Nr. 15/19 - Collegium Carolinum

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Nr. 15/19 - Collegium Carolinum
Allegorien des Politischen. Zeitgeschichtliche Implikationen des
tschechischen historischen Dramas, 1810-1935 1
1.
Kurzcharakterisierung
Die Habilitationsarbeit untersucht in einem diachronen Überblick, wie sich der politischideologische Gehalt in den historischen Dramen der tschechischen Literatur zwischen 1810
und 1935 – vom Beginn der Dramatik des obrození bis zu den Milleniumsfeiern des Václav/Wenzel-Jubiläums vor dem Zweiten Weltkrieg – gewandelt hat. Für die Gattung des
historischen Dramas kann gelten, dass die politische bzw. ideologische Funktion in der Regel
über die anderen Funktionen des Sprachkunstwerks dominiert. Leitidee der Untersuchung
ist, dass den historischen Dramen eine allegorische Struktur zugrunde liegt, die über bloße
„Geschichtsdeutung“ 2 hinausgeht: Neben der Darstellung historischer oder pseudohistorischer Ereignisse haben die tschechischen Dramen einen allegorischen Bezug auf politische
Fragen ihrer Entstehungszeit. Die Analyse von ca. 50 Dramen aus dem Zeitraum von 125
Jahren zeichnet nach, wie sich der zeitaktuelle politische Gehalt der Dramen geändert hat
und auf welche Weise die zeitgleich erfolgenden Ereignisse bzw. Veränderungen (Erstarken
der Nationalbewegung, Revolution von 1848, Beginn des Parlamentarismus, ÖsterreichischUngarischer Ausgleich, Nationalitätenkonflikt, Erster Weltkrieg und Zerfall der Monarchie,
tschechoslowakische Eigenstaatlichkeit) reflektiert werden.
2. Differenzierung zu Theaterwissenschaft und Theatergeschichte
Vor der Verbreitung der technischen Medien war das Theater, für das die historischen Dramen ja konzipiert waren, die wichtigste Institution für die Formierung von Öffentlichkeit; es
erreichte breitere Gesellschaftsschichten und behandelte oft andere Themen als die traditionellen Printmedien. Die Dissemination von Geschichtsbildern wie auch die Reaktualisierung der Geschichte in der damaligen Gegenwart konnten von der Gattung des historischen Dramas ideal umgesetzt werden.
1 Die Recherchearbeiten für dieses Habiliationsprojekt wurden sehr großzügig durch ein MOEL-plus-Stipendium
der Österreichischen Forschungsgemeinschaft unterstützt.
2 Vgl. Elfriede Niebuhr: „Einleitung“, in dies. (Hg.): Geschichtsdrama, Darmstadt: Wiss. Buchges. 1980, 3-39,
hier 3f.
1
15. Münchner Bohemisten-Treffen, 4. März 2011 — Exposé Nr. 19
Habilitationsprojekt
Dr. Peter Deutschmann
Institut für Slawistik, Karl-Franzens-Universität Graz
geplanter Abschluss: Herbst 2011
Die tschechische Nationaltheaterbewegung, deren Vorboten ins späte 18. Jahrhundert
zurückreichen 3 und die noch vor 1848 Gestalt annahm, aber im europäischen Vergleich erst
relativ spät mit der Eröffnung des Národní divadlo 1881 bzw. 1883 ihr Ziel erreichte, ist in
ihrer Relevanz für die Konsolidierung der tschechischen Nation schon vielfach beschrieben
worden. Pavla Buzková schreibt 1932 davon, dass das tschechische Drama eng mit dem
Schicksal der „wiedergeborenen“ Nation verbunden sei und aufgrund seines „blutigen
Ernstes“ Anklänge an die griechische Schicksalstragödie der Antike erkennen ließe. 4
Während die theatergeschichtlichen Aspekte schon in enzyklopädischer Breite untersucht worden sind – die vierbändige Darstellung der Dějiny českého divadla (1968-1983) ist
trotz ihrer ideologischen Imprägnierung nach wie vor ein unverzichtbares Standardwerk – ,
gibt es bislang keine vergleichbare jüngere Untersuchung, die eine Geschichte der Gattung
Drama oder der Subgattung historisches Drama in der tschechischen Literatur beschreibt.
Das Drama, das bevorzugt Stoffe aus der eigenen Geschichte behandelt, galt – zumindest im
19. Jahrhundert – als prestigereiches Genre im kulturellen Wettbewerb der Nationen. Es
stand in der Hierarchie der Gattungen weit oben – davon zeugen so unterschiedliche kunstbzw. literaturtheoretische Schriften wie etwa Hegels Vorlesungen zur Ästhetik und Josef
Jungmanns Slovesnost sowie der von Ferdinand Fingerhut (Náprstek) ausgelobte Preis für
die Schaffung eines Dramas mit Stoff aus der slawischen Geschichte, der in den späten
1850er Jahren die tschechische Dramatik auf ein internationales Niveau heben sollte. 5 Um
die kulturpolitische Wichtigkeit dieser Gattung pointiert hervorzuheben: Wenn das Národní
Divadlo als die nötige „Hardware“ für die tschechische Kultur angesehen werden kann, so ist
das historische Drama die entsprechende „Software“ – eine Art nationalpolitisches „Programm“. Entsprechend wurden zur Eröffnung des Národní divadlo 1881 sowie auch zur
Eröffnung des Prozatimní divadlo, das gleichsam die Ensembles wie auch die Öffentlichkeit
auf das Nationaltheater vorbereiten sollte, historische Dramen aufgeführt. 6 Allerdings zeigt
der Rückblick auf die Theatergeschichte, dass historische Dramen nur in Ausnahmefällen
größere Popularität beim Publikum genossen. 7
3 Prokop Šedivý fügte seiner Übersetzung von Schillers Vortrag „Die Schaubühne als eine moralische Anstalt
betrachtet“ die Bemerkung hinzu: „Wenn wir endlich ein festes tschechisches Theater hätten, dann wären wird
auch ein Volk“ – vgl. Jan Císař: Přehled dějin českého divadla I. Od počátků do roku 1862, Praha: Akadémie
múzických umění v Praze, 32f.
4 Vgl. Pavla Buzková: České drama, Praha: Melantrich 1932, 27. – Die dem tschechischen Theater zugemessene
Bedeutung erkennt man auch an der großen theaterwissenschaftlichen Tradition, die sogar den Wechsel der
politischen Regimes im 20. Jahrhundert einigermaßen gut überstanden hat.
5 Vgl. Zprávy soudců o dramatech z dějin slovanských, ježto k dosažení premie, Pražským měšt'anem, panem
Ferdinandem Fingerhutem ustanovené, v letech 1859 a 1860 byly zaslány, Praha: Řivnáč 1860.
6 Vítezslavs Hálek Král Vukašín eröffnete 1862 das Prozatimní divadlo, Václav Vlčeks Lipany 1881 das Národní
divadlo. Freilich ist das Drama Vlčeks weniger prominent als Smetanas Oper Libuše, die als zentrales Eröffnungswerk in Auftrag gegeben wurde.
7 Der tschechische Theaterhistoriker František Černý erklärt diesen Umstand damit, dass die gravitätischen Konnotationen der großen Tragödie nicht dem eher komödiantischen tschechischen Nationalcharakter entsprächen –
František Černý: »Znovu o specifikách českého dramatu«, in: Eva Šormová, Michaela Kuklová (Hg.), Miscellanea
theatralia, Praha: Divadelní ústav 2005.
2
3. Zeitbezüge im historischen Drama
Der doppelte Zeitbezug des historischen Dramas lässt sich mit dem für diese Arbeit geprägten Begriffspaar „Repräsentation“ und „Depräsentation“ gut erfassen. Der dramatische Text
holt einerseits Ereignisse der Vergangenheit in die jeweilige Gegenwart der Produktion/Rezeption („Repräsentation“), andererseits wird die Auswahl von Stoffen und ihre dramatische
Gestaltung von Ereignissen der Gegenwart mitbestimmt, gegenwärtig Aktuelles wird in die
Vergangenheit projiziert, was metaphorisch als „Depräsentation“ bezeichnet werden kann.
Für diesen doppelten Zeitbezug, der beim historischen Drama besonders auffällig ist, 8 aber
auch für die Geschichtsschreibung generell angesetzt werden kann (insofern die historiographische Darstellung der Vergangenheit von aktuellen Interessen geleitet wird), hat es
schon verschiedene Charakterisierungen gegeben: Walter Benjamin spricht vom „Tigersprung in die Vergangenheit“ 9, die Systemtheorie oder die kulturwissenschaftliche Gedächtnisforschung akzentuieren gleichermaßen das Primat der Aktualität für die Rekonstruktion
der Vergangenheit. 10
Obschon den historischen Dramen in der Regel Geschichtsdarstellungen zugrunde liegen
(bevorzugt etwa die Dalimil-Chronik oder die Chronik des Václav Hájek z Libočan, später Palackýs Geschichte der Böhmischen Länder), wird in der Untersuchung jedoch von einem detaillierten Vergleich zwischen dem Referenzwerk und dem historischen Drama abgesehen, da
die ideologische Tendenz des Dramas auch ohne einen solchen Vergleich (der überdies die
Menge an Primärtexten irritierend vergrößern würde) klar bestimmt werden kann. Stattdessen wird der Dramentext als doppelt hybrider Text betrachtet. Hybrid ist nicht allein die Verquickung von Vergangenheit und Gegenwart, sondern auch Zwischenstellung von dramatischem Pseudo-„Ereignis“ und textlicher Repräsentation. Der Dramatiker bringt ja gewissermaßen mit seinem Schreiben eine (pseudo-)historische Welt hervor, in der bestimmte
Ereignisse passieren. Zugleich aber sind die dramatischen Ereignisse Texte, also nicht historische res gestae. Die Analyse des Dramentextes erfolgt anhand der von Hayden White in
Metahistory beschriebenen Strata Ereignisse – Chronik – Fabel – Erklärung, wobei in den
Text der Untersuchung nur die „Fabel“ (qua knapper Nacherzählung der Dramenhandlung)
und „Erklärung“ eingehen. Die „Erklärung“ liefert dabei die wichtigsten Anhaltspunkte für
die in den Dramen eingeschlossenen politischen Ideen der Dramatiker.
8 Vgl. Herbert Lindenberger: Historical Drama. The Relation of Literature and Reality, Chicago, London: Chicago UP 1975, 5.
9 Walter Benjamin: »Über den Begriff der Geschichte«, in ders.: Illuminationen. Ausgewählte Schriften, Frankfurt/M.: Suhrkamp 1977, 251-261, hier 259.
10 Vgl. Jan Assmann: Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen
Hochkulturen, München: Beck 1992, 41f; Niklas Luhmann: Einführung in die Systemtheorie, Heidelberg: Auer
2009, 102.
3
4. Analysefokus und Korpus
Die Analyse der historischen Dramen erfolgt auf deren Textausgabe und nicht auf der Basis
von Theateraufführungen, die ja wiederum ein plurimedialer anderer Text sind. Im Unterschied zu Inszenierungen können Dramentexte einfach tradiert, gelesen und auf ihre politischen Implikationen analysiert werden. Drameninszenierungen und deren Rezeption durch
Publikum, Kritiker etc. liefern allenfalls Hintergrundinformationen für die Untersuchung.
Entsprechend liegt der Fokus auch nicht auf der tatsächlich erfolgten Kommunikation Autor
– Publikum, sondern auf einer Bestimmung der ideologischen Mitteilungsabsichten, die
durch die Analyse der Mitteilung (des Dramentextes) gewonnen wird. Niemals aufgeführte
historische Dramen, die nur in Bibliotheken gesammelt und in biobibliographischen Lexika
verzeichnet sind, werden gleich sorgfältig auf die in ihnen implizierten politischen Ideen
untersucht wie erfolgreiche Bühnenstücke (etwa die Dramen von Josef Kajetán Tyl, Ladislav
Stroupežnický, Jaroslav Hilbert u.a.). Bei der Zusammenstellung des Korpus galt das Prinzip
einer Streuung: nicht allein bekannte Autoren oder Stücke, nicht sämtliche historische Dramen eines Autors oder einer Epoche, 11 die historischen Stoffe sollen ebenfalls unterschiedlich
sein, wobei keine strikte Trennung zwischen historischen und pseudohistorischen Bezügen
gemacht wird. So können Dramen, die Stoffe aus den berühmten gefälschten Handschriften
aufgreifen, sowie Dramen, die fiktive Personen in einer präzise gezeichneten historischen Situation zeigen, genauso berücksichtigt werden. Auch in diesen ist ja eine politischideologische Aussage zu erkennen, vielleicht sogar deutlicher, weil die Autoren weniger
Rücksicht auf historisch beglaubigte und dem Publikum bekannte Handlungsentwicklungen
nehmen mussten.
Štěpánek, Jan Nepomuk: Břetislav První, Český Achylles, aneb: Vítězství u Domažlic. Vlastenská původní
činohra z jedenáctého století v petí jednáních [publ. 1813, UA 1812]. Praha: Jeřábek 1813.
(2) Linda, Josef: Jaroslav Šternberk v boji proti Tatarům [publ.1823]. Praha: Janský 1926.
(3) Klicpera, Václav Kliment: Soběslav, selský kníže [ents. 1824, publ. 1826, UA 1839]. Spisy Václava Klimenta
Klicpery. Díl prvý. Praha: Kober 1862, 59-205.
(4) Hněvkovský, Šebestián: Jaromír. Smutnohra v pateru jednání [publ. 1835]. Praha: Nejedlý 1835.
(5) Vojáček, Václav: Ludmila. Drama v třech dějstvích. [publ. 1843]. Praha: Pospíšil 1843.
(6) Macháček, Simeon Karel: Záviš Vítkovic, pán z Růže anebo Pokuta za zradu [publ. 1846, UA 1847]. Spisy
S.K. Macháčka. Svazek první. Praha: Kober 1883, 1-110 (=Národní bibliotéka. 76.)
(7) Kolár, Josef Jiří: Monika. Tragédie ve třech jednáních [entst. 1846, publ. 1847, UA 1848]. Praha: Pospíšil
1847.
(8) Tyl, Josef Kajetán: Čestmír [publ. 1838, UA 1835]. Spisy Josefa Kajetána Tyla. Svazek 17. První dramata.
Hrsg. v. Vladimír Štěpánek. Praha 1957, 107-240.
(9) Tyl, Josef Kajetán: Kutnohorští havíři [entst. 1847, publ. 1848, UA 24.4.1848]. Spisy Josefa Kajetána Tyla.
Svazek 20. Historická dramata. Praha 1954, 7-95.
(10) Mikovec, František Břetislav: Záhuba rodu Přemyslovského. Tragédie ve čtyřech jednáních [publ. 1851, UA
09.01.1848]. Praha: Kober 189? [nicht gen. bek.]
(11) Tyl, Josef Kajetán: Jan Hus [entst. 1848, publ. 1849, UA 26.12.1848]. Spisy Josefa Kajetána Tyla. Svazek
20. Historická dramata. Praha 1954, 97-211.
(1)
11 Barbara Topolová: České obrozenecké a poobrozenecké drama, Diss. Praha: Karlova univerzita, Katedra divadelní vědy 1996.
4
(12) Tyl, Josef Kajetán: Krvavé křtiny aneb Drahomíra a její synové [entst. Jan. 1849, publ. 1868, UA
11.02.1849]. Spisy Josefa Kajetána Tyla. Svazek 20. Historická dramata. Praha 1954, 213-295.
(13) Jeřábek, František Venceslav: Hána, aneb Smíření Přemyslovců s Vršovci. Dramatická báseň ve čtveru
dejství s předehrou. [UA 1858, publ. 1928] Dramatické spisy Fr. V. Jeřabka I. Praha: Jeřabkovo družstvo
1928.
(14) Hálek, Vítězslav: Záviš z Falkenštejna. Tragédie v pěti jednáních [publ. 1861, UA 1860].Spisy Vítězslav
Hálka VII. Dramata I (z let 1859-1861). Praha: Borová 1925, 99-229.
(15) Hálek, Vítězslav: Král Vukašín. Tragédie v pěti jednáních [publ. 1881, UA 1862].Spisy Vítězslav Hálka VIII.
Dramata II (z let 1862-1874). Praha: Borová 1925, 145-280.
(16) Hálek, Vítězslav: Sergius Catilina. Tragédie v pěti jednáních [publ. 1881, UA 1863].Spisy Vítězslav Hálka
VIII. Dramata II (z let 1862-1874). Praha: Borová 1925, 9-141.
(17) Dvorský, Jan: Drahomíra. Dramatický obraz z českých dějin v třech jednáních [entst. 1859, publ. 1863].
Praha: Bellmann 1863.
(18) Frič, Josef Václav: Svatopluk a Rastislav. Truchlohra v pateru dějstvích z dějin moravských. [UA 1858, publ.
1879]. Praha: Eigenverl. 1879.
(19) Frič, Josef Václav: Ivan Mazepa. Tragédie v 5 dějstvích [publ. 1865, UA 1874]. Praha: Eigenverl. 1865.
(20) Bozděch, Emanuel: Baron Goertz. Truchlohra v pětí dějstvích [publ. 1871, UA 1868]. Praha: Nákl.
knihkupectví dra. Grégra & F. Dattla 1871.
(21) Zákrejs, František: Král svého lidu. Truchlohra v pěti dějstvích [publ. 1879]. Praha: Vlastní nakl. bei Kober
1879.
(22) Vlček, Václav: Lipany. Truchlohra v pětí jednáních [UA 12.06.1881, publ. 1881] Praha: Vlastní nakl. 1881.
(23) Kolár, Josef Jiří: Primátor. Historické drama ve 4 jednáních. [publ. 1883, UA 06.01.1883]. Praha: Nákl.
redakce »Divadelních listů« 1883 (=Divadelní Svět. 6.)
(24) Vrchlický, Jaroslav: Drahomíra. Tragedie v pěti jednáních. České trilogie část prvá. [publ. 1883, UA 1882].
Jaroslav Vrchlický: Soubor dramatických spisů. Sv. 1. Praha: Rodina 1931, 7-103.
(25) Vrchlický, Jaroslav: Bratří. Historické drama o pěti jednáních. České trilogie část druhá. [publ. 1889, UA
22.04.1889]. Jaroslav Vrchlický: Soubor dramatických spisů. Sv. 1. Praha: Rodina 1931, 105-257.
(26) Vrchlický, Jaroslav: Knížata. Historické drama o šesti jednáních. České trilogie část třetí [entst. Jänner
1903, publ. 1903, UA 29.10.1903]. Jaroslav Vrchlický: Soubor dramatických spisů. Sv. 1. Praha: Rodina
1931, 259-396.
(27) Vrchlický, Jaroslav: Noc na Karlštejne. Veselohra o 3 jednáních. [publ. 1884, UA 23.05.1884] Jaroslav
Vrchlický: Soubor dramatických spisů. Sv. 3. České hry. Praha: Rodina 1931, 41-140.
(28) Durych, Venčeslav: Jiřík z Poděbrad. Historické dráma v pěti jednáních. [publ. 1884], Kolín: Eigenverl. 1884.
(29) Stroupežnický, Ladislav: Pani mincmistrová. Aktovka [UA 1885]. Ladislav Stroupežnický: Mikuláš Dačický z
Heslova. (Zvíkovský rarášek; Paní mincmistrová) Praha 1942, 61-146.
(30) Schubert, František Adolf: Jan Výrava. Drama o pěti dejstvích [publ. 1886, UA 1888]. Praha: Šimáček 1886.
(31) Zeyer, Julius: Neklan. Tragedie o pěti jednáních [publ. 1893, UA 1896]. Spisy Julia Zeyera. Svazek XXVII.
Dramatická díla. Díl III. Praha: Česká grafická unie 1947, 1-151.
(32) Zeyer, Julius: Doňa Šanca. Tragedie o čtyřech jednáních [entst. 1889, UA 1890 (Laien) bzw. 1897, publ.
1889]. Spisy Julia Zeyera. Svazek 23. Dramatická díla I. Praha: Unie 1907, 1-83.
(33) Jirásek, Alois: Emigrant. Drama o čtyřech jednáních. [entst. 1895-96, publ. 1898, UA 1898] A. Jiráska
Sebrané spisy XXXV. Praha: Otto 1922, 5-83.
(34) Jirásek, Alois: Jan Žižka. Historická hra o pĕti jednáních [entst. 1903, publ. 1903, UA 04.07.1903]. Praha:
Otto 1922, 83-188.
(35) Čech, Svatopluk: Roháč na Sioně. Dramatická báseň [fragm.]. [entst. 1897-98]. Praha: Československý
spisovatel 1951.
(36) Hilbert, Jaroslav: Falkenštejn. Hra o pěti dějstvích [publ. 1903, UA 1903]. Praha: Bursík & Kohout.
(37) Hilbert, Jaroslav: Česká komedie. Válečná episoda z roku 1866 o jednom dějství. [publ. 1909, UA 1909].
Praha: Bursík & Kohout 1907.
2
(38) Dyk, Viktor: Posel. Drama o třech dějstvích [publ. 1907, UA 1907]. Praha: Rosendorf 1922.
(39) Dyk, Viktor: Revoluční trilogie 1907-1909: Ranní ropucha [UA 1908], Figaro [UA 1917], Poražení [auch
2
Přemožení UA 1911], UA der Trilogie im Gesamten 1917, publ. 1921] Praha: Rosendorf 1921.
(40) Kolman, Karel: Zimní král: Historická hra – Tři jednání. [publ. 1909, UA 1909] Praha: Pelcl 1909.
(41) Dvořák, Arnošt: Král Václav IV. Drama o pěti dějstvích [publ. 1910, UA 1911]. Praha: Nová edice 1910.
(42) Dvořák, Arnošt: Husité. Tragedie národa o pěti dejstvích. [publ. 1919, UA 1919]. Praha: Politika 1919.
(43) Langer, František: Svatý Václav. Tragédie v třech dějstvích. [publ. 1912, UA 1912]. Spisy Františka Langera.
Svazek 6. Hry 1. Praha: Divadelní ústav 2000, 5-106.
(44) Karásek ze Lvovic, Jiří: Král Rudolf. Drama. [publ. 1915, UA 1918]. Praha: Thyrsus 1916?.
(45) Fischer, Otokar: Přemyslovci. Hra o pěti dějstvích [publ. 1918, UA 1918] Praha: Otto 1919.
5
(46) Mahen, Jiří: Mrtvé moře. Hra o čtyřech dějstvích [publ. 1918, UA 1918]. Dilo Jiřího Mahena 1. Divadelní hry.
Janošík. Mrtvé moře. Praha: Československý spisovatel 1953, 115-188.
(47) Zavřel, František: Boleslav Ukrutný. Tragoedie o třech dějstvích [publ. 1919, UA 1919] Praha Minařík 1919.
(48) Durych, Jaroslav: Svatý Václav. Kvas na Boleslavi. Hra o třech dějstvích. [publ. 1924, UA 1924, unter dem
Titel Kvas na Boleslavi 1929 erneut publ. u. aufgef.]. Praha: Kunciř 1925.
(49) Gabriela Preissová: Svatý Václav. Hra o pěti dějstvích. [publ. 1929, UA 1929] Praha: Otto 1929.
(50) Lom, Stanislav: Svatý Václav. Tragická hra z českých dějin. Praha 1929 [publ. 1929, UA 1929] zweite,
veränderte Aufl. 1935, UA 1935] Praha: Mazáč 1935.
5. Skizzierung der Ergebnisse
Der Umfang des Korpus und das Ziel einer synoptischen Sicht auf politische Implikationen
und Tendenzen machen einen gliedernden Überblick erforderlich. Dieser kann am ehesten
anhand eines Stoffes gewonnen werden, der im untersuchten Zeitraum immer wieder
behandelt wurde. Anhand von sieben Dramen um den Hl. Wenzel/Sv. Václav, den böhmi schen Nationalpatron, 12 wird deutlich, dass die Dramen, die vor 1918 entstanden sind, die
christliche Ethik Václavs als politisches Modell in Zweifel ziehen, während die Stücke nach
1918 Václav als positives Ideal darstellen, das nur wegen sehr negativ gezeichneter Antago nisten scheitert.
Die Václav-Thematik schließt an die Dramen des obrození an, in denen jene Themen komplexe tangiert werden, die auch in der Folgezeit die Dramatiker immer wieder beschäf tigen. Das Problem der nationalen Einigkeit der Tschechen und die Frage, welche Politik eine
solche Einigkeit und Stärke gegenüber einer Bedrohung von „außen“ zu erzielen imstande ist
(Štěpánek, Linda, Klicpera, Mikovec, Vojáček, Kolárs Monika, Tyls Krvavé křtiny), die Legi timation von politischer Macht (Štěpánek, Klicpera, Hněvkovský, in Tyls Čestmír, Machá ček), das Verhältnis von Einzelperson und Gemeinschaft (in Tyls Čestmír, bei Vojáček und
Kolár). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird in Háleks Catilina und Bozděchs
Baron Goertz die Einführung eines beschränkten Parlamentarismus 1861 reflektiert. Gleich falls ist zu dieser Zeit eine „Internationalisierung“ der Allegorie zu beobachten, da nämlich
auch Stoffe aus der Geschichte anderer Völker gewählt werden: Háleks Král Vukašín, Fričs
Ivan Mazepa, Zeyers Doňa Šanca. Die Verschärfung des tschechisch-deutschen Antagonis-
mus erkennt man bei Zákrejs, Hilbert und Jirásek (meist im Zusammenhang mit der Frage
nach dem nationalen Zusammenhalt, der bevorzugt auf der religiös-konfessionellen Ebene
mit dem Gegensatz Utraquismus bzw. Protestantismus versus Katholizismus vorgeführt wird
– eine Alternative dazu vertritt Dvořák mit Král Václav IV.)
Die Arbeit ist zum Zeitpunkt der Präsentation dieses Exposés – 4. März 2011 – zu gut drei
Vierteln fortgeschritten. Es stehen noch eine explizite Analyse einiger Dramen der Jahre
1890 bis 1935 sowie ein zusammenfassender synoptischer Überblick aus.
[email protected]
12 Es handelt sich um die Václav-Dramen von Tyl, Dvorský, Vrchlický, Langer, Preissová, Durych und Lom.
6

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