, nedotknutelnost obydlí, ochrana rodiny, svoboda sdružování, svoboda náboženství, svoboda slova a různé procesní zásady. ESD ovšem uznal i zásady právního státu – zásadu proporcionality, ochranu dobré víry, zákaz retroaktivity, zásadu právní jistoty a zákonnosti státní správy.26 2. Práva plynoucí z občanství EU V rámci předpokládaného volného pohybu osob bylo v 60. letech cílem zavést „evropské občanství“ s přesně definovanými právy a povinnostmi. Občanství EU bylo jako cíl zmíněno a poté i zavedeno v čl. 2 Smlouvy o EU z 7. 2. 1992.27 Podle něho se za občana Unie považuje státní příslušník členského státu. To zahrnuje právo svobodně se pohybovat a zdržovat ve výsostném území členských států, 23 Rozhodnutí ESD 152/82 24 Rozhodnutí ESD 80/70 25 Rozhodnutí ESD 37/1983 26 K tomu blíže výklad Francesca Palerma, Neu Wege im EU- Grundrechtsbereich, ecolex 1998, 665. 27 ABl 1992 C 191/1 idgF. 100 International and Comparative Law Review No. 6/2002 aktivní a pasivní volební právo jednak ve volbách do Evropského Parlamentu, jednak v komunálních volbách toho členského státu, v němž má občan Unie bydliště, petiční právo, stejně jako právo na poskytnutí diplomatické a konzulární ochrany jiným členským státem. 28 Zde uvedená práva občanů Unie byla do Evropské úmluvy o lidských právech začleněna jako tzv. občanská práva, a proto na ně blíže dojde ještě v této souvislosti. III. Vztah k Evropské úmluvě o ochraně lidských práv Stejně jako vnitrostátní právo členských států nejsou ani normy mezinárodního práva jako takové formálně aplikovány, přihlíží se k nim však jako k prostředkům zjištění společných obecných zásad právních. Jak již bylo uvedeno, poprvé, ale zdaleka ne naposledy, zmínil ESD mezinárodní smlouvy o lidských právech v rozsudku Nold. Evropská úmluva o ochraně lidských práv (EÚLP) byla poprvé jmenovitě zmíněna ve věci Rutili29. Současně byla označena jako možný podklad pro přezkum. Přitom nejde o eventuální porušení základních práv, nýbrž o to, zda je přípustné omezit základní svobodu volného pohybu pracovníků. ESD dále opakovaně zkoumá jednání orgánů Společenství a národní opatření, a to podle základních práv zaručených EÚLP. Jak se vyslovil v rozsudku Johnston30 ve Společném prohlášení Parlamentu, Rady a Komise z 5. dubna 1977 i ve své judikatuře, „v rámci komunitárního práva musí být na základní zásady této Úmluvy brán zřetel.“ Pro objasnění zda a která ustanovení EÚLP jsou součástmi práva Společenství, položil tuto otázku k zodpovězení v rámci preliminárního řízení ESD nejvyšší soud podle čl. 234. K jejímu zodpovězení se však ESD označil za nepříslušný, neboť vyvstala v čistě vnitrostátním případě, který nespadal do oblasti aplikace práva Společenství.31 Pro úvahy, jaký vztah má právo Společenství k EÚLP, hraje velký význam skutečnost, že všechny členské státy Evropských společenství jsou současně smluvní strany Úmluvy. Proto je opakovaně zastáván názor, že Společenství jako instituce, skládající se z více smluvních stran, je Úmluvou vázáno alespoň 28 K tomu blíže Walter Obwexer, Právo občanů Unie na diplomatickou a konzulární ochranu, ecolex 1996, 323. 29 Rozhodnutí ESD 36/75. 30 Rozhodnutí ESD 222/84. 31 Rozhodnutí ESD C-299/95 101 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 nepřímo, tedy prostřednictvím členských států jako členů Úmluvy. Společenství do této míry vstoupilo prostřednictvím mezinárodněprávních účinků substituce a sukcese do právního postavení svých členů. Ovšem ESD nikdy nestanovil, že by Společenství bylo Úmluvou vázáno jako takové. EÚLP má pouze v jednotlivých rozhodnutích vliv na obecné zásady právní. Stejně tak je v teorii zaujímán názor, že skutečnost, že EÚLP je jako pramen aplikována nikoliv sama, nýbrž vedle dalších nálezů vede ke zvýšené ochraně základních práv. Ochrana základních práv, zaručená EÚLP, představuje tedy jakousi jistou, minimální normu ochrany základních práv v právním řádu Společenství.32 ESD však současně v případu C.F.D.T. stanovil, že on sám není EÚLP bezprostředně vázán.33 Stejně se vyslovil ve svém konečném návrhu také generální prokurátor Darmon ve věci Orkem.34 Ovšem Evropský soud pro lidská práva v r. 1999 rozhodoval o případu, v němž šlo o Evropská společenství, a sice o volební právo do Evropského parlamentu. Paní Matthews, která se usadila na Gibraltaru, se neúspěšně domáhala zápisu do volebního seznamu k volbám do Evropského parlamentu. Nemohla se tedy v roce 1994 voleb zúčastnit. Podle čl. 227 odst. 4 Smlouvy ES spadá Gibraltar pod platnost Smlouvy ES, není však považován za součást Spojeného království. Evropský soud pro lidská práva neuznal námitku, že pravidla pro volby do Evropského parlamentu představují právní akt Společenství a nemohou být proto zvlášť přičtena členským státům. Smlouvou z r. 1976, kterou byla zavedena přímá volba do Evropského parlamentu, přenesly členské státy své pravomoci na mezinárodní organizaci. Členské státy se musí samy postarat o to, aby práva zaručená Úmluvou zůstala zajištěna.35 Toto rozhodnutí tedy zdůraznilo skutečnost, že odpovědnost smluvních států Úmluvy za její dodržování existuje také v oblasti komunitárního práva. Přesto se však v judikatuře obou soudů najdou obsahové rozdíly – například ve věci Niemietz, kdy rozhodoval Evropský soud pro lidská práva, a ve věci Hoechst, kterou rozhodoval Evropský soudní dvůr. V otázce rozsahu a hranic zprostředkovací pravomoci Evropské komise v oblasti soutěžního práva dospěl ESD k závěru, že mezi členskými státy neexistuje dostatečná právní shoda, aby mohlo být uznáno základní právo právnických osob na ochranu hospodářských prostorů. K tomu ale dále dodal, že podle stálé judikatury náleží základní práva k obecným zásadám právním, které je Soudní dvůr povinen zachovávat. Evropský soud pro lidská práva byl sice jiného názoru, avšak rozhodnutí Nimietz bylo vydáno až po rozhodnutí ESD. 32 Elisabeth Sperlich, Die Geltung der EMRK im Gemeinschaftsrecht, JAP 2000/2001, 7 an. 33 EKMR, EuGRZ 1979, 431. 34 Rozhodnutí ESD 374/87 35 EGMR, rozsudek z 18. 2. 1999, 24833/94, EuGRZ 1999, 200-Matthews. 102 International and Comparative Law Review No. 6/2002 Existují ještě další sporné případy jako rozhodnutí ESD, která neodpovídají rozhodnutím Evropského soudu pro lidská práva, ovšem ve všech případech se jedná o dřívější rozhodnutí než ta z ESLP, takže v okamžiku vynesení těchto rozhodnutí Evropským soudním dvorem nebyla k dispozici jednoznačná judikatura Evropského soudu pro lidská práva.36 Neshody mezi oběma soudními dvory by se daly jednoduše vyřešit přistoupením ES k Úmluvě. K tomuto závěru došla také Rada EU a předložila dne 26. dubna 1994 Evropskému soudnímu dvoru podle čl. 228 odst. 6 (nyní čl. 300 odst. 6) SES návrh na vypracování posudku, zda přistoupení ES k Úmluvě ze dne 4. listopadu 1950 je slučitelné se zřizovací smlouvou o ES. Usnést se na tom, že jednání mohou pokračovat, šlo však až poté, co ESD přezkoumal, zda vůbec zamýšlené přistoupení je slučitelné se SES. ESD ve svém posudku o příslušnosti ES k přistoupení k Úmluvě dovodil, že podle čl. 3b SES je ES činné v rámci omezení svých kompetencí přiznaných Smlouvou a v rámci zákonných cílů, a že z tohoto důvodu ES disponuje pouze omezeným zmocněním. Tato zásada omezeného zmocnění platí jak pro vnitřní jednání, tak pro mezinárodní. Podle ESD žádné ustanovení Smlouvy nepropůjčuje orgánům ES obecnou pravomoc vydávat předpisy v oblasti lidských práv nebo dokonce uzavírat mezinárodní smlouvy v této oblasti. Dále ve svém posudku uvádí, že podle stálé judikatury základní lidská práva patří k obecným právním zásadám, přičemž Úmluvě náleží v této souvislosti zvláštní význam. Jako shrnutí lze tedy konstatovat: dodržování lidských práv sice je předpokladem pro zákonnost jednání ES, ovšem přistoupení k Úmluvě by přineslo podstatné změny v systému ES.37 Tento posudek tedy neprohlásil za obecně nemožné přistoupení ES k Úmluvě, nicméně za tehdejšího stavu práva ES by to bylo realizovatelné jedině změnou znění Smlouvy ES. Poněvadž o takových změnách se nepřemýšlelo, hledaly se jiné cesty, jak poskytnout základním lidským právům v Evropě k účinnou a dostatečnou ochranu. Přelom přinesla již Maastrichtská smlouva. IV. Smlouva Maastrichtská a Amsterodamská V Maastrichtské smlouvě poprvé v dějinách Evropských společenství najdeme souvislost primárního práva s Evropskou úmluvou o lidských právech. Sice se ani zde nenachází katalog lidských práv, přece jen se o lidských právech 36 K rozporům v rozsudcích ESD a Evr. soudu pro lidská práva Siegbert Almer/Ulrich Widmaier, EUCharta základních práv a její působení na rozhodování, EuGRZ 2000, 504. 37 37 Posudek 2/94 z 28. března 1996, EuGRZ 1996, 197 an. 103 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 zmiňuje. Čl. F odst. 2 SEU zní: “Unie respektuje základní lidská práva, která zajišťuje Evropská úmluva o ochraně lidských práv a základních svobod, podepsaná v Římě dne 4. listopadu 1950, a která vyplývají z ústavních tradic společných členským státům jako všeobecné právní zásady Společenství.“ Tímto byly vytvořeny podmínky pro “orientaci na základní lidská práva” jak pro orgány Společeství, tak pro judikaturu Evropského soudního dvora. Ovšem i v ustanoveních o zahraniční a bezpečnostní politice je mezi jinými jmenováno dodržování lidských práv a základních svobod jako jeden z jejich cílů. Stejně tak v oblasti justiční spolupráce a vnitřních záležitostí najdeme odkaz na Úmluvu. Těmito explicitními zmínkami o základních právech byla tato zavedena přinejmenším jako orientační vzor. Kromě toho bylo objasněno, že základní práva nacházejí své použití i ve druhém a třetím pilíři.38 Amsterodamskou smlouvou byla základní práva zahrnuta do EU více způsoby. Čl. F odst. 2 Maastrichtské smlouvy se stal čl. 6 odst. 2 SEU Amsterodamskou smlouvou. Obsahově se ovšem nic nezměnilo. Co se ale změnilo, je institucionální zázemí této úpravy. Zatímco se v Maastrichtské smlouvě příslušnost ESD vztahovala pouze na vyjmenovaná ustanovení, přičemž čl. F odst. 2 k nim nepatřil, rozšířily se pravomoci ESD. Podle čl. 7 SEU mohou být sankce uloženy, pokud došlo k závažnému a přetrvávajícímu porušení zásad svobody, demokracie, právního státu a respektování lidských a základních svobod ze strany členského státu. Čl. 46 SEU nyní výslovně opravňuje ESD přezkoumávat soulad jednání orgánů Společeství s výše vyjmenovanými zásadami. Podle čl. 49 musí rovněž stát, který chce požádat o členství v EU, respektovat jmenované zásady. Dále podle čl. 13/ex-čl. 6a SES může Rada v rámci pravomocí svěřených Společenství touto smlouvou učinit opatření k potírání diskriminace, a to na základě důvodů pohlaví, rasového nebo etnického původu, víry nebo světového názoru, invalidity, věku nebo sexuální orientace. Rovná práva žen a mužů sem nebyla pojmuta, jsou však zahrnuta do ustanovení čl. 141/ex-čl.119 SES v podobě zásady stejné odměny mužů a žen za stejnou nebo rovnocennou práci. Dále bylo zavedeno prohlášení o zrušení trestu smrti v souladu s protokolem č. 6 Úmluvy a také prohlášení, že statuty zaručené církvím a náboženským společnostem jejich národním právem budou respektovány. Další prohlášení se má postarat o to, aby Společenství u právních aktů podle čl. 100a SES dodržovalo zájmy zdravotně postižených osob. 39 38 Heinrich Neisser, Die Europäische Union auf dem Weg zur Grundrechtsgemeinschaft, JPR 2000, 266 an. 39 Bundespressedienst, Der Vertrag von Amsterdam, das Ergebnis der Regierungskonferenz 1996/97, Vídeň 1997. 104 International and Comparative Law Review No. 6/2002 Také německý spolkový ústavní soud v tzv. Maastrichtském rozhodnutí vyslovil zásadu, že zmenšení německého standardu základních práv nemá nastat uzavřením smlouvy. 40 V. Rozvoj Charty základních práv Již před Amsterodamskou smlouvou bylo diskutováno vytvoření všeobecného katalogu základních práv pro EU. Za tím se skrývala myšlenka, že v EU jako v právní společnosti by se měla základní práva zdůraznit a kodifikovat. O přípravě takového dokumentu bylo rozhodnuto v Kolíně nad Rýnem 3. a 4. června 1999. Tehdy pod německým předsednictvím byl představen konkrétní program. Evropská rada se usnesla na vytvoření zvláštního tělesa, tzv. „body“, jež pověřila vypracováním prvního uceleného katalogu základních lidských práv EU, tedy vytvořením Charty. Toto usnesení je tedy zároveň mandátem pro grémium, které se mělo zabývat přípravnými pracemi.41 Zachovávání základních práv má být základním principem EU a nezbytným předpokladem pro její legitimitu. Za tehdejšího stavu EU bylo nutné vyhotovit katalog těchto práv, aby se tak jasně zakotvil velký význam základních práv a jejich dosah a přínos pro občany EU. Evropský parlament vypracování Charty základních práv EU přivítal. Přitom se stále zdůrazňovalo, jaký velký význam závaznost katalogu základních práv má, podporovala se dohoda Konventu vypracovat takovou Chartu, která by měla plnou právní sílu.42 O složení a práci grémia, které mělo vypracovat Chartu EU, bylo rozhodnuto Evropskou radou 15. a 16. října 1999 v Tampere ve Finsku. Konventu se účastnilo 15 zástupců Evropské rady, jeden člen Evropské komise zastupující jeho předsedu, 16 poslanců Evropského parlamentu, 30 poslanců národních parlamentů (2 z každého státu), dva pozorovatelé ESD, po dvou pozorovatelích ze 41 států Rady Evropy a další početní zástupci Hospodářského a sociálního výboru, Výboru pro regiony a Evropský občanský zmocněnec.43 Při ustavujícím zasedání grémia 17. prosince 1999 byl zvolen do čela tohoto tělesa bývalý německý prezident Roman Herzog. Už složení grémia ukazuje dvojí legitimitu, neboť na jedné straně zde byli zástupci národních parlamentů a vlád, na druhé straně šlo o zástupce Evropského parlamentu. Došlo také k „výměně názorů” s přidruženými státy. Účastnily se i 40 Podrobně k tomu Jutta Limbach, Die Kooperation der Gerichte in der zukünftigen europäischen Grundrechtsarchitektur, EuGRZ 2000, 419. 41 Rozhodnutí o dopracování Charty základních svobod EU z 4. 6. 1999 v Kolíně n. Rýnem. 42 C5-0058/99-1999/2064 (COS). 43 Konvent zur Ausarbeitung der Grundrechts- Charta der EU, EuGRZ 2000, 570. 105 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 další přihlížející grémia, společenské skupiny a odborníci. Ale i jiné skupiny byly slyšeny, např. na zasedání 66 NGOs dne 12. května 2000, jež učinily návrhy sociálních práv, nediskriminace jako i zásady rovnosti.44 Po první fázi diskuzí byla uzavřena předloha textu a byla dána možnost vznášet pozměňující návrhy. Tato možnost byla hojně využívána, jen k oblasti občanských a politických práv bylo vzneseno 598 návrhů. Stejně tak byl pracovní postup stanoven i Evropskou radou v Tampere. Přitom byla grémiu ponechána rozsáhlá autonomie. Otevřená zůstala např. otázka, zda a kdy má dojít k debatě o jednotlivých článcích, jak mají být projednány otázky změn. Tyto otázky byly vyřešeny tak, že se předsedající Roman Herzog zřekl numerického hlasování a zavedl pravidlo souhlasu, protože „stejně není možno dosáhnout jednomyslnosti”.45 Předlohy byly vypracovány redakčním výborem a předloženy Konventu. Rovněž byla z důvodů efektivnosti omezena doba, po kterou se jednotliví členové mohli vyjadřovat, a to na tři minuty,46 a rovněž byl omezen počet příspěvků k jednomu článku, a to na jeden. Byla zde jednoznačná snaha o co nejrychlejší vypracování Charty, aby mohla být prezentována již v Nice. Organizační předpisy a pravidla jednání stanovené Evropskou radou v Kolíně a Tampere bralo grémium jako rámcovou úpravu. Grémium samo si 17. prosince 1999 po ustavujícím zasedání dalo název „Konvent“.47 Jednání grémia i předložené dokumenty měly být zásadně veřejné. To mělo ukázat transparentnost a otevřenost oproti jiným vládním konferencím. Aby si zainteresovaná veřejnost mohla vytvořit aktuální obrázek o práci grémia, byla zřízená speciální webová stránka na internetu ve všech 11 úředních jazycích EU, která měla veřejnost informovat o časovém rozvrhu a měla občanům nabízet možnost aktivně vstupovat do probíhajícího procesu vytváření Charty a interaktivně jej ovlivňovat cestou dotazů a připomínek.48 Návrh sám byl statický, neboť na úrovni EU měla být základní práva shrnuta do jediné Charty a tím je ozřejmit. Záměrem bylo, aby tak občan EU mohl rozpoznat velký význam základních práv a jejich dosah. Charta tak měla být v první řadě inventurou norem týkajících se základních práv roztroušených porůznu v systému EU. Neměly být vytvořeny nové pravomoci EU nebo ES. Obsahové úkoly byly dány pouze členěním do kategorií svobody, práva občanů EU, sociální a hospodářská základní práva. Jiné strukturální problémy nebyly 44 Konvent 32 dne 12. 5. 2000, Chartre 4306/00. 45 Konvent 10 dne 28. 2. 2000. 46 Konvent 12 dne 2. 3. 2000, Chartre 4148/00. 47 Heinrich Neisser, Vertrag von Amsterdam, 271. 48 http://db.consilium.eu.int/df/. 106 International and Comparative Law Review No. 6/2002 jmenovány. Na takové problémy jako otázka právní závaznosti nebo možné konkurence právních systémů základních práv došlo teprve později.49 Dne 26. září 2000 došly konečně skupiny zastoupené v Konventu k názoru, že mohou schválit návrh Charty základních práv. Předsedající Roman Herzog stanovil 2. října 2000, že „konečný návrh Charty může být přijat všemi stranami” a zprostředkoval návrh úřadujícímu prezidentu Evropské rady. Evropská rada souhlasila s návrhem na svém zasedání 13. a 14. října 2000 v Biarritzu jednohlasně a požádala Evropský parlament, Radu a Komisi o souhlas, aby Charta mohla být vyhlášena v Nice v rámci jednání Evropské rady.50 Charta byla nakonec během konání Mezivládní konference v Nice dne 7. prosince 2000 slavnostně vyhlášena a podepsána třemi evropskými orgány – prezidentem Evropského parlamentu, Evropskou komisí a Radou ministrů. Evropská rada přivítala společné prohlášení a stanovila, že otázka závaznosti bude přezkoumána později. Přitom se Evropská rada zavázala prohloubit budoucnost EU včetně postavení Charty jako jednoho z jejích prvků.51 V jednom ze svých usnesení Evropský parlament uvítal proklamaci Charty základních práv, přesto však vyjádřil politování, že Charta nebyla přijata novou smlouvou a že na to ani nebylo poukázáno.52 O několik dnů později byla Charta základních práv EU konečně zveřejněna i v části C úředního listu ES ve formě společné Deklarace, a to jako dokument právně nezávazný.53 VI. Základní práva podle Charty A. Obecně Nejprve bylo nutné vyřešit otázku struktury Charty. Na druhém zasedání se projednávalo, zda má být návrh rozdělen na dvě části, a to na vlastní text základních práv a na jejich krátký komentář. Od toho se upustilo a byla dána přednost krátkému srozumitelnému textu. Existuje ovšem komentář formulovaný prezídiem, nicméně nemá žádnou právní závaznost. Slouží pouze k „objasnění ustanovení Charty”.54 49 Arbeitsstruktur des Gremiums zur Ausarbeitung der EU-Charta der Grundrechte, EuGRZ 1999, 615. 50 Die EU-Grundrechtscharta, aktuelle Information, ZER 2000, 147. 51 K průběhu viz Albrecht Weber (Hrsg), Charta der Grundrechte der Europäischen Union. 52 Rozhodnutí Evropského parlamentu ze dne 14. prosince 2000. 53 Abl 2000 C-364/1. 54 Chartre 4473/00 CONVENT 49. 107 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 Z hlediska obsahu měl Konvent více možností, jak Chartu sestavit. Na výběr bylo přijetí nebo opření se o Evropskou úmluvu o lidských právech a zohlednění společných ústavních tradic. Kromě toho mohla být hospodářská a sociální základní práva použita z Evropské sociální charty. Evropská rada vycházela z čl. 6 odst. 2 SEU, který předepisoval jako všeobecné právní zásady respektování základních práv obsažených v Evropské úmluvě o lidských právech a dodržování společných ústavních tradic jednotlivých členských států. Vzhledem k těmto možnostem se Konvent rozhodl pro kombinaci těchto modelů. Na jedné straně se silně orientoval na Úmluvu, a to v oblasti klasických základních práv a svobod, na druhé straně uznal zároveň samostatné zachování základních práv, a to v oblasti práv svobod, rovnosti, politických občanských práv. Sociální práva, která plynou z nejrůznějších dokumentů a ústav, shrnul Konvent pod název „Solidarita“.55 Pojmutí biogenetiky a bioetiky vykazuje snahu, aby Charta nebyla jen shrnutí. Další dělení vychází z klasické trojice svoboda, rovnost, bratrství, která je známa již z konce 18. století a která vystupuje do popředí v nejrůznějších formách, nejvíce samozřejmě v období Francouzské revoluce. S ohledem na pořadí je svoboda na prvním místě, zatímco jiné kodifikace základních práv (např. kanadská, nizozemská) staví do popředí rovnost. Ke konfliktu mezi oběma těmito hodnotovými postoji nemělo ovšem dojít, protože opatření zvýhodňující rovnosti jsou sepsány explicitně (např. zákaz diskriminace z důvodu pohlaví a zacházení se zdravotně postiženými).56 B. Preambule Preambule hovoří o tom, že se Unie zakládá s vědomím svého duchovního a morálního dědictví na nedílných a univerzálních hodnotách lidské důstojnosti, svobody, rovnosti a solidarity. Zde se tedy zohledňuje společná základna evropských národů. Přitom se již zapomnělo na klauzuli „evocatio dei“ a připomíná se anglická a francouzská ústava, obě totiž zmiňují „spiritual and moral heritage“ resp. „patrimoine spirituel et moral“. Toto je kritizováno jako „nejasné vyjádření evropského hodnotového základu“. Odvolávat se na Boha již není možné. Takové dovolání není tak jako tak obsaženo ve všech evropských ústavách, ani ve francouzské. Naproti tomu existují i opačné názory, někdo v tom vidí něco jako důkaz prastaré samostatnosti.57 Dále jsou v preambuli uvedeny již stávající pravomoci a úkoly Společenství stejně jako princip subsidiarity s ohledem na společné ústavní tradice, na rozmanité 55 Weber, Die Zukunft der Grundrechtscharta, 283. 56 Thilo Tetzlaff, Fleißige Sammlung oder große Chance, Forum Recht Online 2001. 57 Thilo Tetzlaff, Fleißige Sammlung. 108 International and Comparative Law Review No. 6/2002 kultury a tradice národů Evropy. Mezi nejdůležitějšími pilíři, o které se Charta opírá, je zároveň s ústavními tradicemi členských států, zřizovacími smlouvami, Evropskou Úmluvou a Evropskými sociálními chartami, uvedena také judikatura ESD. Z toho vyplývá, že Charta uznává nejen práva a svobody, ale i zásady. Co se pod tím rozumí, to komentář nevysvětluje. Dá se však předpokládat, že v úvahu přicházejí nejen objektivní principy nebo institucionální garance, ale také pravidla, která základní práva konkretizují. C. Důstojnost člověka Další dělení je postaveno na důstojnosti člověka jako vlastním základu všech lidských práv. Podobné odvolání se na důstojnost člověka najdeme rovněž ve Všeobecné deklaraci lidských práv z roku 1948 a také v čl. 1 německé Ústavy. Z charakteru této úvodní normy vyplývá, že žádné základní právo Charty nesmí být použito k tomu, aby byla porušena důstojnost člověka, neboť toto ustanovení patří k podstatě práv zakotvených v Chartě. Na této základní normě jsou postaveny konkrétní případy lidské důstojnosti. Čl. 2 hovoří o právu na život, čl. 3 „právo na integritu“ (nedotknutelnost). Dále následuje zákaz mučení a zákaz otroctví a nucených prací. Čl. 2, který upravuje právo na život, má jako vzor Evropskou úmluvu o lidských právech. Přesto je však samostatně a novátorským způsobem vypracován. Ustanovení „každý má právo na život“ je založeno na čl. 2 odst. 1 věta 1. Úmluvy, která zní „Právo každého člověka na život je chráněno zákonem“. Odst. 2 zní „nikdo nemůže být odsouzen k trestu smrti nebo být popraven“. Zákaz trestu smrti se stal aktuální vzhledem k tomu, že vstoupil v platnost Protokol č. 6 Úmluvy. Podle čl. 53 odst. 3 Charty mají tato ustanovení stejnou váhu, což znamená, že ustanovení Úmluvy platí jako negativní vymezení. Čl. 3 obsahuje právo na tělesnou a morální nedotknutelnost. Odst. 2 se vztahuje k dohodě o lidských právech a biomedicíně přijaté v rámci Rady Evropy. Protože se Charta od těchto ustanovení odklonit nechtěla (nebo nemohla?), je zde zakázáno pouze reprodukční klonování lidských bytostí. Jiné formy klonování nejsou ani dovoleny ani zakázány a dávají národním zákonodárcům možnost, aby si sami upravili zákazy klonování, aby zákazy upravili v jednotlivých zemích různě. Čl. 4, který upravuje zákaz mučení a nelidských a ponižujících trestů nebo zacházení, odpovídá právu, které stejně upravuje čl. 3 Úmluvy. 109 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 Zákaz otroctví a nucených prací v čl. 5 odpovídá ustanovením Evropské úmluvy o lidských právech (EÚLP) podle čl. 4 odst. 1 a 2. Podle čl. 53 odst. 3 Charty základních práv má i toto ustanovení stejný význam a dosah jako v EÚLP. D. Svobody Hlava druhá obsahuje pod názvem „Svobody“ hlavně svobody EÚLP. Čl. 6 „Právo na život a bezpečnost“ odpovídá čl. 5 EÚLP. Co se týče omezení, lze je vyvodit opět z EÚLP, která upravuje možné odnětí svobody jako např. odnětí svobody po řádném odsouzení soudem, k zabránění šíření nakažlivé choroby a k zabránění nedovoleného vstupu. Ve výkladech se odkazuje především na to, že se musí dbát práv čl. 6 zvláště tehdy, jestliže Unie přijímá dle titulu VI Smlouvy o Evropské Unii rámcová usnesení k ustanovení společných minimálních norem o znacích skutkové podstaty trestných činů a o trestech. Čl. 7 chrání soukromý a rodinný život, přičemž i zde toto ustanovení je odvozeno z čl. 8 EÚLP. Existuje sice drobný rozdíl, neboť chrání-li čl. 7 Charty základních práv „právo na ochranu svého osobního a rodinného života, svého obydlí jakož i své komunikace“, je čl. 8 EÚLP chráněna nejprve „korespondence“; jde o hold technickým vymoženostem. Obsahem čl. 8 je ochrana osobních údajů. Zde byly vytvořeny specifické novoty, protože v EÚLP neexistuje žádný definitivní vzor. Existuje ovšem k tomuto tématu celá řada návrhů; tak je zde odkazováno na čl. 286 Smlouvy o založení Evropského společenství a na „směrnice Evropského parlamentu a Rady o ochraně fyzických osob při zpracovávání osobních údajů a o volném pohybu dat“, odkazuje se ale také na dohodu Rady Evropy z 28. ledna 1981 na ochranu člověka při automatickém zpracovávání osobních údajů, která byla ratifikována všemi členskými zeměmi. Institucionálně je jmenován nezávislý úřad, který by měl dohlížet na dodržování těchto norem, jako je tomu již v některých evropských zemích, např. komise pro ochranu dat v Rakousku nebo zmocněnec pro ochranu dat v Německu. Zřízením těchto nezávislých úřadů je dána možnost zřídit mezinárodní kontrolu, což může být při rozdílných úpravách velkou výhodou. Čl. 9 chrání právo „uzavřít manželství a založit rodinu“, které je ovšem zaručeno zákony jednotlivých zemí. Opora při této formulaci byla sice nalezena v čl. 12 EÚLP, který ale zní „muži a ženy ve věku umožňujícím uzavření sňatku mají právo... uzavřít manželství a založit rodinu“. Snahou přitom bylo dosáhnout vytvoření aktuální a také další úpravy, totiž aby byly zahrnuty i ty případy, kde podle národních právních norem jsou uznávány i jiné formy založení rodiny než sňatek. 110 International and Comparative Law Review No. 6/2002 Že by ale rodina platila v EU jako centrální část, nelze z existujících formulací dovodit. Definice rodiny jako takové totiž chybí. Ukazuje se ovšem ve většině ustanovení členských zemí o základních právech, že je buď zohledněna rodina ve smyslu ochrany matky a dítěte nebo také se zřetelem na zrovnoprávnění muže a ženy. Tento vývoj sleduje i Charta základních práv.58 Obsahem čl. 10 jsou klasická práva na svobodu myšlení, svědomí a náboženství a vztahují se k čl. 9 EÚLP. Odst. 2 vyjadřuje právo na odmítnutí vojenské služby z důvodů svědomí a odvolává se přitom na právní normy jednotlivých států. Čl. 11 chrání svobodu projevu a informační svobodu a odpovídá čl. 10 EÚLP. Ohledně omezení se opět odvolává na EÚLP. Odst. 2 respektuje „svobodu médií a jejich pluralitu“. Přitom je vyjádřen vztah jednak k jurisdikci Evropského soudního dvora (ESD) týkající se televize a jednak k protokolu o veřejnoprávním rozhlase v členských zemích, který je připojen ke Smlouvě o založení Evropského společenství a jednak i ke směrnicím Rady. Čl. 12 hovoří o svobodě shromažďování a sdružování a odpovídá čl. 11 EÚLP. Je zde ovšem brán zřetel na Chartu základních sociálních práv pracujících. V této souvislosti přirozeně vyvstává otázka zvažování mezi svobodou shromažďování na jedné straně a základními svobodami na straně druhé, otázka, kterou se zabývám na jiném místě. V čl. 13 jde o svobodu umění. Takováto ustanovení se nachází jenom v novějších evropských ústavách a také v EÚLP následují možná omezení svobody názoru. Právo na vzdělání je zaručeno čl. 14. Toto ustanovení vychází z čl. 2 dodatkového protokolu k EÚLP a rozšiřuje právo na odborné vzdělávání a další vzdělávání. Dále je zde vložen princip bezplatnosti povinné školní docházky, což znamená, že každé dítě musí mít možnost bezplatné školní docházky, ne ale, že každá školní docházka musí být bezplatná. Odst. 3 hovoří o svobodě zakládání škol při zachování demokratických zásad, což je upraveno zákony jednotlivých zemí. Tato svoboda zakládání škol patří také ke svobodě podnikání. Následující základní práva je nutno počítat k základním hospodářským právům, t.j. svoboda volby povolání a právo pracovat podle čl. 15, svoboda podnikání v čl. 16 stejně jako vlastnické právo. Právě k těmto ustanovením již existují četné nálezy ESD jako např. již na jiném místě zmíněné kauzy Nold a Hauer. Tato základní práva zaručují ekonomický řád, který je chráněn i právě čtyřmi základními svobodami: svobodou pohybu zboží, svobodou zakládání poboček, svobodou provozování služeb a svobodou pohybu kapitálu. 58 Srov. k tomu Thilo Tetzlaff, Fleißige Sammlung. 111 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 Právo občanů Unie hledat v každé členské zemi práci a usadit se je vyjádřeno už v základních svobodách, přičemž je nutno říct, že se práva občanů Unie a základní práva směšují. Svoboda podnikání se vztahuje na jurisdikci ESD, který již uznal svobodu výkonu hospodářské a obchodní činnosti a smluvní svobodu. Jelikož je toto právo zakotveno i v čl. 4 EGV, určuje se rámec podle těchto ustanovení rovněž v právu Evropské unie. U vlastnického práva se jedná o již existující společné základní právo všech ústav jednotlivých států, které bylo potvrzeno již rozsudkem Hauer 1979. Formulace byla převzata a upravena z čl. 1 dodatkového protokolu k EÚLP. Odst. 2 upravuje ochranu duševního vlastnictví a má podle výkladů platit vedle literárního a uměleckého vlastnictví také pro právo patentové a známkové stejně jako pro příbuzná ochranná práva. Na rozdíl od ustanovení EÚLP je vlastnictví blíže konkretizováno, sice jako „řádně nabyté“, zatímco EÚLP mluví pouze o vlastnictví. Mimo to se v Chartě základních práv hovoří výslovně o včasném a přiměřeném odškodnění za pozbytí vlastnického práva kvůli odnětí z veřejných zájmů; EÚLP se v tomto ohledu vztahuje pouze na podmínky, které zákon nebo mezinárodní smlouva stanoví. Exkurs: Rozlišení základní práva – základní svobody Tzv. základní svobody, tedy volný pohyb zboží, služeb, osob a kapitálu existují již od založení Společenství, které zpočátku mělo hospodářské zaměření. Přitom vyvstává otázka, v jakém vzájemném vztahu jsou základní hospodářské svobody a základní práva, které jsou teď zakotveny v Evropské chartě základních práv. K této problematice existují již i konkrétní podnětné případy. Existuje rozsudek Evropského soudu z 9. prosince 199759 v právní věci Komise Evropských společenství versus Francouzská republika. Čl. 30 EGV, který je „pro realizaci trhu bez vnitřních hranic nezbytný“, zakazuje nejen opatření, která jsou přičitatelná státu, a která sama omezují obchod mezi členskými státy, ale může být použit i tehdy, jestliže členský stát neučiní žádná opatření proti omezením volného pohybu zboží, která ze státu vyvodit nelze. Konkrétně šlo o to, že některá hnutí francouzských zemědělců odstartovala protestní akce proti zemědělským výrobkům jiných členských zemí. Při nich byly nákladní automobily s těmito výrobky zastavovány, náklad byl ničen a rovněž byli ohrožováni i řidiči těchto nákladních automobilů. Francouzská vláda se hájila, že ona věcná poškození francouzských zemědělců vždy odsuzovala, a na výtku, že francouzské úřady zůstaly nečinné, se ospravedlňovala tím, že preventivní opatření ke kontrole a 59 Rozhodnutí ESD C-265/95 112 International and Comparative Law Review No. 6/2002 k ochraně již značné snížení umožnily. To se v průběhu let neustále opakovalo. Nakonec došlo právě k onomu rozsudku, který říká, že záleží na uvážení členských zemí, které jediné jsou povolány rozhodnout, která opatření v dané konkrétní situaci jsou nejvhodnější k udržení veřejné bezpečnosti a pořádku, aby se zabránilo škodám; avšak princip volného pohybu zboží představuje jeden z nosných pilířů EGV. Členské země jsou zavázány i k tomu, aby učinily veškerá vhodná a nutná opatření, aby bylo na jejich území zajištěno respektování těchto základních svobod. Proto byla Francie v tomto řízení o porušení smlouvy odsouzena. V tomto případě si ESD musel položit otázku, do jaké míry má svoboda shromažďování platnost a kdy najde využití, neboť francouzští zemědělci se při svých akcích provinili proti trestnímu právu a tím byl realizován právě onen případ, který již nespadá pod ochranu svobody shromažďování podle čl. 11 EÚLP. 60 Jak ale situace vypadá, když tu nejsou žádná porušení trestního zákona. ESD se musí tedy skutečně zaměřit na věc samu a zaujmout stanovisko, jak to s ochranou základních práv skutečně vypadá. Omezení průjezdu zboží spadá do oblasti použití čl. 28 EGV. K této skutečnosti patří rovněž blokáda jedné z nejdůležitějších evropských dopravních komunikací, jak je projednána v právní věci „Blockade am Brenner“. Demonstrace jako např. organizovaná blokáda brennerské dálnice neporušují ustanovení rakouského trestního zákona. K odsouzení Rakouska by mohlo dojít, kdyby byly úřady na základě práv Evropské unie povinny shromáždění podle § 6 VslgG zakázat. Zákaz shromáždění u Brenneru by byl přípustný jen tehdy, kdyby to bylo potřebné v zájmu národní a veřejné bezpečnosti, v zájmu udržení pořádku, ochrany zdraví a morálky nebo v zájmu ochrany práv a svobod druhých.61 Transitní fórum Austria Tirol oznámilo 15. května 1998 u Okresního hejtmanství v Innsbrucku podle § 2 VslgG shromáždění na brennerské dálnici v oblasti motorestu Europabrücke. Protože Okresní hejtmanství tuto demonstraci považovalo podle rakouského práva za přípustnou, nebyla zakázána. Žalobkyně žalovala Rakousko na zaplacení 140.000,- ATS, protože pět jejích nákladních automobilů nemohlo po čtyři dny použít brennerskou dálnici. Povolení demonstrace představovalo znemožnění volného pohybu zboží. OLG Innsbruck předložilo nyní ESD následující otázky k předběžnému rozhodnutí: Musí být do národních norem o svobodě shromažďování vloženo upozornění na zvažování mezi svobodou shromažďování a veřejným zájmem také základy práva Evropské unie, především základní svobody? A především také 60 K tomu podrobněji: Wolf-Georg Schärf, Demonstration am Brenner-eine Vertrageverletzung, RdW 1998, 323. 61 K dalším otevřeným otázkám v této věci: Brigitta Jud, Blockade am Brenner, ecolex 2000, 539. 113 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 otázku: „Je nutno stanovené cíle úřady povoleného shromáždění politického charakteru, totiž usilování o zdravější životní prostor a poukazování na ohrožování zdraví obyvatelstva neustále rostoucí nákladní automobilovou dopravou stavět výše než předpisy práva Evropské unie o volném pohybu zboží ve smyslu čl. 28 EG?“62 K této otázce se nyní ESD musí vyjádřit a jeho odpověď můžeme s napětím očekávat. Azylové právo je zaručeno v čl. 18, a sice podle ustanovení Ženevského protokolu a podle Smlouvy o založení Evropského společenství. V této souvislosti se ve výkladech odkazuje na protokoly Amsterodamské smlouvy, ve kterých je stanoveno postavení Spojeného království a Irska stejně jako Dánska. Čl. 19 nabízí ochranu při odsunu, vyhoštění a vydání. Ohledně kolektivního vyhoštění se odkazuje na dodatkový protokol č. 4 k EÚLP. Tím má být zaručeno, že každé rozhodnutí musí být přezkoumáno zvlášť. Odst. 2 přebírá jurisdikci Evropského soudu pro lidská práva (EGMR) k čl. 3 EÚLP. V právní věci „Ahmed versus Rakousko“63 šlo o somálského státního občana, který roku 1990 přicestoval do Rakouska, a kterému byl přiznán status uprchlíka. Po dvou letech byl proti němu vydán zákaz pobytu s neomezenou lhůtou, poté, co byl kvůli pokusu o loupež odsouzen a status uprchlíka mu byl odejmut. Tato opatření byla učiněna pouze v souvislosti s trestněprávním odsouzením, aniž by však byly přezkoumány následky vyhoštění. Z toho důvodu Komise jednohlasně určila, že vyhoštění je do té doby porušením čl. 3 EÚLP, dokud je někdo vystaven konkrétnímu nebo vážnému nebezpečí mučení nebo ponižujícímu zacházení. E. Rovnost Hlava třetí provádí rozsáhlou úpravu všeobecné zásady rovnosti a také její specifické případy použití, které nelze v této podobě nalézt v žádné ústavě členských zemí. Čl. 20 hovoří o tom, že všechny osoby jsou si před zákonem rovny. Tento princip je zakotven ve všech ústavách a je považován ESD za základní princip práva Evropské unie. Konkretizuje základní principy rovnocenného zacházení v mnohých případech, např. kauza Racke.64 62 Rozhodnutí ESD C-112/00. 63 EKLP ze dne 17.12.1996 NL 97/1/7. 64 Rozhodnutí ESD 283/83. 114 International and Comparative Law Review No. 6/2002 V ní ESD stanovil, že o diskriminaci jde jenom tehdy, jestliže jsou „posuzovány srovnatelné skutečnosti právně různě nebo rozdílné skutečnosti právně stejně“. V případě Kalanke viděl diskriminaci mužů, když při stejné kvalifikaci při povýšení žena automaticky dostane přednost.65 Čl. 21 pojednává o nediskriminaci, přičemž je zakázána diskriminace obzvláště na základě pohlaví, rasy, barvy pleti, etnického či sociálního původu, genetických znaků, jazyka, náboženství nebo světového názoru, politického či jiného smýšlení, příslušnosti k národní menšině, podle majetku, narození, zdravotního postižení, stáří nebo sexuální orientace. Toto ustanovení se jednak vztahuje na čl. 13 EGV a na čl. 14 EÚLP, ale také na čl. 11 Úmluvy o lidských právech a biomedicíně s ohledem na genetické dědictví. Především ustanovení o diskriminaci kvůli genetickým znakům zaslouží zvláštní pozornost s ohledem na ekonomické úvahy jako např. pojištění.66 Odst. 2 zakazuje jakoukoli diskriminaci na základě státní příslušnosti v oblasti použití smlouvy o založení Evropského společenství a Smlouvy o Evropské unii. Tato formulace odpovídá té, která měla původně platit pro celou Chartu základních práv, nyní má ale formulace podobu „při provádění práva Unie“. Zdánlivě zde bylo zavedeno omezení a uvedeny byly jenom tyto dvě smlouvy, pro které má tento zákaz diskriminace platit, ne ovšem pro celé právo Unie. Toto ustanovení odpovídá čl. 12 EGV. Bez újmy zvláštních ustanovení této smlouvy je v oblasti jejího použití jakákoli diskriminace z důvodů státní příslušnosti zakázána. Rada může na návrh Komise a po vyslechnutí shromáždění kvalifikovanou většinou vydat nařízení na zákaz takovýchto diskriminací. Platnost je přitom omezena jen „oblastí jejího použití“. Čl. 12 EGV se nepoužije na skutečnosti, které se odehrají výlučně uvnitř členské země, a které nemají nic do činění se skutečnostmi přizpůsobenými právu Evropské unie. Adresáty zákazu diskriminace jsou orgány Společenství a členských zemí, ale také všichni jednotlivci, společnosti a spolky v rámci jejich hospodářské činnosti jako jednotlivci nebo v rámci kolektivních opatření v oblasti práce a služeb. Zvýhodněni jsou pouze příslušníci členských zemí, neboť čl. 12 má zajistit „čtyři svobody“ v rámci společného trhu. Čl. 22 hovoří o tom, že Unie ctí mnohost kultur, náboženství a jazyků. Tato formulace byla do textu přijata teprve posledně, nezprostředkovává ale žádné další subjektivní nároky. 67 Ohledně ochrany práv menšin hovořil Vitorino jménem Komise o tom, že patří k obecným základním principům členských zemí, které jsou uváděny i v čl. 6 65 K dalším případům viz: Christine Stix-Hackl, Gleichbehandlung von Männern und Frauen: Umfang und (vorläufige) Grenzen, AnwBl 1998, 229. 66 Srov. Tetzlaff, Fleißige Sammlung. 67 Konvent 47, chartre 4470/00. 115 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 odst. 1 EGV a písemně vyjádřeny v různých mezinárodních dohodách. V této souvislosti ale také upozorňuje, že každá osoba, která se cítí být ve svých základních právech poškozena, se může obrátit na EGMR.68 Rovnost mezi mužem a ženou je upravena v čl. 23, přičemž ve větě 2 upozorňuje na to, že specifická zvýhodnění pro málo reprezentované pohlaví neodporuje základnímu principu, tzn. že pozitivní diskriminace je dovolena. I zde se to vztahuje na existující ustanovení čl. 2 a 3 odst. 2 EGV, který Společenství zavazuje k podpoře rovnosti mezi mužem a ženou, ale také na Evropskou sociální chartu, Chartu pracujících, na směrnice Rady k naplnění základního principu k rovnoprávnému postavení muže a ženy. Práva dítěte se vztahují především na ochranu a péči a blaho dítěte. Přitom se opírají o Úmluvu o právech dítěte, která byla podepsána 20. listopadu 1989 všemi členskými zeměmi. V čl. 25 o právech starších osob dbá Unie na právo starších osob na důstojný a nezávislý život. Formulace respektování práv má ale spíše programový charakter, než aby zakládala subjektivní práva.69 Čl. 26 se vztahuje na integraci osob se zdravotním s postižením. Přitom Unie „uznává a dbá“ nároku těchto osob na opatření k zohlednění jejich specifičnosti. Také tuto formulaci lze považovat spíše za programové prohlášení; subjektivní právo tím nemůže být založeno. F. Solidarita Hlava čtvrtá shrnuje pod názvem „Solidarita“ sociální, ale také hospodářská základní práva, nacházejí se v Evropské sociální chartě z 18. října 1961, v Chartě základních sociálních práv pracujících z 9. prosince 1989, stejně jako v mezinárodním paktu o hospodářských, sociálních a kulturních právech z 19. prosince 1966. Práva solidarity se zabývají především ochrannými právy pracujících, jak už jsou více či méně zakotvena v ochranných ustanoveních členských zemí pro pracující, a která byla nyní zapsána jako základní práva. Úprava těchto základních práv není příliš homogenní, zahrnuje jednak práva na svobodu, jako je právo na kolektivní vyjednávání podle čl. 28, sociálně právní nároky na ochranu, jako je ochrana před výpovědí podle čl. 30 a zákaz dětské práce, sociální společnická práva, jako právo na přístup k dávkám sociálního zabezpečení podle čl. 34, ale také průřezové oblasti jako ochrana životního prostředí v čl. 37 a ochrana spotřebitele v čl. 38. 68 ABl C 160E/132. 69 Wolfgang Wieshaider, Stellungnahmen von religiösen und weltanschaulichen Gemeinschaften zum Entwurf einer Grundrechtscharta der Europäischen Union, öarr 2001, 83. 116 International and Comparative Law Review No. 6/2002 Protože se tu jednak nejedná o klasická základní práva v běžném slova smyslu, která dávají jednotlivci ochranu před státem, na druhé straně ale základní práva Charty základních práv podle čl. 51 nezakládají žádnou novou příslušnost a úkoly, vyvstává otázka po možném naplnění těchto práv solidarity. Protože ESD nemůže dávat zákonodárci žádná nařízení, jedná se spíše o způsob určení státních cílů, resp. o „základní principy“, jak se nazývají v preambuli. Rozdělení základních práv sleduje starodávné schéma „Svoboda, rovnost, bratrství“ vztaženo na základní práva „solidarity“. Na začátku je výčet základních svobod. Čl. 27 upravuje právo na výuku a naslouchání zaměstnancům a zaměstnankyním v podniku a platí za předpokládanou podmínku v komunitárním právu a právních předpisech členských států. Obsahově se mj. jedná o směrnice Rady EU 98/59 o hromadném propouštění, 77/187 o přechodu podniku a 94/45 Evropské podnikové rady. Čl. 28 pojednává o právu na kolektivní vyjednávání a kolektivní opatření a byl uznán Evropským soudem pro lidská práva jako jedna ze součástí odborových společenstevních práv zakotvená v čl. 11 Evropské úmluvy o lidských právech. Čl. 29 chce umožnit každé osobě přístup k bezplatné zprostředkovací službě pracovních míst a vztahuje se na čl. 1 odst. 3 Evropské sociální charty, kde je pod titulem „právo na práci“ řečeno, že se zřizuje bezplatná zprostředkovací služba pracovních míst, a také na čl. 13 Charty Společenství o sociálních právech zaměstnanců. Další základní práva můžeme přiřadit k sociálně-právním ochranným nárokům. Čl. 30 poskytuje ochranu při neoprávněném propuštění a odvolává se na čl. 24 Revidované sociální charty a na směrnici 77/187 o zajištění nároků zaměstnance při přechodu podniku a na 80/987 o ochraně zaměstnance při platební neschopnosti zaměstnavatele. Čl. 31 obsahuje právo na zdravé, jisté a důstojné pracovní podmínky, na vymezení maximální pracovní doby, na pracovní klid a placenou dovolenou. Pracovní podmínky nutno rozumět ve smyslu čl. 140 EGV. Čl. 136 EGV k tomu vypočítává jejich cíle, totiž podporu zaměstnanosti a zlepšení životních či pracovních podmínek „a tím umožnit jejich přizpůsobení cestou pokroku“. Není zde ovšem řečeno, jak má být rozuměno konkrétním údajům ohledně pracovního klidu. Čl. 32 deklaruje zákaz práce dětí a chrání mladistvé na pracovišti. Článek se opírá o směrnici 94/33 Rady EU o ochraně práce mladistvých a o čl. 7 Evropské sociální charty a čísla 20 – 33 Charty Společenství o sociálních právech pracovníků. V čl. 7 nalezneme ale přesnější úpravu, např. nejnižší věk 15 let atd. 117 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 Odstavec 2 upravuje právo na ochranu před propuštěním z důvodu souvisejícího s mateřstvím, což se ovšem jen velmi těžko dokazuje v praxi, protože zde jsou spíše hledány jiné důvody. V Rakousku je toto právo silněji rozvinuto, protože zde existuje všeobecná ochrana před výpovědí. Dále je zde nárok na placenou mateřskou dovolenou po narození dítěte, ale není zde ale placená karenční lhůta. Přitom se pojmem mateřství rozumí časový úsek od zplození do odstavení kojení. Také toto ustanovení má svůj podklad v Evropské sociální chartě a ve směrnici 92/85 o provádění opatření o zlepšení bezpečnosti a ochrany zdraví těhotných a kojících zaměstnankyň a žen v šestinedělí na pracovišti, a ve směrnici 96/34 Rady EU k rámcovým dohodám UNICEF, CEEP a EGB uzavřeným ohledně rodičovské dovolené. Jejich předchůdci jsou také čl. 8 Evropské sociální charty a čl. 27 Revidované sociální charty, kde můžeme nalézt detailnější ustanovení, např. délku ochrany mateřství nejméně po 12 týdnů. V čl. 34, v sociálním právu, EU uznává a respektuje právo na přístup ke službám sociálního zabezpečení. Toto se týká mateřství, nemoci, pracovního úrazu, stáří a potřeby péče. Toto ustanovení se opírá o čl. 137 a 140 EGV a čl. 12 Evropské sociální charty. Je na něj Unií dbáno, pokud je činná v rámci své příslušnosti podle čl. 140. Tímto ustanovením nemají být ale zřizovány sociální služby, ale mají být zajištěny tam, kde již existují. Odst. 2 zajišťuje stejné služby osobám, které mění pobyt v rámci Unie, a odkazuje na čl. 13 odst. 4 Evropské sociální charty. Odst. 3 má bojovat proti „sociálním hranicím a chudobě“ a spočívá na čl. 137 odst. 2 EGV. Další ustanovení, ochrana zdraví v čl. 35, ochrana životního prostředí v čl. 37 a ochrana spotřebitele podle čl. 38 platí jako principy a úkoly jsoucí napříč právním spektrem jsou už zakotveny v právu Společenství a nyní se jen podrobněji provádějí. Ochrana zdraví je upravena v čl. 152 EGV. V podstatě existuje právo na přistup ke zdravotní a lékařské péči podle rozhodných skutečností a zvyků jednotlivých členských států. Další formulace „při stanovení a provádění veškeré politiky a opatření Společenství se zajišťuje vysoká úroveň ochrany zdraví“ odpovídá čl. 152 EGV. Ve vztahu k ochraně životního prostředí musí být v politice Unie zahrnuta a zajištěna vysoká úroveň ochrany životního prostředí podle zásady trvale udržitelného rozvoje. Čl. 174 EGV vypočítává cíle Unie, tedy udržování a ochranu životního prostředí, zlepšování jeho kvality, ochranu lidského zdraví, prozíravé a racionální využívání přírodních zdrojů a podpora opatření na mezinárodní úrovni ke zvládání regionálních a globálních problémů životního prostředí. „Vysoká úroveň ochrany spotřebitele“ v čl. 38 a čl. 153 EGV by měla být zajištěna příspěvkem na ochranu zdraví, bezpečnosti a ochranu hospodářských zájmů spotřebitelů a také podporou jejich práv na informace, výchovu, vzdělání a sdružení v této oblasti. A také čl. 36, přístup ke službám všeobecného hospodářského zájmu neodůvodňuje žádné nové právo, ale stanoví pouze zásadu, že Unie respektuje 118 International and Comparative Law Review No. 6/2002 přístup ke službám všeobecného hospodářského zájmu podle ustanovení jednotlivých členských států. Přitom je ale brán na zřetel čl. 16 a je respektováno, že zásady a podmínky pro funkci těchto služeb jsou vytvořeny tak, aby mohly plnit své úkoly. G. Občanská práva V kapitole V jsou upravena tzv. občanská práva, tedy práva, která přísluší pouze občanům Unie. Podle čl. 17 EGV je občanem Unie ten, kdo má státní občanství některého členského státu. Občanství Unie doplňuje státní občanství, ale nenahrazuje ho. Tato ustanovení, jako aktivní a pasivní volební právo pro volby do Evropského parlamentu a komunálních voleb podle čl. 39 a 40, petiční právo podle čl. 44, diplomatická a konzulární ochrana podle čl. 46 a také svoboda pohybu jsou již od Maastrichtské smlouvy součástí základních smluv Společenství. Aktivní a pasivní volební právo pro volby do Evropského parlamentu je již garantováno v čl. 19 odst. 2 EGV. Odst. 2 odpovídá čl. 190 EGV, který ovšem jen stanoví, že národní poslanci států sdružených ve Společenství jsou voleni ve všeobecných nepřímých volbách, zatímco čl. 39 mluví i o rovném a tajném hlasování. Aktivní a pasivní volební právo v komunálních volbách odpovídá čl. 19 odst. 1 EGV. A také právo na přístup k dokumentům zesiluje právo podle čl. 255 EGV, podle kterého každý občan Unie stejně jako fyzická a právnická osoba s bydlištěm nebo sídlem v členském státu Unie, má právo na přístup k dokumentům Evropského parlamentu, Rady a Komise. A také „občanský zmocněnec“, v Rakousku srovnatelný s lidovým zástupcem, který může být v případě nepřístojností při činnosti orgánů a institucí Společenství zmocněn občany Unie, se vrací zpět k čl. 21 a 195. Podle toho se může každý občan Unie obrátit na dosazeného občanského zmocněnce, má ale také petiční právo vůči Evropského parlamentu. Čl. 45 potvrzuje právo volně se pohybovat a zdržovat ve výsostných oblastech členských států, což je již garantováno článkem 18, ve kterém je řečeno, že každý občan Unie má právo se volně pohybovat a zdržovat ve výsostných oblastech členských států v rámci omezení a podmínek daných touto smlouvou a prováděcími předpisy. Čl 45 ovšem nevychází ze zásady, vztahovat se jen na občany Unie, ale poskytuje také občanům třetích zemí právo volného pobytu a pohybu. Přitom je ale odkazováno na čl. 62 odst. 1 a 3, podle kterých by během pěti let měla být přijata společná opatření. Diplomatická a konzulární ochrana, kterou požívá občan Unie ve třetích zemích, pokud tam jeho stát nemá žádné diplomatické zastoupení, odpovídá čl. 20 EGV. 119 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 „Novým“ je v tomto kontextu právo na dobrou správu, také jediný článek, který má více než 3 odstavce. Tato zásada se vyvinula v judikatuře Evropského soudního dvora, např. v případu Burban.70 V rozsudku je řečeno, že „ani povinnost péče ani zásada řádné správy nejsou opřeny o právní prostředky“ a nemohou být změněny v závazky, které vytvořil zákonodárce Společenství jako pouhé zmocnění pro kontrolní výbor. Čl. 41 odst. 2 obsahuje mj. právo být slyšen, čl. 3 odpovídá čl. 288 EGV. Právo na účinnou právní pomoc, které v této souvislosti hraje důležitou úlohu, je zajištěno článkem 47. H. Práva v oblasti soudnictví V VII. kapitole jsou uvedena práva v oblasti justice, která jsou již uznávána Evropskou úmluvou o lidských právech. Již zmíněné právo na účinnou právní pomoc se opírá o čl. 13 Úmluvy. Ovšem v právu Společenství je poskytována obsáhlejší ochrana, protože je toto právo garantováno před soudem a nejen před „vnitrostátní instancí“. Tuto zásadu stanovil Evropský soudní dvůr již v roce 1987 v případu Johnston.71 Zásada účinné soudní ochrany práv, stanovená v čl. 6 směrnice 76/207, která je základem ústavních tradic členských států zakotvena v čl. 6 Úmluvy, je postavena proti této úpravě. Potvrzení národního úřadu, kterým se zjišťují předpoklady pro výjimku ze zásady rovného zacházení s muži a ženami z důvodu ochrany veřejné bezpečnosti, má účinky nevyvratitelného důkazu a je mu přičítán následek vyloučení jakéhokoliv soudního přezkumu. Podle pojetí Evropského soudního dvora platí tato zásada také tehdy, pokud členské státy používají komunitární právo. Tato zásada je ale používána pouze v řízeních předvídanými smlouvami a nemění žádný existující systém opravných prostředků. Odst. 2 obsahuje právo na nezávislý a nestranný soud a na spravedlivé řízení a odpovídá čl. 6 Evropské úmluvy o lidských právech. V právu Společenství platí právo na soudní projednání věci nejen v souvislosti s občanskoprávními nároky a závazky. Toto spočívá také ve skutečnosti, že Společenství je společenstvím právním, jak stanovil Evropský soudní dvůr v judikátu Les Verts.72 Odst. 3 upravuje pomoc při procesních nákladech pro osoby, které nedisponují dostačujícími prostředky, což již bylo vysloveno v jednom rozsudku z roku 1979. 70 Rozhodnutí ESD C-255/90. 71 Rozhodnutí ESD 222/84. 72 Rozhodnutí ESD 194/83. 120 International and Comparative Law Review No. 6/2002 Také presumpce neviny a práva na obhajobu odpovídají čl. 6 Úmluvy, kdy je osoba považována za nevinnou od zákonného dokazování do formálně podle práva podaného důkazu. Práva na obhajobu jsou v čl. odst. 3 přesně uvedena a mají stejný dosah. Čl. 49 upravuje klasickou zásadu zákazu retroaktivity zákonů a trestů v trestních věcech, ovšem čl. 7 odst. 2 Úmluvy konstituuje výjimku z této zásady, podle které je trest přesto možný, pokud jednání v době jeho spáchání bylo trestné podle 72 Evr. soud Rs 194/83 „všeobecných, veškerým národem uznaných zásad“, škrtnuto bylo pouze slovo „civilizovaný“ Tato ustanovení předkládají ovšem problémy, např. zda je Německo akceptovalo pouze s výhradou. Čl. 50 opět normuje klasickou zásadu „ne bis in idem“, která již byla v komunitárním právu potvrzena četnými rozsudky. Tato zásada nachází použití v soudnictví mnoha členských států, což bylo stanoveno v několika ustanoveních, např. v čl. 54–58 Schengenských prováděcích dohod a také v čl. 10 dohody o boji proti úplatkům. Čl.10 říká, že členské státy používají princip „ne bis in idem“ ve svém vnitrostátním trestním právu, což má za následek, že kdo byl v jednom členském státě pravomocně odsouzen, nemůže být v jiném členském státě kvůli stejnému činu stíhán, pokud byla nebo se vykonává sankce nebo podle práva odsuzujícího státu již nemůže být vykonána. VIII. Omezení základních práv Ve většině evropských ústav, také v rakouské, jsou u jednotlivých základních práv uvedena jejich specifická omezení, jako např. formální či materiální zákonná výhrada. Nicméně zde bylo rozhodnuto ve prospěch jiné varianty, v čl. 52 byl formulován „dosah garantovaných práv“, který platí stejně pro všechna základní práva Charty. Věta první nejspíše odpovídá známé formální výhradě zákona, když říká „každé omezení musí být předvídáno zákonem“. Další omezení, na které je nutno dbát, „podstatného obsahu“ práv, odpovídá tzv. záruce podstatného obsahu, která musí být respektována. Omezení mohou být provedena pouze tehdy, pokud „je zajištěna zásada přiměřenosti“, jedna formulace je známa také rakouskému právnímu řádu „pokud jsou omezení nezbytná a odpovídají Unií uznanému požadavku obecného blaha a ochrany práv“. Přitom se na jedné straně jedná o materiální výhradu zákona, na straně druhé o judikaturu Evropského soudního dvora, který v tomto kontextu povolí omezení, pokud „skutečně odpovídají cílům sloužícím k obecnému blahu Společenství, nejsou nepřiměřená vzhledem ke 121 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 sledovanému účelu a nepředstavují neúnosný zásah, který se dotýká podstatného obsahu práv“.73 Materiální výhrada zákona nezahrnuje pouze obecné blaho Unie, ale také další zájmy, které jsou chráněny čl. 30 a 39 odst. 3 EGV. Práva Charty, která jsou již zdůvodněna v základních smlouvách ES nebo ve smlouvě o EU, jsou podle odst. 2 vázány na podmínky a hranice v nich stanovené, jako např. občanská práva. Tímto se ale nic nemění na existujícím právním stavu. Čl. 3 odkazuje na Úmluvu, kdy práva Charty, která odpovídají Úmluvě, mají stejný význam a rozsah. Ovšem právům Charty může být poskytnuta další ochrana. „Význam a dosah“ určují judikatura Evropského soudu pro lidská práva a Evropský soudní dvůr. Otevřena zůstává otázka jejich vzájemné eventuální souhry nebo odlišného vnímání obou soudů. Čl. 53 obsahuje něco na způsob zákazu zhoršení věci, ochranná sféra sahá do té míry, že žádné ustanovení Charty nemůže být vykládáno jako omezení, zmíněna jsou právo Unie, mezinárodní právo, mezinárodní úmluvy a také ústavy členských států. IX. Oblast platnosti Podle čl. 51 je dáno použití pro všechny orgány a instituce Unie, ale při dodržení subsidiárních principů. Toto ustanovení opakuje čl. 5 EGV, ve kterém je řečeno, že Společenství vykonává „jemu přiznaná oprávnění a stanovené cíle pouze v rámci hranic této smlouvy“. Dále Charta nezdůvodňuje a nemění ani nové pravomoce ani nové úkoly. Toto je zdůrazňováno proto, že zde panovala obava před možným rozšířením kompetencí v oblasti základních práv. Dále platí Charta také pro členské státy, ovšem při provádění práva Unie, jak pro centrální úředníky, tak pro regionální a lokální místa. Toto potvrdil Evropský soudní dvůr ve více rozhodnutích. Původní formulace „v oblasti používání práva Unie“ v dřívějším vydání Charty74 byla změněna na „při provádění práva Společenství“. V zásadě zde uvedená základní práva s výjimkou práv občanských v kapitole V platí pro všechny. Pouze některá hospodářská základní práva, jako svoboda podnikání, jsou již chráněna základními svobodami a platí jen pro občany Unie. 73 Rozhodnutí ESD C-292/97. 74 Konvent 34 ze dne 16. 5. 2000. 122 International and Comparative Law Review No. 6/2002 X. Právní charakter Charty a výhled do budoucna Prezentace nové Charty základních práv se stala formou slavnostního prohlášení bez právní závaznosti, tedy bez zřetele na čl. 6 odst. Smlouvy o EU nebo na přijaté smlouvy. Toto vedlo k rozporům ve výkladu. Proto je tato forma vyhlášení nazývána metodou „jakoby“ kodifikace, co se týče základních práv, která jsou v Chartě obsažena, jiný konsensus by zřejmě nebyl možný.75 Budoucnost Charty základních práv by měla být podle prohlášení Evropské rady z Nice o budoucnosti EU probírána v rámci široce pojaté diskuse. K tomuto se Evropská rada rozhodla v Laekenu v prosinci 2001 svolat Konvent. Na „cestě k ústavě pro evropské občany“ se přemýšlí o tom, které by měly být zřejmé klíčové oblasti takové ústavy a zda by měla být Charta základních práv přijata formou smlouvy a zda by Evropská společenství měla přistoupit k Úmluvě o základních lidských právech. K tomu zřídila Evropská rada Konvent. K němu náleží vedle předsedy Giscarda d’Estainga a jeho obou zástupců, Amata a Dehaneho, 15 zástupců, hlav států nebo šéfů vlád členských států, 30 členů národních parlamentů, 16 členů Evropského parlamentu a 2 zástupci Komise, ale také zástupci kandidátských zemí. Zahajovací zasedání se konalo 1. března 2002. Diskusní a pracovní skupiny by měly vést k přijetí závěrečného dokumentu, který by měl obsahovat různé možnosti nebo doporučení.76 Do jaké míry tento konvent povede nebo může vést k implementaci Charty základních práv, je stále otevřené. Jak má ale do té doby s Chartou zacházet, když byla sice slavnostně vyhlášena a také by měla platit pro všechny občany Unie, ale není proveditelná? Je navrhováno, že může být „interpretačním pomocníkem“ Evropského soudního dvora.77 Skutečně se tohoto tématu chopil Evropský soudní dvůr, resp. generální advokát Léger již 10. července 2001 ve svém závěrečném návrhu Evropské radě vůči Heidi Hautalovi. Hautalovi, členu Evropského parlamentu, byl odepřen přístup ke zprávě pracovní skupiny o „vývozu konvenčních zbraní“. Pokud jde o právo na přístup k dokumentům podle čl. 42, Léger říká, že sice nemůže být ignorována výslovná vůle zákonodárce Charty základních práv, ale tato není vybavena právní závazností. Přesto ji ale nelze považovat za „pouhý výčet čistě morálních zásad bez právních následků“. 75 Srov. Albrecht Weber, Die Zukunft der Grundrechtscharta, Stefan Griller, Die EU nach Nizza,Vídeň 2001, 292. 76 Prohlášení z Laekenu o Budoucnosti Evr. Unie z 15/12/2001. 77 Srov. Manfred Zuleeg, Zum Verhältnis nationaler und europäischer Grundrechte, EuGRZ 2000, 514. 123 Mezinárodní a srovnávací právní revue číslo 6/2002 „Aniž by sama o sobě odůvodňovala pozitivní právo, propůjčuje čl. 42 tomuto právu určitou kvalitu, podle které je veden jeho výklad“. Z rozhodnutí učinit z práva základní právo vyplývá nutnost dalšího výkladu pověřenými úředníky. Z tohoto závěrečného návrhu je možné rozeznat, že si Evropský soudní dvůr bere na starost základní práva Charty a ujímá se úkolu je dále rozvíjet. Stejně jak můžeme sledovat vznik základních práv na základě judikatury Evropského soudního dvora, tak se zřejmě také stane s Chartou základních práv. A stejně tak také zde platí slova soudce Hughese: „Jsme podřízeni ústavě, ale ústavou je to, co řekne soud“. 124