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EINFLUSS VON WEINBAU UND KELLERWIRTSCHAFT AUF WEINQUALITÄT Univ. Lektor HR Dipl.-Ing. Dr. Reinhard Eder 10. 9. 2009, Internationale Konferenz VinoEnvi 2009, Schloss Mikulov, Tschechien Federal College and Research Institute for Viticulture and Pomology Klosterneuburg, Österreich Lehr- und Forschungszentrum für Wein- und Obstbau WAS IST WEINQUALITÄT BEKÖMMLICHKEIT SO2, biogene Amine, Mykotoxine, Allergene Alkohol … STABILITÄT Weinstein Eiweiß (PiP) Metalle LÄNGE Eiweiß, Mannoproteine, Phenole KÖRPER, Fülle Alkohol, Glyzerin, Extrakt FARBE Phenole, Anthocyane, Carotinoide AROMA Typizität Reintönigkeit Aromastoffe FRISCHE Säuren, Aromastoffe Kohlendioxid HARMONIE Salze Pufferung 4 INTERNATIONALE STILISTIK Barrique, Säureabbau WOHER SOLLEN DIESE EIGENSCHAFTEN KOMMEN? HERKUNFT SORTE LAGE „TERROIR“ WEINGARTENPFLEGE Bio-IP ?, Bonitur KELLERTECHNOLOGIE MIKROORGANISMEN Spontan/Startkultur WAS BRAUCHT DER KELLERWIRT? GÄRFÄHIGE, FRISCHE TRAUBEN Kohlenhydrate - Zucker (vergärbare Zucker -°KMW, Kolloide) Säuren (organische und anorganische) Hefenährstoffe (Aminosäuren, Ammonium, Vitamine, Fettsäuren, Sterole) Aromastoffe (Primäraroma; Sekundäraroma) Mineralstoffe (Asche, Pufferung, Enzyme) Phenole (Farb- und Gerbstoffe) Proteine, Peptide (Eiweiß – Enzyme) 5 WAS LIEFERT NUR DIE TRAUBE? Kohlenhydrate - Zucker (Mindestmaß °KMW (Oe), Kolloide) Säuren Weißwein: lieber zuviel als zuwenig Rotwein: lieber weniger als zuviel Hefenährstoffe (Aminosäuren, Ammonium, Vitamine, Fettsäuren, Sterole) Aromastoffe (Primäraroma; Sekundäraroma) Mineralstoffe (Asche, Pufferung, Enzyme) Phenole (Farb- und Gerbstoffe) Proteine, Peptide (Eiweiß – Enzyme) WELCHE KORREKTUREN SIND MÖGLICH? Kohlenhydrate - Zucker Anreicherung, Mannoprotein Gummi arabicum, Hefeautolyse Alkohol Verminderung Säuren Acidifizierung, Deacidifizierung Hefenährstoffe Ammoniumsalze, Hefenährsalze Aroma Tertiär- und Quartäraromen Phenole Barrique & Co, Schönungen Proteine, Peptide Enzympräparate Schwermetalle: Reduzierung 6 KOHLENHYDRATE ZUCKER ZUCKER-KOHLENHYDRATE: Grundlage für Alkoholbildung Faustregel: KMW * 0,7 ~ %vol, °Oe : 8 ~ %vol Legistische Mindestwerte: EU-VO 479/2008: Wein > 6%vol, 10,6°KMW österreichisches Weingesetz (2009): Landwein (geschütze Angabe) > 14°KMW Qualitätswein (gesch. geogr. Ursprung) > 15°KMW Kabinett > 17°KMW Spätlese > 19°KMW usw. Maximale Anreicherung: 2 vol % (ca. 3,4 kg Zucker/hl) Ab Kabinett: Keine Anreicherung ZUCKER-KOHLENHYDRATE: Anreicherung technisch leicht möglich (max 2 vol%) Additiv: Zugabe von Saccharose, Most, cMost, RTK => Volumensvermehrung => gute Qualitäten Subtraktiv: Umkehrosmose Vakuumkonzentrierung Gefrierkonzentrierung => Volumensverminderung => sehr gute Qualitäten 7 VAKUUM KONZENTRIERUNG Prinzip: Vakuum vermindert Siedepunkt (z.B. 25°C, 0,03 bar) => Wasser wird wegdestilliert ohne Kochgeschmack • Traubenmost darf nicht gären • Most darf trüb sein • hoher elektrischer Anschlusswert (16-32 Amp) und Verbrauch 25-50 kW Anwendungen in Österreich: Ende 90er einige Investitionen in Top Rotweingütern, letzten 5 Jahre Stagnation, nur für Mostanreicherung Kollwentz, Großhöflein Dampfdruckkurve UMKEHROSMOSE Prinzip: Wasser wird durch eine semipermeable Membran, entgegen dem osmatischen Gradienten (Druck) aus dem Most hinaus gepresst. Die Konzentration im höherkonzentrierten Most wird noch höher Druck: 60-80 bar MWCO: < 100 Dalton (0,001 μm) 8 CHARAKTERISIERUNG DER UMKEHROSMOSE • Maschinen sind einfach zu bedienen • Maschinen sind klein (0,8x1,2m bzw. 1,2x2,0 m), einfach zu reinigen (Ausnahme: Membranen !) • Hohe Leistung 600 bis 800 Liter/h Wasserentzug • Geringer elektrischer Verbrauch (6,5 -15,5 kW) und Anschlusswert (16 Amp.) • Auch für Wein-Entalkoholisierung (in A keine Erfahrung) • Mobile Anlagen zum Mieten • Preis pro Liter Wasserentzug (0,80-1,0 €) • Praktisch keine Erwärmung des Mostes (kein Kochgeschmack) • Most muss klar sein (Vorfiltration nötig) • Investitionen: kleine Geräte: 200 l/h ~ 40.000 € Anwendungen in Österreich: Boom begann 2000 Heute Stagnation: Klimawandel, Plombierung mehr und mehr mobile Systeme KRYO KONZENTRIERUNG Natürliche Kryokonzentrierung = EISWEIN Beeren am Rebstock gefroren und gefroren gepresst Mostgewicht (°KMW) = 18 + (°C unter 0°C), Minimum: 25°KMW Hohe Kosten, Risken und Verluste Infektionen (sekundäre Aromen) Natürlich, traditionell Österreich, Deutschland, Slowenien, Czech Republik Technisch kryokonzentrierter Süßwein Frieren der Beeren, Moste, Weine im Tank, Gefrierfach Entfernung von Kristallen = Konzentration gesunde Beeren, fruchtiges Aroma Kein Risiko, keine Verluste künstlich, technisch Investitionen notwendig New World und Großbrittanien ZUCKER-KOHLENHYDRATE: Erreichen der erforderten Gradationen sollte leichter werden => Besseres Weingartenmanagement Berater – Bonitierung gesunde Weingärten - Bio => Günstige klimatische Entwicklungen Klimawandel 9 KLIMAWANDEL? MOSTGEWICHTE IN DEN LETZEN JAHREN Mostgewicht (ø) von 40 Standorten 2000-2009 Aktuelle Daten auf Homepage: www.weinobstklosterneuburg.at KLIMAWANDEL: MOSTREIFE IN DEN LETZEN JAHRZEHNTEN Veränderung Lesetermin und Mostsäuregehalt: 1954-2006, LFS Krems (Bauer), Grüner Veltliner DA Sommer, Eder 10 KLIMAWANDEL? LESETERMIN UND MOSTGEWICHTE SÄUREWERTE IN DEN LETZEN JAHREN 0=1.August Veränderung Lesetermin und Mostgradation: 1970-2007, Silberberg, Welschriesling DA Sommer, Eder 0=1.August Veränderung Lesetermin und Mostgewicht: 1970-2007, Klosterneuburg, Riesling DA Sommer, Eder 11 HARMONISIERUNG Alkoholverminderung Zugelassen seit 1.8.2009 (EU-VO 606/2009) Max. 2 vol% PROBLEM: ALKOHOLLASTIGE WEINE Situations - beschreibung II Zunahme von 8.5 g/L oder 1,1% vol. Alkohol in 10 Jahren Zunahme von 10.8 g/L oder 1,4% vol. Alkohol in 10 Jahren Vortrag von Uli Fischer (Neustadt/W) FRAKTIONIERUNG - ALKOHOLREDUKTION Warum ist Alkoholreduktion notwendig ? • Bestimmte Rotweinsorten benötigen höchste Reife => samtige Phenole + hoher Alkoholgehalt • Hoher Alkoholgehalt => heißer Alkohol • Alkohol verringert Flüchtigkeit der Terpene • Alkoholgehalt verstärkt bitteren Geschmack => Adjustieren der Weine zum “Sweet Spot” 1. Wert pH 3,0, 2. Wert pH = 3,6 12 Sensorial quality ALKOHOLLASTIGE WEINE SIND WENIGER AROMATISCH Sensorischer Einfluss des Alkohols aufdie Aromen • Je höher der Alkohol, desto stärker maskiert er die Geruchswahrnehnung anderer Aromen. • Je niedriger der Alkohol, desto stärker werden die Aromen wahrgenommen. Vortrag von Uli Fischer (Neustadt/W) ALKOHOLREDUKTION (FRAKTIONIERUNG) MIT SPINNING CONE COLUMN (SCHLEUDERKEGELKOLONNE) In Australien, USA, Südafrika mehr als 100 Maschinen 13 REDUKTION VON ALKOHOL Andere Möglichkeiten: WINEBRANE: Einrichtung zum Einstellen der Gaskonzentration (CO2, O2 u.a.) In Flüssigkeiten, Gas und Flüssigkeit durch gasdurchlässige, hydrophobe Membran (Polypropylen) getrennt, Gegenstromverfahren Kann mit Wasser auch zur Alkoholreduktion eingesetzt werden www.inoxpa.com UMKEHROSMOSE Spezielle Membranen Schmidt, 2008 TECHNISCHE ALKOHOLREDUZIERUNG Zuckerreduzierung REDUX® Verfahren Vortrag von Uli Fischer (Neustadt/W) 14 TECHNISCHE ALKOHOLREDUKTION Alkoholreduzierung Umkehrosmose + Destillation Vortrag von Uli Fischer (Neustadt/W) REDUKTION VON FLÜCHTIGER SÄURE Kombiniertes Verfahren: ReduVol Prozess (Patent C. Smith): Umkehrosmose (RO) + Anionenaustauscher Harze Übliche RO mit 40-70 bar => Permeat (Alkohol+flüchtige Säure) über Anionaustausch Harz (bindet Sauren) pumpen Permeat ohne flüchtige Säuren zurück zum Retentat (= Weinrest) Kosten abhängig vom Zuckergehalt: 0 g/l RZ 800 l/h UO => 0,3 €/lt 200 g/l RZ 100 l/h UO => 1,5 €/lt Einige erfolgreiche Großversuche in Österreich (mobiles System) e.g. 5.000 lt CS 1.0 —› 0,5 g/l flü.Sre Leichte Abnahme: SO2, K, ÄS, Farbe OIV, EU not (yet) accepted 15 REDUKTION VON WEIN DEFEKTEN Entfernung von phenolischem Off-flavour (4-Ethylphenol, 4-Ethylguajacol, 4-Ethylcatechol) (Brettanomyces, Pferdeschweiß) Kombiniertes Verfahren: Patent: C.R. Smith 1996 Umkehrosmose - Reversed Osmosis Hydrophobe Absorptionssäule (Harz) OIV, EU not (yet) accepted SÄUREN SÄUREN - ACIDITÄT: Grundlage für sauren Geschmack (H+ - pH-Wert) Frische Spritzigkeit (Kohlensäure) grasiger Geschmack (ÄS) würzige Geschmacksnoten (WS) zitrusähnlicher Geschmack (ZS) Legistische Mindestwerte: EU-VO 1493/99: TW > 3,5 g/l titr. Säuren b.a.WS öst. Weingesetz: QW > 4,0 g/l titr. Säuren b.a.WS Wichtiger Zusammenhang mit Gehalt an Kationen = Pufferung (Komplexität) = pH-Wert 16 SÄUREN - ACIDITÄT: Entsäuerung technisch leicht möglich Chemisch Verminderung des Weinsäureanteils Kalk (CaCO3), Kaliumhydrogencarbonat Kaliumtartrat, Doppelsalzentsäuerung Jungwein auf Hefe: wkein Limit Fertige Wein: Feinentsäuerung (max 1 g/l) Biologisch: Abbau (Verminderung) des Äpfelsäureanteils Biologischer Säureabbau mit Bakterien Gezielter Einsatz von ÄS-abbauenden Hefen Einsatz von Spalthefen (Schizosaccharomyces) Säuerung (Säurezugabe) technisch leicht möglich, seit 2009 nationaler Beschluss Zugabe von Weinsäure 1,5 g/l Most, 2,5 g/l Wein Säuerung (pH-Senkung) durch Ionenaustauschharze Säuregehalte früher tendenziell zu hoch Weingartenmanagement, Klimawandel, schlechtere Lagen … => chemische Entsäuerung => biologische Entsäuerung (BSA) Gegenwart und Zukunft: weniger Probleme mit hoher Säure Problem: niedrige Säuregehalte dh Aufgabe: Säure erhalten (GV, Traminer) Beeinflussung: Laubarbeit Lesetermin Gesunde Trauben (BSA, ES) Hefe EINFLUSS DER WEINGARTENBEARBEITUNG AUF SÄURE & CO Effekt von Ausdünung und Ausdünungszeitpunkt auf Ertrag, Mostgewicht, Säuregehalt und hefeverfügbaren Stickstoff Positiv! erwünscht? Grüner Veltliner 2006, Klbg., Mehofer 17 KLIMAWANDEL?? SÄUREWERTE IN DEN LETZEN JAHREN Most-Titrationsacidität (ø) von 50 Standorten 2000-2009 www.weinobstklosterneuburg.at KLIMAWANDEL ?? PH-WERTE IN DEN LETZTEN JAHREN Most-pH-Wert ø von 50 Standorten 2000-2009 www.weinobstklosterneuburg.at 18 KLIMAWANDEL?? SÄUREWERTE UND LESETERMINE Veränderung Lesetermin und Mostsäurewerte: 1970-2007, Silberberg, Welschriesling Tendenz erkennbar: frühere Lese – geringere Säure ÄPFELSÄUREABBAU DURCH HEFEN (SACCH. CEREVISIAE) IM ZUGE DER ALKOHOLISCHEN GÄRUNG Versuchswein: Grüner Veltliner Alzinger und Eder, 2003 19 ÄPFELSÄUREABBAU MIT HEFEN DER GATTUNG SCHIZOSACCHAROMYCES (SPALTHEFEN) Versuchswein: Welschriesling Rögner und Eder, 2007 ÄPFELSÄUREABBAU MIT BAKTERIEN DER GATTUNG OENOCOCCUS OENI Vorteil Starterkultur versus spontan: Sicher, reintönig, wenig Histamin Simultanbeimpfung oder am Ende der Gärung Versuchswein: Zweigelt Eder und Fauster, 200 20 GÄRUNG HEFEN HEFENÄHRSTOFFE ALKOHOLISCHE GÄRUNG: Komplexer Stoffwechselweg(e): Idealer Organismus Zuckerpilz des Bieres „Saccharomyces cerevisiae“ Effektive Umwandlung von Zucker in Alkohol mit vielen erwünschten (Glyzerin, Ester) und wenig unerwünschten (SO2, Essig) Nebenprodukten = Idealtypen wurden über 1 Jahrhundert selektioniert („Reinzuchthefen“) ...keine Kunsthefen HEFE: MIKROORGANISMEN POPULATION: Bevorzugter Mikroorganismus „Saccharomyces cerevisiae“ auf Traube nur Minderheit 0,5-3 % aller MO-Zellen; Rest Wilde Hefen: Hanseniaspora, Candida, Pichia, Dekkera (Brettanomyces) ANFORDERUNGEN DES ÖNOLOGEN: Gesundes Lesegut Wenig schädliche MO´s (Wildhefen z.B. Hanseniaspora Brettanomyces ... Essigbakterien... Schimmelpilze) 21 MIKROORGANISMEN POPULATION: Mikroorganismen auf Trauben 25 000 KBE/n 20 000 15 000 10 000 Konv = KIP 5 000 0 Gaismayer 2002 GV Bio GV Konv RR Bio BIO – mehr Schimmelpilze RR Konv KIP (Konv) – mehr Hefen Generell: infizierte (faule) Trauben => mehr Schimmelpilze, Essigbakterien HEFENÄHRSTOFFE: Anforderungen der Hefe Saccharomyces cerevisiae: hefeverfügbarer Stickstoff (FAN) wichtig, sonst Gärprobleme Fehlaromen (Böckser) Thiamin (Vitamin B1) für Pyruvatdecarboxylase Mikronährstoffe z.B. Mg, Mn Anionen z.B. Phosphate für ATP Fettsäuren, Sterole z.T. selbst synthetisiert Önologische Zielvorgabe Empfohlener Mindestwert: FAN > 150 mg/l falls geringer => Zusatz von Hefenährsalzen Zeitpunkt: 2.-3. Tag der Gärung 22 HEFEVERFÜGBARER STICKSTOFF - AMINOSÄUREN: Gesamte und hefeverfügbare Aminosäuren NB/420A und RR/5BB leichte Gärverzögerung Fardossi, 2000 ZUGELASSENE HEFENÄHRSTOFFE: AMMONIUM SALZE Diammoniumhydrogenphosphat-DAHP (EU max 1,0 g/l) [Ammoniumsulfat (EU max. 1,0 g/l, Böckserrisiko)], [Ammoniumsulfit (Böckserrisiko, max. 0,3 g/l)] HEFEZELLWANDPRÄPARATE Komplexe Zusammensetzung: Stickstoff (z.B. Aminosäuren), Vitamine (z.B. Thiamin=B1), Hefezellwandpolysaccharide (z.B. Mannane, Glucane), Fettsäuren (Sterole) Verschiedene , Zugabe zu Most oder Wein THIAMIN - Vitamin B1: nötig bei gefaulten Lesegut oder Mosterhitzung, sonst hoher Gehalt gebundenes SO2 EU max. 0.6 mg/l, MIKROORGANISMEN POPULATION: 25 000 BIO – mehr Schimmelpilze Generell: infizierte (faule) Trauben => mehr Schimmelpilze und Essigbakterien 20 000 KBE/n KIP (Konv) – mehr Hefen 15 000 10 000 5 000 0 GV Bio GV Konv PROBLEMATIK: SCHIMMELPILZE 23 RR Bio RR Konv SCHIMMELTON Ursache: Gefaulte Trauben, schimmelige Gerätschaften und Behälter, mangelnde Hygiene Aussehen: matt, fahl, hochfarbig, dunkel Geruch: gerbig, gemüsig, vegetabil, Heu, Spargelsuppe Sortenaromatik überlagert, verdeckt, untypisch Geschmack: breit, bitter, herb, kratzig, hart, dumpf, unsauber, unharmonisch, nasser Fetzen, adstringierend (austrocknend – RW), Abgang kratzig und pelzig unattraktiv SCHIMMEL - WEINE Weine haben weiters erhöhte Gehalte an Biogene Amine (starkes allergenes Potential) Mykotoxine (Ochratoxin A, Trichotecine u.a.) Geosmin (modrig, Erdton, muffig) Octenolen (Champions, Waldboden) Verlust primärer Aromastoffe Bitterstoffe (Catechin, Tannine …) Enzyme-Oxidasen (Laccase, Bräunung …) Schleimstoffe (Glucane, Filtrationsschwierigkeiten) Eiweiße (PIP´s, pathogen induced proteins, wärmelabil, möglicherweise Allergene) PROBLEMATIK VON SCHIMMELPILZEN BILDUNG UNERWÜNSCHTER STOFFE A) MYCOTOXINE: OCHRATOXIN A Bildung: Versch. Schimmelpilze z.B. Aspergillus ochraceus, Aspergillus carbonarius und Penicillium verucosum Wirkung: karzinogen (Niere...), teratogen, immunotoxisch, neurotoxisch TDI-Werte: 1,2 – 14 ng/kg/Tag, ca. 0,35 Vorkommen: Getreide, Bohnen, Kaffee,Trockenobst, Nüsse, Gewürze, Bier,Innereien (Leber, Milz) Für Wein: EU Grenzwert ≤ 2 μg/L In Weinen aus südeuropäischen Ländern (bis zu 7 μg/L) In Öster. Weinen gering (< 0,1 μg/L), Problem-Klimawandel 24 PROBLEMATIK VON SCHIMMELPILZEN BILDUNG UNERWÜNSCHTER STOFFE B) BIOGENE AMINE Z.B. HISTAMIN Bildung: Schimmelpilze hohe pH-Wert spontane Gärung spontaner BSA Wirkung: Hautrötung, Juckreiz; Erweiterung der Blutgefäße, Blutdruckabfall, Kopfschmerzen beschleunigen Herzschlag, Kreislaufprobleme, Leberschäden TDI-Werte: 5-10 mg/Tag Vorkommen: Käse, Fisch, Salami, Sauerkraut, Orangen, Himbeeren, Für Wein: noch kein Grenzwert ev. 10 mg/l GEHALTE BIOGENER AMINE IN ABHÄNGIGKEIT VOM PHYTOSANITÄREN ZUSTAND (MG/L) 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 l s ge fau t t en en g i d g in ur nd ur ltl ur ltl ur an a a a e f h e f h L L r T . . e .V er .V rT St St Zi Zi ler Gr Gr lle ül ü M M r ne s ge l au f er g au es f au au l s ler ge 25 l au f ler PROBLEMATIK VON SCHIMMELPILZEN BILDUNG UNERWÜNSCHTER STOFFE C) SCHIMMELTON Bildung: Schimmelpilze auf Trauben Schimmelpilze im Keller Schimmelpilze am Verschluss (Kork) Verschiedene Leitsubstanzen Chloranisole, Chlorphenole (2,4,6-TCA) Kork, Schimmel, dumpf, muffig Sw: 0,1-2 ng/l) Geosmin trocken-erdig (25-60 ng/l), Kartoffelkeller Artischocken, Beton, Erde, Pilz und Schimmel Methylisoborneol schimmelig, rote Rübe, Sw: 20-30 ng/l 2-Isopropyl-3-methoxypyrazin schimmelig, Wurzel, Erdäpfel. Sw: 2-3 ng/l SCHIMMELIG-MUFFIGE WEINE (UNTERSUCHUNG 2008) Analyse von 118 die bei der amtlichen Weinkost als korkig, muffig, unsauber abgelehnt wurden GEOSMIN (Schimmel) 2,4,6-TCA (Kork) Maximum: 17 ng/l Maximum: 14 ng/l Muffig, korkige Weine sind zumeist schimmelig und selten korkig! 26 GEOSMIN IN WEISSWEINEN (2009) Analyse von 300 Weinen aus der amtlichen Weinkost, die als unsauber kritisiert wurden Sensor. Schwellenwert aus Literatur (Konsument) Maximum: 42 ng/l BET Sensor. Schwellenwert (Experten) Allgemeiner Bereich: n.d. – 8 ng/l GEOSMIN IN ROTWEINEN (2009) Analyse von 300 Weinen aus der amtlichen Weinkost, die als unsauber kritisiert wurden Sensor. Schwellenwert aus Literatur (Konsument) Maximum: 36 ng/l BET Sensor. Schwellenwert (Experten) Common range: n.d. – 4 ng/l 27 AROMASTOFFE VIELFÄLTIGES WEINAROMA Citrus Nussig Fruchtig Grasig Würzig Blumig Balsamig-rauchig TECHNOLOGISCHE EINTEILUNG: Primäraroma : Originäre gesunde Traubenaromen bestimmt durch Sorte, Standort (z.B. Terpene, Pyrazine, Mercaptovbdg) Sekundäraroma Tertiäraroma Quartäraroma - : infizierte Traube, Botrytis (Sotolon = Karamell) sowie 1-Octen-3-ol, 3-Octenol (Pilznote) : - : Verarbeitung der Traube, Einmaischen, Gärungsbukett (z.B. Ester, höhere Alkohole) BSA (Milchsäureester, Diazetyl) Barriquelagerung (Vanillin, 3-Methyl- -octalactone) Lagerbukett, Reifung, Alterung Kerosin-.Petrolnote, Tabak (Vitispiran, TDN, Damascenon) 28 AROMAGRAMME: SORTENBEDINGTE UNTERSCHIEDE Freie Aromastoffe Grüner Veltliner Traminer 1: Buttersäureethylester 2: Isoamylacetat 3: Capronsäureethylester (C6-Ester) 4: Hexylacetat 5: Derivate von Methylpentanol 6: Ethyllactat 7: Hexanol 8: Caprylsäureethylester (C8-Ester) 9: trans-FuranoLinaloolsäure 10: cis-Furano-Linaloolsäure 11: Linalool 12: Isobuttersäure (iso-C4) 13: HO-Trienol und gammaButyrolacton 14: Caprinsäureethylester (C10-Ester) 15: Isovaleriansäure (iso-C5) 16: Diethylsuccinat 17: alpha-Terpineol 18: 3-Methyl -Thiopropanol 19: Citronellol 20: Nerol 21: beta-Phenylethylacetat 22 : Gerianiol 23: Capronsäure (C6) 24: 4-Ethylguajakol 25: Caprylsäure (C8) 26: 4-Ethylphenol 27: 4-Vinylguajakol 28: 8-OH-trans-Linalool 29: cis- und trans- Formen von Geraniol und Linalool 30: Succinylmonoethylester 31: 4-Vinylphenol WELCHE AROMASUBSTANZEN SOLLTEN IN REGIONALTYPISCHEN WEISSWEINEN DOMINIEREN ? RHEINRIESLING: Primäraroma: Terpene, Lactone Sekundäraroma: ev. in Smaragd-Weinen (Sotolon) Tertiäraroma: Gäraromen Quartäraroma: Reifung (Vitispiran, Damascenon) GRÜNER VELTLINER: Primäraroma: Terpene Sekundäraroma: ev. in Smaragd-Weinen (Sotolon) Tertiäraroma: Gäraromen Quartäraroma: Reifung ? 29 PRIMÄRAROMA (TERPENAROMA) VON DER TEMPERATUR (KLIMA) ABHÄNGIG! Linalool Terpineol Nerol Linalool Verringerte Terpenbildung bei warmen Klima Bei sehr heißen Jahren geringere Aromatik ANFORDERUNG: Rieslingtrauben „nicht kochen“ lassen TERPENE LIEGEN FREI UND GEBUNDEN IN TRAUBE VOR („AROMAPOTENTIAL“) Monoterpene häufig an Glucose gebunden (=Aromapotential - glycosidisch gebundene Glucose = GGG – Hinweis auf Gehalt an Aromastoffen) GGG-Aromapotential in österr. Trauben, Reifeeinfluss? TECHNOLOGISCHE FREISETZUNG Freisetzung durch Hefen, Enzympräparate mit viel GlucosidaseAktivität Hemmung durch Glucose > 50 g/l Anwendung gegen Ende der Gärung Nutzung der Gärwärme Belassen einer unbehandelten Variante Möglichkeit dass Wein rascher altert 30 REIFEBEDINGTE VERÄNDERUNG DES TERPENAROMAPOTENTIALS: Grüner Veltliner Relativ geringe Zunahme mit Reife – Maximum gebietsabhängig (Sonne ?) Thell, Eder 2009 Rheinriesling Relativ geringe Zunahme mit Reife – Maximum gebietsabhängig (Sonne ?) Thell, Eder 2009 31 REIFEBEDINGTE VERÄNDERUNG DES TERPENAROMAPOTENTIALS: Roter Traminer Deutliche Zunahme mit Reife auf wärmeren Standort Thell, Eder 2009 ZUNAHME VON SEKUNDÄRAROMEN (ÜBERREIFEAROMEN INFEKTIONSAROMA ) DURCH BOTRYTISINFEKTION U.A. Für hochwertige Weine (Reserveweine) positiv mehr Extrakt, Karamelnoten komplexe Aromen, feine Säure (Orange) Bildung von Sotolon mit süßen, karamellartigem Aroma NACHTEILE: Abnahme von Terpenen bzw. Hydroxylierung – Verlust der Typizität Auftreten von Schimmelaromen: Geosmin, Isoborneol Aroma nach Champions, Waldboden ANFORDERUNG Je nach dem … 32 , BILDUNG FRISCH-FRUCHTIGER TERTIÄRAROMEN DURCH KÜHLE LESE; KÜHLE GÄRUNG • Kühler Transport, kühle Vergärung (15-18°C) —› kurzkettige Ester exotische Früchte, Banane, Marcuja, Zitrus, Drops instabiler, z.B. Ethylacetat, Ethyllactat, Isoamylalkohol CH3-CH2-O-CO-CHOH-CH3 Ethyllactat CH3-CH2-O-CO-CH3 Ethyl acetat • warmer Transport, Vergärung (20-25°C) —› längerkettige Fettsäuren brotig, nussige Aromatik, Honignoten, stabil Butyl-, Octylester CH3-[CH2]6-CO-O-CH2-CH3 CH3-[CH2]8-CO-O-CH3 Ethyloctanoat Methyl decanoat ANFORDERUNG: Steinfeder, Federspiel kühler, kurzer Transport —› —› ZUNAHME VON QUARTÄRAROMEN (REIFEAROMEN, LEDRIGE AROMEN, JUCHTEN, TABAK) DURCH HÖHERE TEMPERATUR (KLIMA) Sonneneinstrahlung – Carotinoide (rosa-rote Farbstoffe) Lagerung • Carotinoidabbau = C13-Norisoprenoide,Alterungsaromen – Petrolnote, Kerosinton, Juchtenton, ledrig, Irish Moos, Tabak Wichtig beim Riesling und Internationalen Chardonnay ±erwünschte Alterung ≠ UTA ANFORDERUNG: NUR BEI RESERVE-WEINEN ERWÜNSCHT Bei fruchtigen Weinen Rötung der Beeren vermeiden 33 STÄRKUNG DER TYPIZITÄT UND REGIONALITÄT GOLS: Klar: ausgewogen – keine Spitzen Hefekontakt: Hefe, Blüten, Tee, reifes Obst KLOSTERNEUBURG Klar: Zitrus (grünes Obst) Hefekontakt: grasig-grün, Esternote ANFORDERUNG: BETONUNG DER LAGEN Schreiner, Eder 2006 VERMEIDUNG DES WEINFEHLERS “UNTYPISCHE ALTERUNGSNOTE – UTA” VERMEIDUNG GESTRESSTER WEINGÄRTEN (WASSERMANGEL; UV-STRAHLUNG) 34 VERMEIDUNG DES WEINFEHLERS “UNTYPISCHE ALTERUNGSNOTE – UTA” VERMEIDUNG GESTRESSTER WEINGÄRTEN (WASSERMANGEL; UV-STRAHLUNG) URSACHE –STRESS: • Trockenstress (Niederschlagsdefizit) • Bewässerung • N2-Mangel insbesondere im Zusammenhang mit Grasmulch und Dauerbegrünung • zu frühe Lese mit gleichzeitig zu hohen Erträgen • zu starker UV- Einfluss (in heißen Jahren) • Entblätterung, Traubenfreistellung • zu hohe Schwefelung und Hefenährsalze verstärken UTA • anfällige Sorten (Müller Thurgau, Grüner Veltliner …) PROBLEM DER UNTYPISCHEN ALTERUNGSNOTE NIMMT ZU ! • 0,6 % von 36.831 Qualitätsweinen 2005 hatten UTA • 0,8 % von 39.646 Qualitätsweinproben waren 2006 mit UTA; eine Steigerung um 33 % • Niederösterreich ist stark betroffen IDP Deißenberg et al. GRÜNER VELTLINER STARK BETROFFEN • Von 90.986 Qualitätsweinen von 2005 bis 2007/04 waren 624 mit UTA; • 39 % davon Grüner Veltliner, nur 11 % der waren Rotweine IDP Deißenberg, Eder et al. 35 SENSORISCHE BESCHREIBUNG DER UNTYPISCHEN ALTERUNGSNOTE GERUCH Fruchtig, guter Grüner Veltliner Roter Veltliner mit UTA IDP Deißenberg et al. GESCHMACK Fruchtig, guter Grüner Veltliner Roter Veltliner mit UTA IDP Deißenberg et al. 36 MINERALSTOFFE + Abpufferung der Säuren im Wein, Komplezität —› ERFORDERLICH für … + Typizität, Mineralität der Weine + Funktion der Hefeenzyme u.a. (Mg, Mn) —› - zu starker Weinsteinausfall (Säuregehalt ) - bei zu hohen Schwermetallgehalten Trübungen , Oxidationen, Alterung —› —› ›— Mögliche PROBLEME… ANFORDERUNG: NORMALE , GUTE NÄHRSTOFFVERSORGUNG DER WEINGÄRTEN UND TRAUBEN VERMEIDUNG VON BLAUSCHÖNUNG u.a. Mangelhafte Nährstoffversorgung => Traubenwelke (Kaliummangel u.a.) 37 AUSWIRKUNGEN DER TRAUBENWELKE AUF DIE WEINZUSAMMENSETZUNG (KALIUMMANGEL …) hefeverfügbarer Stickstoff (mg/l) titrierbare Säuren (g/l) Windisch, Eder, Fardossi, 2003 Phenole (mg/l) Anthocyane rote Farbstoffe (mg/l) Welk: mehr Bitterstoffe weniger Farbe 38 AUSWIRKUNGEN DER TRAUBENWELKE AUF DIE WEINSENSORIK (QUALITÄT) PHENOLE AUSSEHEN Brillanz Farbe Klarheit GERUCH Sorte Fehler GESCHMACK Harmonie Bekömmlichkeit 39 Abgang PHENOLE - GESCHMACK 1. Flavonoide Flavan-3-ole: (+)-Catechin, (-)-Epicatechin u.a. Elemente der Procyanidine (= kondensierte Tannine), bitter, adstringend. Vorkommen: hpts. Schale, Samen, Rappen, freie Form Gehalte: Weißwein: 5-10 mg/L, Rotwein: 20-60 mg/L (+)-Catechin >15 mg/L => Indikator mechan. Belastung. 2. Phenolcarbonsäuren: Oxidations- und bräunungsanfällig, herb-saurer Geschmack Hydroxybenzoesäuren: Gallus-, Vanillin-, Salicyl- u.a., Hydroxyzimtsäuren: Derivate der Kaffee-,para-Cumar-, Ferulasäure, teilweise verestert mit Weinsäure (Tartrate) Vorstufen flüchtiger Phenole (Sortenaroma, Brett-Ton) SENSORISCHE EIGENSCHAFTEN VON PHENOLEN Herb-sauer, bitter, adstringierend Komponente Geschmacksschwellenwert mg/l in Wasser (+)-Catechin Procyanidin B3 Tanninsäure Quercitrin dihydrat Trimere und tetramere Procy 46,1 17,3 14,1 8,9 4,1 Geschmacksschwellenwerte stark von Phenolart abhängig Polymere Phenole erkennt man leichter als monomere Phenole Durchschnittsschwellenwert für Wein: ca. 20 mg/l Delcour et al., 1984 VERMEIDUNG DES WEINFEHLERS “GERBSTOFFNOTE” Typischer Fehler für Weißweine, schlechte Pflege im Weingarten und Keller, mangelnde Hygiene Aussehen: matt, fahl, hochfarbig, dunkel Geruch: gerbig, gemüsig, vegetabil, Heu, Spargelsuppe Sortenaromatik überlagert, verdeckt, untypisch Geschmack: breit, bitter, herb, kratzig, hart, dumpf, unsauber, unharmonisch, nasser Fetzen, adstringierend (austrocknend – RW), Abgang kratzig und pelzig, unattraktiv 40 URSACHEN VON GERBSTOFF-FEHLERN • Unreife – Bitterl schlecht ausgereifte Trauben... • Faulgeschmack, Grünfäule mangelhafter Pflanzenschutz, schlechte Pflege ... • Maische – Stiel – Rappenton mangelhafte Verarbeitung, harte Lese, lange Standzeiten, musende Schnecken und Pumpen, schlechte Presse, mangelhafte Entschleimung ... • Holz- Fassgeschmack unsaubere Fässer, Schimmel und Muffton unter Weinsteinkruste ANFORDERUNG: REIFE TRAUBEN GUTE WEINGARTENPFLEGE - BONITUR KURZE TRANSPORTEWEGE GERBIGE WEINE SCHMECKEN UND RIECHEN GERBIG UND SIND WENIGER SORTENAROMATISCH Phenole verbessern Löslichkeit von polaren Aromastoffen, => weniger flüchtig und wahrnehmbar dh. GERBIGE WEINE Weinaroma weniger flüchtig u. erkennbar ! Reduzierung von Phenolen durch Schönungsmittel: Aromastoff weniger löslich und stärker wahrnehmbar ! 41 GERBSTOFFARME WEISSWEINE SIND OFTMALS AROMATISCHER, FRUCHTIGER, REINTÖNIGER Reduzierung von Phenolen durch Schönungsmittel: Verbesserung der aromatischen Gesamtqualität Pichler, Eder, 2006 ROTWEINQUALITÄT FARBE GERUCH GESCHMACK-HARMONIE 42 ROTWEINFARBE Stoffliche Basis der Rotweinfarbe Anthocyane (= Blau der Blume) Derivate von Delphinidin, Cyanidin, Peonidin, Petunidin, Malvidin Farbausprägung abhängig: Anthocyangehalt, -zusammensetzung pH-Wert, SO2-Gehalt Anthocyanstabilisierung (Copigmentation Kondensation) … Vorkommen: In Schalen blauer Beeren, Ausnahme Färbertrauben Extraktion durch Wärme, Gärung, Druck, Maceration carbonique, Enzyme … Einflussfaktoren auf Rotweinfarbe 43 ANTHOCYANGEHALTE IN MG/KG TRAUBE, KLOSTERNEUBURG Sorte Mittelwert (xmin - xmax) Deckrot Blauburger Blauer Portugieser Sankt Laurent Cabernet Sauvignon Zweigelt Caberet Franc Syrah Wildbacher Blau Merlot Blaufränkisch Trollinger Blauer Burgunder 2107 (1805 - 2358) 852 (599 - 1145) 782 (654 - 1001) 735 (568- 912) 680 (445 - 906) 615 (344 - 772) 561 (523 - 613) 543 (459 - 629) 515 (322 -614) 455 (334 - 613) 425 (303 - 560) 356 (203 - 601) 207 (121 - 319) FARBSTOFFGEHALT IN PINOT NOIR KLONEN => Gute, frühreife Jahre: maximale Reife ≠ maximaler Farbstoffgehalt 44 200 150 100 50 61097 21097 290997 250997 230997 180997 150997 110997 40997 10997 280897 0 250897 Gewicht (g) bzw. Anthocyane (mg/100g Beeren) 250 VERÄNDERUNG DER ANTHOCYANGEHALTE MIT ZUNEHMENDER REIFE => Gute, frühreife Jahre: maximale Reife ≠ maximaler Farbstoffgehalt EINFLUSS VON LESETERMIN UND LAUBARBEIT frühe Lese, entblättert frühe Lese, tw.entblättert späte Lese, entblättert späte Lese, tw.entblättert 45 EINFLUSS VON LAUBARBEIT UND LESETERMIN AUF PHENOLISCHE ZUSAMMENSETZUNG EXTRAKTION DER FARBSTOFFE BB = Blauburger, Zw = Zweigelt MG = Maischegärung; MH … Maischeerhitzung Maischeerhitzung ca. 30 % mehr Farbstoffe extrahiert als Maischegärung aber Stabilität, Qualität ? 46 MAISCHEGÄRUNG Variierbare Einflußgrößen Verfahren, Intensität der Umwälzung, Dauer, Temperatur, Hefe, Enzyme, SO2, ..... Zuckerung: Mazerationen: Konzentrierung: Belüftung: Zusätze Zellaufschluss: Menge, Zeitpunkt Vormazeration (kalt, z.B. 4°C, 7T) Nachmazeration (warm, z.B. 37°C, 24h) Vorentsaftung Umkehrosmose Vakuumkonzentrierung Remontage (Umpumpen über Luft) Makrooxidation farbstabilisierende Tannine, Trester, Chips Kurzzeiterwärmung z.B. Mikrowelle Kälte (Cryocracking), Ultraschall, CO2 EXTRAKTION WÄHREND MAISCHEGÄRUNG Farbintensität Phenolgehalt Farbmaximum nach 4-7 Tagen, Phenolgehalt hingegen steigt stetig an 47 TECHNOLOGISCHE EINFLUSSFAKTOREN AUF ROTWEINFARBE Extraktion während Maischegärung Farbintensität Phenolgehalt Farbmaximum nach 4-7 Tagen, Phenolgehalt hingegen steigt stetig an ZUSATZ PEKTOLYTISCHER ENZYME BEI DER MAISCHEGÄRUNG Pekt. Enzympräp. => nur wenig höheres Farbmaximum (ca. +5%) , aber raschere Farbextraktion (dh. kürzere Kontaktzeit) mit Enzym Faules Lesegut hat deutlich weniger Farbe 48 EFFEKT VERSCHIEDENER ANREICHERUNGSVERFAHREN UO ergab höchste Farbe, gerbig => bester Geschmack Vorentsaftung und Zuckerung VAKUUMKONZENTRIERUNG, MAKROOXIDATION Vakuumkonzentrierung => mehr Extrakt, Anthocyane, Phenole, Farbe Vakuumkonz + Makrooxidation => weniger Farbe, Phenole – „softer“ 49 TECHNOLOGISCHE EINFLUSSFAKTOREN AUF ROTWEINFARBE Optimierung der Maischegärung Maischeerhitzung: nur ca. 50 % der Farbstoffe aus Schalen extrahiert Optimierungen der Technologie in Österreich Untertaucher mit Holz Puls-Air-Systeme Einfluss von Rappen und Kämmen Abtrennung der Kerne Vergärung mit Rappen-Zugabe Feinerer Geschmack Weniger Bitterness Bessere Farbstabilität Komplexere Weine 50 TECHNOLOGISCHE EINFLUSSFAKTOREN AUF ROTWEINFARBE Optimierung der Maischegärung —› ›— —› Üblicherweise mehr Fruchtigkeit Mehr Phenole Mehr Farbe Säure Kosten 0,07-0,3 €/L —› Kaltmazeration ROTWEINREIFUNG Barrique Tannine Eichenschnitzel PHENOLMANAGMENT DURCH BARRIQUE Kleines Eichenfass mit üblicherweise 226 Liter Inhalt mit unterschiedlichen Toasting Grad (light, medium, heavy) und verschiedenen Eichenherkünften (e.g. Allier, Nevers, Limousin, US, Deutschland, Ungarn, Österreich …). Zweck: +) Abrundung der harten Gerbstoffe +) Gasaustausch; moderater Zutritt von Sauerstoff Entweichen von sauer-scharfen Kohlendioxid +) Farbstabilisierung +) Übertragung von Holzaromastoffen +) Stabilisierung der Farbe Kräftige, haltbare (Rot)Weine von internationalem Format Nachteile: -) hohe Investitionskosten (Fässer, Lagerraum ..) -) Verdunstungsverluste (2-5 %) -) Arbeitsintensiv -) schwierige Hygiene (Brett, ES-Bakterien) 51 BARRIQUE => PHENOLZUSAMMENSETZUNG Pontallier et al., 1982 Versuch mit Barrique aus Allier (A) bzw. burgenländischer Eiche (B) t1=light; t2=medium; t3=heavy Bitteren Weinphenole sind in Barriques niedriger als in Kontrolle !!! Barrique aus Allier (A) bzw. burgenländischer Eiche (B); t1=light; t2=medium; t3=heavy Barrique Weine haben mehr aromatische Phenole als Kontrolle: Vanille, Zimt, Gewürznelke, rauchig 52 PHENOLMANAGEMENT DURCH TANNINE schon seit langem zugelassen, Anwendungssinn hat sich geändert Früher: Schönungshilfsmittel (Gelatine-Tannin) bei Wein; max 10 g/hl Önologische Tannine sind … Pulver von wasser- oder alkohollöslichen Extrakten von verschiedene Hölzern (Eiche, exotische Hölzer – Quebracho) oder von Trauben (hpts. Schalen oder Samen) Derzeit Anwendung von Flüssig-Tanninen verboten Hauptbestandteil: Polymere und monomere Phenole Zweck: +) Verbesserung der Weinstruktur +) Transfer von Aromen, “Holzstil, Barrique-Stil” +) Inhibierung von Laccase (Botrytis) +) Stabilisierung der Farbe +) Eliminierung von Böcksern (H2S) Herstellung von “Designer Wein”, New world wine” QUELLE VON TANNINEN ÍM WEIN TRAUBEN- WEINTANNINE hauptsächlich aus festen Bestandteilen (Kerne, Schalen, Rappen) Procyanidine = kondensierte Tannine (Flavan-3-ole), Tanninpräparate Wirkung: farbstabilisierend, aromamodulierend HOLZTANNINE hydrolysierbare Tannine Ellagtannine von Eiche (Barrique, Chips, Shavings), Tanninpräparate Wirkung: strukturgebend, Verbesserung „Mundgefühl“ bzw. Gallotannine (Eichengallen, Tanninpräparate), Wirkung: antioxidativ 75 Tanninpräparate in Österreich registriert 53 TANNINE => PHENOLZUSAMMENSETZUNG Weingut Wertek: Neuburger , Wein Weingut Hundsdorfer: Zweigelt, Wein ZUSAMMENFASSUNG: Zunahme WW: ~ 0,02 g/l, RW: 0,1-0,2 g/l HBLA Klosterneuburg, Zweigelt, Maische ZUSAMMENFASSUNG: geringer Veränderungen, Präp-abhängig 54 TANNINE FARBINTENSITÄT HBLA Klosterneuburg Zweigelt Keine signifikanten Unterschiede, Tendenzielle infolge Tanninzusatz geringere Farbintensität EINFLUSS VON TANNINEN AUF SICHTBARE MESSBARE FARBE: FARBVALENZWERTE Weingut Hundsdorfer: Zweigelt, Wein Keine für den Normbeobachter visuell erkennbaren Unterschiede Tannine sind nicht färbend und bewirken nur geringe Farbänderung 55 EINFLUSS VON TANNINEN AUF “HOLZAROMASTOFFE” HBLA Klosterneuburg: Zweigelt, Maische GC-MS Analyse von 16 Aromastoffen - nur geringfügige Unterschiede TANNINE: SENSORIK – UNTERSCHEIDBARKEIT DREIECKSTESTS HBLA Klosterneuburg: Zweigelt Maischestadium Mehrzahl der Tanninzusätze mind. signifikant erkennbar (5 %) Zusatz im Maischestadium effizienter – nicht zugelassen? 56 TANNINE: SENSORIK – UNTERSCHEIDBARKEIT DREIECKSTESTS Weingut Hundsdorfer: Zweigelt Weinstadium Tanninzusätze nur in 1 von 4 Fällen signifikant erkennbar (5 %) TANNINE: SENSORIK – QUALITÄT – TYPIZITÄT HBLA KLlbg. Zweigelt, Maische Hundsdorfer, Zweigelt, Wein Geringfügige Unterschiede, vom Einzelfall abhängig Tanninpräparat, Wein, Zeitpunkt … kein Wundermittel ! 57 PHENOLMANAGEMENT DURCH CHIPS schon seit langem zugelassen, Anwendungssinn hat sich geändert Früher: Schönungshilfsmittel (Gelatine-Tannin) bei Wein; max 10 g/hl Önologische Tannine sind … Pulver von wasser- oder alkohollöslichen Extrakten von verschiedene Hölzern (Eiche, exotische Hölzer – Quebracho) oder von Trauben (hpts. Schalen oder Samen) Derzeit Anwendung von Flüssig-Tanninen verboten Hauptbestandteil: Polymere und monomere Phenole Zweck: +) Verbesserung der Weinstruktur +) Transfer von Aromen, “Holzstil, Barrique-Stil” +) Inhibierung von Laccase (Botrytis) +) Stabilisierung der Farbe +) Eliminierung von Böcksern (H2S) Herstellung von “Designer Wein”, New world wine” PHENOLMANAGEMNT DURCH EICHENHOLZPRÄPARATE - CHIPS „Pioniere“: Weinmacher in der neuen Weine (80er) Von 2002-2006 Verwendung in Österreich im Rahmen von Großversuchen (GV light) 12. Oktober 2006: Allgemeine Zulassung in EU (606/2009) Dezember 2006: Festlegung von Reinheitskriterien: Holzart (nur Eiche), Größe (95 % > 2 mm), keine Behandlungen außer Toasting keine Aromatisierung oder Färbung Kennzeichnung (Barrique) verboten Verschiedene Größen: Bretter (boards, inlets) Chips, Beans Shavings Anwendung nur im Wein zugelassen 77 Eichenholzpräparate in Österreich registriert ANWENDUNG EICHENHOLZPRÄPARATE, CHIPS VORTEILE Ersparnis an Kapital (ca. 1€/L), Arbeitszeit, Platz Kaum Verdunstungsverluste (Barrique: 2-10%) Hygiene (keine/kaum Brettanomyces) Umweltargument (Transport) Bessere Nutzung von Eichenbäumen 200 Jahre alte Eiche hat 8-10 m3 Holz und man kann 2 Barrique oder 5 m3 Chips herstellen 58 ANWENDUNG EICHENHOLZPRÄPARATE, CHIPS NACHTEILE: Einfachere Qualität (eindimensionaler) keine Reifung durch Luft-Sauerstoff, Mikrooxigenierung nötig Imageproblem („billiger“ Wein) ANWENDUNG IN ÖSTERREICH: ?? Großversuche (2002-2006): Jährlich ca. 0,5 Mill. Liter Wein (0,2 % d. Produktion), ca. 2.000 Barrique, Neuwert ca. 1.000.000 €, Kostenersparnis ca. 1 €/lt => ca. 500.000 € Seit EU-Zulassung (2006): Menge unklar, ca. 1 Mill. Liter (0,4 % öst. Prod.) Aber: allgemeiner Gegentrend: Holzton ist out —› Stagnation Dosage: 100 – 300 g/hl EFFEKT VON CHIPS UND MIKROOXIDATION DA Schierer; Eder, Christmann 59 CHIPS: GESAMTPHENOLE – ROTWEIN Zweigelt, HBLA, Maische Zweigelt, Mann, Wein ZUSAMMENFASSUNG: Zunahme RW: 0,01-0,25 g/l CHIPS - PHENOLZUSAMMENSETZUNG Relativ geringe Veränderungen bei monomeren Phenolen Größere Veränderungen bei Eichenholzpräparaten als bei Tanninen 60 CHIPS: FARBE – FARBVALENZ – ROTWEIN Chips in Maische: Keine visuell erkennbaren Unterschiede Chips im Wein: Zumeist erkennbare Unterschiede Heller, weniger Rot, mehr Blau Chips im Weinstadium bewirken i.d.R. visuelle Veränderung CHIPS: HOLZASSOZIERTE AROMASTOFFE HBLA Klosterneuburg: Zweigelt, Maische Deutliche Zunahme … aber … nur 1/10 vom Barrique 61 CHIPS: SENSORIK – DREIECKSTESTS + BEWERTUNG ROTWEIN: Weingut Mann bzw. HBLA: Zweigelt Chipszusätze im Maische und Weinstadium zumeist erkennbar Wirkung je nach Stadium sehr unterschiedlich PROTEINE-ENZYME PROTEINMANAGEMENT POSITIVE EFFEKTE + Eiweißreiche Weine sind vollmundiger • Reserve + Eiweißreiche Weine sind länger haltbar • Reserve NEGATIVE EFFEKTE ›— ›— - Eiweiß, insbesondere infolge Infektion – thermolabile, hoher Bentonitbedarf (Körper ), Trübungsrisiko - Eiweiß, insbesondere von gefaulten Trauben (PiP´s), hohes allergenes Potential (Bekömmlichkeit ) ANFORDERUNG: NORMAL REIFE, GESUNDE TRAUBEN GERINGER BENTONITBEDARF EIWEIßSTRUKTUR ev. ÜBER HEFEMANAGEMENT VERBESSERN 62 EINSATZ PEKTOLYTISCHER ENZYMPRÄPARATE POSITIVE EFFEKTE + Verbesserung der Pressbarkeit (Pektinasen) +) Verbesserung der Klärung, Filtrierbarkeit (Pektinasen) +) Stärkere Aromaauslaugung (Glykosidasen) +) Starkere/Schnellere Extraktion von Rotweinfarbstoffen NEGATIVE EFFEKTE - Freisetzung von untypischen Aromen, Medizinalnoten (Depsidase) - Raschere Alterung ?? (Esterasen und ??) - Kosten ANFORDERUNG: Anwendung von für die spezielle Anwendung optimierter Enzympräparate UNTERSUCHUNG HANDELSÜBLICHER PEKTOLYTISCHER ENZYMPRÄPARATE Box und Whiskers Plot, Ergebnisse in nkat/g ; Fischerleitner und Eder, 2009 => Es gibt riesige Unterschiede zwischen Produkten und Erzeugern dh. Vorsicht !! ZUSAMMENFASSUNG DAHER FORDERUNGEN VOM ÖNOLOGEN AN WINZER: ÖNOLOGEN KÖNNEN IM KELLER VIEL MACHEN ABER WIRKLICH GUTE WEINE ENTSTEHEN NUR AUS GUTEN TRAUBEN Standortgerechte Sortenwahl Entsprechend reifes Lesegut Gesundes Lesegut, kein Schimmel u.a. 63 MÖGLICHKEIT ZUR EINREICHUNG VON PROBEN FÜR PRIVATBERATUNG PRÜFNUMMER; GUTACHTEN MONTAG BIS FREITAG, 7.30-16.00 UHR Klbg. Wiener Straße 74 2. Einfahrt, Parkplatz Hauptgebäude Obstverar beitung WEINCHEMIE Parkplatz 64 Wien 1. Einfahrt, Keller wirt schaft