Sonderdruck aus STEREO 11/02

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Sonderdruck
aus STEREO
11/02
Uberraschu
Italien: wahrscheinlich. Japan: möglich. Deutschland:
warum nicht? USA: kann sein. Alles falsch. Das HiFiDesignerstück des Jahres kommt aus China
von Holger Barske
o langsam aber sicher muss man
sich als althergebrachter HiF-Hersteller an den sprichwörtlichen Kloß
im Hals gewöhnen. Schlimm genug, dass
die Chinesen mittlerweile unangefochten den Markt für preiswerte DVDSpieler beherrschen; und auch im
höherwertigen Segment sind ernstzunehmende Ambitionen deutlich auszumachen. Die fürs Geld ungeheuer guten Vincent-Verstärker
(STEREO 6/02 und 5/01) sprechen diesbezüglich eine deutliche
Sprache.
Und jetzt das: ein CD-Spieler wie
von einem anderen Stern. Für
2950 Euro. Er heißt CD-T100 und stammt
von dem in westlichen Gefilden bis dato
gast
S
weitgehend unbekannten Hersteller ShanGehaltvoll: Der CD-T100 geizt nicht mit inneren
Werten. Netzfilterung, vielfache Spannungsstabililing – mehr zu dieser Firma im Kasten am
sierungen, aufwändige Signalverarbeitung
Ende dieser Geschichte. Dabei ist die futuristische Optik beileibe nicht das einzige
Kapital, das der Edelstahl-gewandete Beau
Anerkennendes Kopfnicken verdient der
in die Waagschale zu wuchten hat – auch
chinesische Player auch nach Entfernen des
technisch will man mit dem Gerät an vorBodenblechs: Hier gibt’s „Dickes“. Das bederster Front mitspielen. Zweifel in Sachen
ginnt damit, dass sich der digitale DatenModernität des Konzeptes verstrom erst einmal der bekannt
mögen auch die vier glimmen- ST I C H WO RT
segensreichen „Behandlung“
den Relikte aus der Frühzeit der HDCD
mit dem Upsampling-Baustein
Elektronik nicht zu zerstreuen: Von Pacific Microsonics
von Crystal unterziehen darf.
Die dekorativ angeordneten erdachtes Verfahren zur
Weiter geht’s zu einem LuxusAuflösungssteigerung
Doppeltrioden sind vielmehr ein bei CDs, mittlerweile
Digitalfilter des Typs PMD-200,
schwer angesagtes Mittel zur Er- von Microsoft gekauft.
welches die letzte Inkarnation
zeugung eines „analogen“ HDCD-kodierte CDs laudes berühmten HDCD-Filters
fen auf jedem CD-Player.
Klangbildes.
darstellt, ohne das sich jahrelang
Wohl eher reine Show ist die
kein CD-Player auf den Markt
blaue Beleuchtung des Acrylglasdeckels,
trauen durfte. Die Fähigkeit, „High Definider den Puck zur Fixierung der CD bei dem
tion Compatible Digital“-codierte ScheiToplader-Laufwerk trägt. Beim Antrieb
ben abzuspielen besitzt der CD-T100 somit
gibt’s keine Experimente: Ein millionenauch, was aber in der Praxis von eher unterfach bewährtes Philips-Modell kümmert
geordneter Bedeutung sein dürfte. Die
sich um die Datenauslese.
D/A-Wandler-Abteilung: luxuriös. Gleich
vier 24 Bit/192 Kilohertz-Chips von Burr
Die Wandlersektion ist doppelt vorhanden, einmal
Brown besorgen die Wandlung ins Analofür die OP-Ausgangsstufe (oben im Bild), einmal
ge, wobei zur Senkung des Rauschpegels
für die Röhrenlösung
immer zwei Bausteine parallel arbeiten.
ngs-
tung: In dieser Betriebsart funktioniert die
HDCD-Erkennung nicht.
Die Frage, welche Ausgangsstufe zu bevorzugen ist, kann man schon nicht mehr
so leicht beantworten, weil die Unterschiede nicht riesig sind. Letztlich gaben wir der
Röhrenvariante den Vorzug, weil sie ein wenig mehr Geschmeidigkeit im Stimmbereich liefert.
Auch für die OP-Lösung gilt: Die Leute
haben Aufwand betrieben, und der macht
Noch opulenter geht’s danach weiter: Zwei
sich bezahlt. Dabei ist er ein Schelm, der
komplett getrennte analoge AusgangsstuCD-T 100, aber einer mit
fen stehen zur Auswahl. Dabei
Charakter. Einerseits verbildet ein herkömmliches T E ST- K E TT E
CD-SPIELER: Lindemann
wöhnt er mit vorbildlicher
OperationsverstärkerkonAuflösung und Exaktheit, anstrukt die eine Variante, eine CD 1SE, Linn Ikemi, Rega
Planet
dererseits zielt er ungeniert
Röhrenlösung die zweite. Inaufs spontane Bauch-Empteressantes Detail: Zwei der VORVERSTÄRKER: Mark
Levinson No.32, Spectral
finden. Und dazu bedient er
vier Röhren des Gerätes bedie- DMC-30 SL, Einstein „The
sich des denkbar einfachsten
nen ausschließlich den Kopf- Tube“
„Spaßbeschleunigers“: Bass.
hörerausgang. Sehr löblich.
ENDSTUFEN: Mark Levinson
Von der sonoren, voluminöGenauso das Vorhandensein No.436, Spectral DMA-150,
sen Sorte. Das geht mit dem
einer gut gemachten deut- Einstein „The Final Cut“
„röhren-getunten“ Mittelschen Bedienungsanleitung LAUTSPRECHER: Dynaudio
tonbereich hervorragend zuund das zum Lieferumfang Temptation, B&W N800
sammen, von röhrentypigehörende „audiophile“ Netz- KABEL: Nordost Valhalla,
schem Extra-Glanz ganz
kabel. Dieses versorgte den Silvercom, HMS
oben ist eigentlich kaum etCD-T100 auch während des
was auszumachen. Recht so. Raum? Eher
Hörtests, Bedarf für Fremdlösungen
groß als diszipliniert-kompakt, auch das
kommt dabei nicht auf. Damit das Gerät
passt zum Gesamteindruck – wie überzur Hochform aufläuft empfiehlt es sich,
haupt alles an diesem ganz erstaunlichen
per Fernbedienung (übrigens ein ziemlich
Erstlingswerk. Reife Leistung!
dreister Klau des Marantz-Designs für die
17er-Serie, Seite 20) den 96-Kilohertz-Modus anzuwählen. Erst dann entfaltet der
Upsampler sein segensreiches Werk und
Shanling? Wer ist das? Ein kurzer Verentschlackt das Klangbild merklich. Ach-
Unbekannte Größe
Elegant: Beim CD-T100 verschwindet die CD unter
einer runden Acrylglas-Abdeckung. Darunter
steckt ein Philips-Laufwerk
such hinter die Kulissen des chinesischen Herstellers zu blicken
ie „Shenzhen Shanling Electronic Co.
Ltd.“ ist, in China relativ selten, ein reinrassiger Audio-Hersteller. Das Unternehmen
residiert in Shenzhen, was eine der wie Pilze
aus chinesischem Boden schießende Großstadt mit mal eben 4,1 Millionen Einwohnern ist. 1980 waren es noch bescheidene
500000.
Auf diesem in Sachen Industrie augenscheinlich fruchtbaren Terrain fertigt (und
entwickelt) Shanling auf rund 3000 Quadratmetern zur Zeit 2000 Geräte am Tag, die
ihren Weg in alle Welt finden; der CD-T100
nimmt dabei einen Sonderstatus ein. Er bildet das prestigeträchtige Flaggschiff der
Produktpalette, die sonst eher aus sehr viel
„normaleren“ Komponenten besteht. Dabei
bedient man sowohl den Stereo- als auch
den Mehrkanalmarkt. Bemerkenswert: Shanling ist seit 1998 ISO9001-zertifiziert, erfüllt
also international übliche Fertigungs- und
Qualitätsstandards.
D
SHANLING CD-T100
ca. €2950
Maße: 45x11x30 cm (BxHxT)
Garantie: 2 Jahre
Vertrieb: Team K2! Audio,
Tel.: 040/72810977
www.teamk2.de
Ein echter Verführer: Sowohl optisch als
auch technisch zielt dieser Player direkt ins
Herz. Er begeistert mit einer betont rhythmischen Wiedergabe, liefert wunderschön
geschmeidige Mitten und weicht dabei
kaum vom Pfad der audiophilen Tugend ab.
Einen solch komplett gelungenen Auftritt
honorieren wir gerne mit vier Sternen!
LABOR
Der CD-T100 gibt sich nur eine einzige
Blöße: Er kann keine mit Emphasis aufgenommenen CDs erkennen und korrekt entzerren, was in der Praxis aber von untergeordneter Bedeutung ist. Beide Ausgangsstufen sind auf ähnlichem messtechnischen Niveau, so liegt der Klirr bei 0,66
(0,54) Prozent via Operationsverstärker
(Röhre) bei 400 Hertz und -60 Dezibel Aussteuerung. Die Aliasing-Verzerungen sind
extrem niedrig: 0,04 Prozent bei -30 Dezibel. Auch die Wandlerlinearität überzeugt:
Maximal 0,4 Dezibel Abweichung bis -90
Dezibel. Der Rauschabstand bei Digital
Null beträgt 98/96 Dezibel (OP/Röhre), der
Quantisierungsrauschabstand bei 400 Hz
und Vollaussteuerung 90 (88) Dezibel. Der
Ausgangswiderstand über die Röhrenstufe ist sogar niedriger als bei der Halbleiterlösung: 123 zu 133 Ohm.
A U S S TAT T U N G
Getrennte Cinchausgänge für beide Ausgangsstufen, ein Cinch-Digitalausgang (alles über sehr gute Buchsen); HDCD-kompatibel; Upsampler zuschaltbar; vergoldete Spikes im Lieferumfang; digitale Lautstärkeeinstellung; Kopfhörerausgang.
Einfach unwiderstehlich:
CD-T 100 + SP-80
Features SP-80:
• Röhrenverstärker in Monoblockbauweise
• Klassisches PushPull-Schaltungskonzept
mit bewährten Röhren
• Modernstes Edelstahl-Industriedesign mit
vergoldeten Füssen passend zum CD-T100
• Blaues Fluoreszenzdisplay
• Gerätefunktionen über synchronisierte
Fernbedienung für beide Kanäle steuerbar
Technische Daten SP-80:
• Leistung:
2 x 50 W
• Lastimpedanz:
4 Ω bzw. 8 Ω
• Frequenzgang:
18 Hz – 30 kHz (± 0,5 dB)
• S/N-Ratio:
95 dB
• Klirrfaktor:
≤ 1 % (1 kHz)
• Röhrenbestückung: 1 x 6N8, 1 x 6N9, 2 x EL34
Unverb. Preisempfehlung:
€ 3.480,–
(inkl. ges. MwSt)
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